Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste (9.1918-1919)

ein Kind weint in der Nacht.
Mein Herz weint in der Nacht.
Ein Kind weint unterm Herzen einer Magd.
Das Leben rauscht.
Blau ist die Nacht,
Musik in aufgeblühter Stille,
Durch meine Seele schwimmt der Mondeskahn,
O Welt, ich bin ein hingepeitschtes Leben!
O Chor der Nacht, gieß Ruhe über mich!
Es kreist die Welt.
Die Sterne brausen.
Ich bin ein Teil der Welt.
Ich kann nicht schlafen.
Ich schlafe nie.
Ich bin Soldat in einem großen Heer.
Heer-Krieger.
Ich sehe Menschen-Heere,
Mütter-Heere,
Kinder-Heere,
Menschen,
Menschen,
Heere bei Nacht.
Ich atme schwer in mondnen Kissen.
Die Menschen ziehen durch das Schicksal.
An weißer Wand die Menschen-Heere.
Rastlose Wandrer,
tausend Angesichte!
Ich sehe wandern.
Wandern.
leb kann nicht schlafen.
Ich bin ein Menschen-Wanderer.
Ich fliege.
Fliege einsam auf zu Gott.
In sein uraltes Antlitz stürzt mein Schrei.
Ich Ebenbild,
Zu Bild
die Millionen unten Eben-Bild?
Es regnet Sterne.
Starr stehe ich.
Es regnet Sterne über mich.
Und mich bedecken alle Sterne.
Rings fällt das Leid.
Aufsteht ein Lächeln über Zeit und Raum,
o Traum, du Leben,
und o ihr Wurzeln,
hoch in Gott!
Ich bin der Jüngling.
Und meine Seele will gen Mittag,


Vorsprung der Sonnenuhr
Franz Richard Behrens
Viel hunderttausendtiefe Wurzeln bohrt die blaue Blume
Der Blütenschaum fegt seine Seidenfächer sternverankert
Roggenfeld keucht heißen Schweiß
In Waldwipfeln strömt Magnet
Jede Kröte hat einen Motor im Bauch
Spinnennetze drehen rasend Sonnenherz
Blitzender Morgentautropfen treibt Schiffe im Meer
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Schwerter bersten
Heckenrosen sagen Nachtigallen
Rotfinken stoßen Wiesen
Kirschbaumwälder
Steine singen tausend Lieder
Gärten leuchten Tausendsang
Engen locken
Puppen Weiten
Bär lächelt Lämmern
Die weißgefleckten Schafe haben einen braunen Bär
Brennen quellen
Quellen
Bluten
zünden
Adern
Morde brennen
Klingen kalten
Rinnsei rennen seegesättigt
Purpur Herzen betupfen Herz Erdball
du lache
du weine
Schmerzen tränen du gefangen
Kiene knistern
Sonne lacht heimlich enges Liegen
Springt tosend felsenrunter
Mädelmutig waldwärts westen
Schweigen schwebt zwischen den Mündern
Schweigen schwellt Mündungen
Rosendolch schwingt luzincnlicht
Lieben strahlt Tod im Herzen
Lieben strahlt Leben von gestern von heute von morgen
Lieben strahlt Leiden
Klingen geren
Rosen krusten
Eichen flattern
Wurzel fahnen
Rosterhitzen
Bluten taugen Tümpel
Sternespießen
Spiegel leben lustig losen
Alleisenadern
Sternstahladern
Vollsonnegesogen
Wälder umarment .