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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 9.1918-1919

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Elftes Heft (Februar 1919)
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Heynicke, Kurt: Gedichte
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Runge, Wilhelm: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.37111#0148

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Gott,
Bruder spricht die stille Stimme in der Nacht.
Mein Bruder, alle Wahrheit ist erwacht
aus Schutt und Asche glüht ein Flammenturm empor
o Bruder, Menschen knieen dir am Ohre in brausenden Gebeten
0 Menschen Gott
gib viele Sünden, dich zu linden
Choral
Es singt mein Herz.
Herz, meiner Seele tiefstes, singt hinauf zu dir,
singt den Choral dir ungemessnen Himmel
weit in Unendlichkeit.
Herz, meiner Seele tiefstes, singt hinauf zu dir,
weit hingestreckt in deine Erde jauchzt mein Blick:
Du bist!
Nicht tote Kirchen künden deinen Namen
nicht dunkle Priester tragen dich in ihren Worten,
es strömt mein Blut in meiner Stirne
mein Willen fühlt sich überströmt von dir
Du bist!
Kein Odem stammelt dich,
du namenloser Mensch im Menschenwald!
Meerwacht
Auf dunkelblauen Himmeln reitet der Mond.
Unten am Meere
zischen die glühenden Schüsse auf Dünen
und gebären im Sand
Tod um Tod.
Zerrissene Gesichter
und schreiende Schmerzen
und tiefe Augen
von uns:
Rache.
Die eisernen Kästen im Meer
verbluten
nordwärts
im Morgen.
Feme Granate
Der Wald springt auf,
die Winde ächzen
aufsternendhimmelende in den Schrei!
Die schwarze Maske
reißt den gelben Fetzen
hoch
der blinden Sonne
peitschenquer
ins Abendgesicht.
Ueber den Sternen
Morgensonne weist den Weg
tausendabertausend Tage ist sie hingeflogen
dir in deine offne Brust
mir in meine aufgeblühte Seele!
Sonne trinken
hoch die hohen Wege wallen
o hoch sind wir
groß erblühend über Allen!
Einst sind unsre Seelen Eine,
eine hochgehobne Siegerseele.
Gott
nimm unsre Leiber von der Seele,
gib den süßen Tod in unsre Hände!

Dichter
Auf uns stürzt Tag
Nacht hebt uns auf
umwirbelt peitscht uns Träne und Entzücken.
Irr unsern Himmel sinkt die blaue Welt
aus ihrem Herzen blühen unsre Sterne
dem Winke unsrer Hand singt Gott, der Geist.
Wir sind ein Kreuz aus tausend Schwertern
weißblütenhingeflattert heller Klang.
Wir sind Erbarmen, großer Schoß
sind Gottes unermeßliches Erlösen.
Wir
Tanz der Welt.
Wir Sonne!
Ihr Menschen, kreist um unsre Seelen!


Gedichte
Wilhelm Runge
Lied
Glocken weiden durch das träume Dorf
Sonne schließt den märchenmüden Mund
scheu auf schiele Dächer schleicht der Mond
Wiese hebt ihr Mückenschwarmgeflüster
summt die Wolkenwangen wankelmüd
Bächlein mit den Augen in den Sternen
stolpertänzelt
stockend
überstein
Seele wendet aus dem Wälderspiele
senkt das Ringelrangelrosenköpfchen
wogt
der Schlaf.
Lied
ln Deine Augen kehr ich ein des Abends wenn ich müde bin
kühl über meine Schwüle rauscht ihr Blick.
Liegt ein Lächeln leicht auf deinen Lippen
biegen sie sich drunter weg zum Tanz
und mein Atem gibt die Diele frei
ihrem wolkenzarten Flüsterfuss
Ginster schlingt die sommergoldnen Arme den geliebten Bienen
um den Hals.
Und der Himmel wirft die blauen Locken in des Nackens
Apfelblütenschnee
Trunken lehnt die Sonne an die Gärten
Deiner Wangen Flieder steht in Duft
zögernd dränge ich durch seine Zweige
breche schnell die allerschönsten Blüten
und nun steht des Herzens Haus voll Frühling.
Winterlied
Himmel flockt schneeab ins Tal der Wald
Winde schlittenfegen drüber hin
und die Füße unsrer Kompagnie spinnen Schnee
sterndiamantgewebt
Maschen fallen aus
Tritt holt sie ein
Tannenwäldertief orgelt das Blut
und verstummt die Lippen
wenn die Sonne aus dem dunklen Traum der Wolken
zum Feldrein tanzt hin auf weißem Teppich
allerschneeweischen
rosenrot.
Lied
Wenn du langsam hingehst
fühl ich Abend
Nebel schieiert hoch

t

*40
 
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