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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 9.1918-1919

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Drittes Heft (Juni 1918)
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Mehring, Walter: Die Frühe der Städte I, [2]: Die Brücke
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https://doi.org/10.11588/diglit.37111#0048

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S a s (steht auf und geht fort) ' ' '
Ein Haus schmält weißhart auf
Buschwerk bauscht sich zur Seite
Blauglanz glast über Orange
Auf Wipfeln flimmen Kehlklinger
Mädchen schlendern dreieingefügt
Mädchen:
Die Stunde wächst golden reif
Mädchen:
Pflücken Pflücken
Mädchen:
Morgen ich und morgen reif Wir liebkosen Morgenfrühe
S a s (reiht sich los):
Wer wartet Ich bin reif Wer wacht Ich komme traumge-
schritten Wer küßt Meine Tänze überschütten rosenrot
Ich streife den Morgen nackt von meinen Tänzen
Mädchen (bewundern)
Geheimnis gläsert Deinen Körper
S a s (hascht mit raffem Griff Geschmeide auf eine gläserne
Kugel daran zerspringt)
S a s (schrickt zusammen)
Die Mädchen (bergen ihren Kopf in Händen)
Freund (stürmt vor stürzt die Knie ihr zu Füßen)
DerFreund:
Rette mich Meine Hände morden Du bist auch ein Kind
und kannst einen ansehn Wer rettet mich vor meinem
Angesicht
DerFreund:
Ich kann nichts sehn Ich sehe alles Die Welt starrt aus
zwei brechenden Augen Meine Augen sprangen in zwei
Höhlen hinab Blutnacht ist ewige Helle
S a s (weint auf die gekrampften Hände)
Der Offizier (springt Stufen zur mittleren Tür):
Aug um Auge Kein Beten birgt
Der Freund (zertritt alle Wege):
Beter lachen Mein Morden höhnt
Der Offizier (schaudert zurück):
Wir beide waren Kinder
DerFreund:
Wir spielten unsere Sünden
Der Offizier:
Wir lachten wir aus Wunden
DerFreund:
Sterne sangen ihr Morden Ein Kind hat geschrien ich
spiele mit der Angst der Sterne
Der Offizier zieht den Säbel)
Der Säbel (erschlägt den Offizier)
Die Mädchen (fliehen zu den Büschen)
Die Büsche schlagen grün zusammen
Zwei Schreie (kämpfen in den Lüften): Sas
Der Freund (blickt):
Sas
Sas (blickt):
Meine goldenen Tänze sind erloschen
Der Freund (trägt den toten Offizier die Stufen hinan ins
Haus)
Erdreich ausgemuldet
Sas (löst sich von der Erde empor):
Das Gestern träumt das Heut ist satt Tanze doch mein
Schatten Er ist trüb Erloschen sind meine Tänze
Klingen schneidet weh die Lüfte

Sas (legt nieder):
Graben schollert Graben grabt Ich soll nicht mehr jung
sein Sie zerren meine Jugend Grabt Sie begehren meine
Jugend Grabt ein
Scharren kratzt in Erde
Sas:
Mein Schauen trug mich Mein Fühlen hielt mich im
Schoße Ich schreite fröstelnd Ich Ich trete wache Erde
Sas (schließt die Hände aneinander)
Stimmlaute surren taumelnd nieder
Sas (schreit leise auf schiebt mit dem Fuße beiseite schüttet
Erde drüber)
Der Herr in Trauer (verläßt das Haus durch die mittlere
Tür)
Sas:
Du gehst zu den Sternen
Der Herr in Trauer:
Ich gehe zu den Sternen ein Mein Sehnen strahlt aus mir
hinüber
Sas:
Mein Herz erblaßt in Deinem Gluterschaun Allo Sterne
verneigen sich vor Deinem Aufgang
Der Herr in Trauer:
Alle Sterne erfrieren in der Glut meiner Sinne Der Him-
mel neigt Die Sterne küssen meinen Glanz
Sas (bringt dar):
Auf Deinen Lippen sternt mein Leib zu Gott
Sas (bringt dar):
Aus meinen Tänzen springt mein Herz zu Dir
Sas (bringt ihr Verzücken dar):
Nimm mich zu Deinen Sternen Vater
Der HerrinTrauer (weicht zurück):
Ich begehre Dich nicht
Sas (schmiegt den Kopf an seine Hände)
Der Herr in Trauer (berührt Sas)
Ihre Schultern sinken herab
Die Büsche brausen grün auseinander
Das Haus lodert weiß in die Sterne
Grün ist Nacht
Blau funkelt Stern
Der weiße Turm
Eine Eisentreppe dreht Spiralen zur Höhe
Ein Toter (liegt weit ausgestreckt)
Passanten (knien zur Seite)
Mädchen (knien unbeweglich)
Sas (Schreiten ins Blau der Sterne)
Zwei Rufe (kreisen): Sas
Sas (kreuzt die Arme, preßt den Kopf an die linke Schultet
schreitet wühlen tiefen Sand)
Sas (blickt)
Die Sterne (schneien blau in brache Augen)
Rufen (die Höhe): Sas
Sas (steigt die Eisentreppe in die Höhe)
Die Mitte des Turmes
Das erste Turmzimmer '
Der Freund (will zur Tür raus)
Sas (erscheint in der Tür)
Der Freund:
O Du hast Augen Die finden immer
Sas:
Ich suche hinüber Hier blickt kein Stern
Der Freund:
Mich findet keiner '.

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