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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 9.1918-1919

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Zehntes Heft (Januar 1918)
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Runge, Wilhelm: Lieder
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Striepe, Kurt: Du
DOI Artikel:
Cendrars, Blaise: Atelier Marc Chagall
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https://doi.org/10.11588/diglit.37111#0138

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Wezm Du kommst
sbrftet Sommer
Deiner Augen Schmetterlinge Nattern
stiller Mittag
fieg ich lauschend
aa dem Plätschern Deines Lachens
strecke mich im Arm der Blumen
in die Sonne Deines Glücks
da stößt Sturm die seidgen Garben
aus der Stirn ^
rafft das große Segei
Deines Blicks
und mein Herz zuckt auf
ein Dolch
in meinen Händen
Lied
Wilden Meerschaum schwazt Du in die Muschel
die ich bin
am Strand
Eine Welle nickt der andern zu
bis die Seele schwer wird
in den Sand
Deine Augen sind hellblauer Mai
doch schon zucken Bienen
und bald schwärmt es
wie in Fliederblüten
Deine Lippen zwitschern auf die Höh
wie die Sonne ihre goldnen Locken
auf der Wälder Schulter wirft
dann kommt Frieden
Deinen Worten
fällt das müde Auge zu
nur die Hände schluchzen leis
in den Sammt des Kleides
nichts ist so verstiegen
wie mein Wunsch
nach Dir
Und der findet nun
nie mehr zurück
Lied
Finstre Efeuhecke hin zum Grab
fällt Dein Haar
Trauer schluchzt wild auf die stille Bank
immer — immergrünverrankt
und des Auges blaues Veilchen
blüht auf hartem Steine
ruhesanft.
An Dein Antlitz kann der Wind nicht rühren
blätterstill ist aller Zweige Mund
bis des Schmerzes schriller Vogel
aus dem Schlummer Deiner Lippe fährt
und die Wipfel wildes Stürmen packt
das diie Aeste
bodenhin — hoch — himmelauf
zerfetzt
Lied
Wenn Du Deine Augen schließt
ist alles dunkel
meine Hand, die zu Dir will
geht irre ^
dunkel stehe ich ein Baum auf einem Kirchhof
Nur durch meine Zweige läutet Abend
und die Wolken die vorüberziehn
weinen
weinen, bis Du aufschaust
hochauf flattern Falter L

Frühling sonnt im Strahl den Blumen hoch
und mein Fuß der eben wie ein Bettler müd am Graben-
rande liegt
springt auf
Nun die Welt den Schwarm hilfreicher Wege vor das Antlitz
seiner Wünsche wirft.


Kurt Striepe
Das Wiegen Deines Atems kündet unsre Liebe.
Deine Augen strahlen uns Glanz und Meer,
ln Deinen Händen bin ich sanftes Land.
Goldkäferchen lacht Glanz von Deinen Brüsten
Hüften wiegen in mich Sonnenschein
Deines Leibes süßes Heimlichsein —
Gnadet Gott. ^


AieHer Marc ChagaH
La Ruche
Nach Treppen Türen und nach Türen Treppen
Und seine Tür entblättert sich wie eine Zeitung
Visitenkarten überdeckt
Dann schließt sie sich
Unordnung nur Unordnung
Photographien von Leger Photographien von Thobeen die man
kaum sieht
Und obendrauf
obendrauf
Gebrüll von Werken
Zeichnungen, Skizzen und Gebrüll von Werken
Gemälde
Leere Flaschen
„Wir garantieren die völlige Reinheit unserer Tomatensauce"
sagt eine Etikette
Das Fenster ist ein Kalender
Wenn die Riesenkraniche der Blitze miit gewaltigem Krachen
die himmlischen Pinassen
steilen und ausschöpfen
stürzt er
Im Wirrwarr
Verweste Sonne Christus der Kosaken
Und Dächer
Somnambulen Ziegen
Ein Bärenmensch
Petrus Borei
Irrsinn und Winter
Ein Genius gespalten wie ein Pfirsich
Lautreamont
Chagall
Das arme Kind am Schoße meiner Frau
Oh grämliches Entzücken
Die Hacken schiefgetreten
Uralter Kochtopf voll von Chokoladc
Die Lampe spaltet sich
Und dieser Rausch
Sooft ich ihn besuche
Die leeren Flaschen
Flaschen
Zina
(Wir sprachen viel voa ihr)
Chagall
Chagall
Blaise
Deutsch: ^

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