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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 9.1918-1919

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Drittes Heft (Juni 1918)
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Mehring, Walter: Die Frühe der Städte I, [2]: Die Brücke
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https://doi.org/10.11588/diglit.37111#0046

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Die Freundin:
Ich will Gebet um Deine Wege pflanzen Ich werde über-
all hervorblühen
Der Freund:
Jetzt schließt uns ewig aus dem Kreis Jetzt schließe ich
Dein poches Herz in einen fernsten Stern Jetzt reift mein
Herz die Liebe der Planeten
Die Freundin (wendet ab, beide schreiten)
Der Freund die Freundin (begegnen am grünen Sofa)
Der Freund (reißt an sich hingerissen):
Wir sind Wir ist Wir ist die Welt Unsere Sinne besonnen
neue Glut
Die Fr e u n d i n :
O Du Deine Sinne brausen über meine nackte Seele Mein
Atem Du ertrinkt in Deinem Kuß
Der Freund:
Perl perlt Dein Duft in meinem Atem auf Ich schlürfe
Rosenrot von Deiner Haut Rausch brennt die Nacht in
Tausend einen Morgen
Die Freundin:
O Du willst mich? Wir sind ja Freunde Wir
Die Freundin:
Träume Wir träumten Ich liebe den Tag (wirrt sich los
und läuft fort)
Eine schwarze Tür (schließt schnell zu)
Der Freund (will nach wurzelt fest die Arme starren Strek-
ken)
Kristalle (wachsen herab)
Der Freund (verwächst kristallen)
Kristalle (saaten)
Kristalle (trauben)
K r i s t a TI e (gräsern halmen)
Kristalle (platzen raketen)
Palmen (kristallen)
Astern (kristallen)
Kristalle (wiesen)
Kristalle (wesen)
Zw ei Wesen (Kristalle)
Die Mädchen (tappen durch die Waldeshelle der Kristalle)
Mädchen:
Rankes Licht umspannt meine Knie Ich sinke in die Scham
Mädchen:
Helle trinkt die Süße meiner Lippen In meinen Adern
wiegt mein müdes Herz
Mädchen :
In meinen Lidern wiegt die Helle sich und saugt die Mü-
digkeit aus meinen Augen
Mädchen :
In meinem Schoße samt ein dunkler Stern und Dunkel
fruchtet aus zwei kosen Händen
Mädchen:
Die Helle zerpflückt mein Herz
Mädchen :
Die Helle zerschimmert mein Blut
Mädchen:
Weiß schluchzt Birken
Mädchen :
Dunkel Schluchten Berge
Mädchen:
Ich berge mich im Weiß der Birke
Die Mädchen (finden die schwarze Tür, läuten)
Die Glocke (antwortet nicht)
Die Mädchen (strähnen ihr dunkles Haar)
Ein Kristall (läutet)
Kristalle (läuten)
Alle Kristalle (läuten)

D i e F u g e der Kristalle
Kristall:
Haß und Haß
Kristall:
Haß und Sehnen
Kristall:
Haß ermordet alle Helle
Kristall:
Liebe küßt das Dunkel hell
Kristall:
Haß sehnt Liebe
Kristall:
Haß küßt Sehnsucht
Kristall:
Liebe liebt
Kristall:
Haß die sternenlose Liebe
Kristall:
Haß die traumverhöhnte Sehnsucht
Kristall:
Haß vergilbt das Gold der Träume
Kristall:
Scham und Mitleid
Kristall:
Haß und Sehnen
Kristall:
Ich küsse die Träume blond brennt mein Beten
Kristall:
Ich lache die Sehnsucht Knabennacht samtet das Beet
meiner Scham
Kristall:
Ich trage den erloschenen Stern Ich lösche meine Träume
aus Meine Schmerzen lallen Kinderjauchzen
Kristall:
Dein Kindermund zerlächelt meine Träume
Kristall:
Meine Liebe hat Dich zum Kind gestreichelt Du Erlöser
Wer meine Träume zwingt Mein Lächeln siegt die Sehn-
sucht aller Welt
Kristall:
Haß Dein grenzenloses Mitleid
Kristall:
Haß die uferlose Sehnsucht
Kristall:
Haß die weltenlose Liebe
Kristall:
Sehnsucht betet die brünstige Scham
Das Licht (verwächst kristallen)
Das Wachsen (kristallt)
Das Ruhen (kristallt)
Ein Kristall (Sas das Wesen):
Ich schreite hinüber Mein Bruder baut von Sternzustern
Seine sehnenden Hände tragen
IV
Die drei Türen weit offen
Sas (in grauem Kittel, die Haare gelöst, hockt auf der unter-
sten Stufe)
Der Herr in Trauer (tritt heraus)
Der Herr in Trauer:
Deine Augen wachen in meinen Blick Deine goldenen
Tänze sind erloschen Fremde spielen mit den Wundern
meiner Einsamkeit
Sa s (spielt welke Blätter durch die Finger)
Der Herr in Trauer-
Warum beugst Du Deine Augen in meinen Weg Deine
Blicke reichen nicht zu mir Mein Warten spannt die
lange Zeit und geht Mich trägt die Zeit und meine Flü-
gel reichen um die Erde

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