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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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11. Heft
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Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0378

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11. HEFT

A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG

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es sich leicht verjüngt und sich vor der Mündung in einem deutlich markierten Endstück wieder
verstärkt. 130 cm hinter der Mündung befinden sich die 11 cm langen, konisch verlaufenden Schild-
zapfen. Das Rohr ist für Hinterladung eingerichtet. Den Verschlufs bildet ein starker, von rechts
einzuschiebender Bolzen und eine jetzt nicht mehr vorhandene, von hinten einzusetzende Schraube.
Nahe der Mündung sitzt ein Korn, dem hinten ein Visiereinschnitt entspricht. Um das auf der
oberen Seite befindliche Zündloch herum ist auf drei Seiten eine Rinne vertieft, die wohl das Auf-
schütten des Pulvers erleichtern resp. ein Abgleiten desselben verhindern sollte, also gewissermafsen
eine Pfanne ersetzt. Das Kaliber beträgt 5,5 cm.


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Im folgenden haben wir eine Reihe erlesener Bronzerohre aus der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts zu betrachten, die durchweg auf Lafetten montiert sind.
Das Falkonett Nr. 857 (siehe Abb.) ist in seinem hinteren, 90 cm langen Teile achtkantig,
dann rund, und endet in einem verstärkten, wieder achtkantigen Mündungsstück. Das Rohr ist
2,13 m lang, das Kaliber beträgt 5,8 cm. — Hier ist bereits viel mehr Wert auf das Ornamentale
gelegt: Ein doppeltes Schuppenband trennt und verbindet die Teile des Rohres, der Boden endet
in einem starken Knaufe, auf dem achtkantigen Teile ist das Schwarzburgische Löwenwappen und
darüber ein fliegendes Band mit der Jahreszahl 1522 sowie den Buchstaben E. P. G. M. angebracht,



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für die schon das Inventar von 1713, nach dem das Stück eine anderthalbpfündige Kugel schofs,
keine Erklärung gibt. — Die formale Verwandtschaft mit dem vorhergehenden Stücke ist übrigens
ganz unverkennbar.
Das Falkonettrohr Nr. 859 (siehe Abb.) ist eines von vier fast gleichen Stücken. Das Rohr
ist 2,18 m lang, verläuft zunächst auf 1,10 m Länge achtkantig (durch einen Ring und Versetzung
der Kanten unterbrochen), und dann rund, wobei das sich verstärkende Mündungsstück wieder
durch ein ornamentales Band deutlich abgetrennt ist. Auf dem kantigen Teile trägt es einen Schild
mit dem schwarzburgischen Löwen, darüber in einem Bande ebenfalls die Jahreszahl 1522. Der
Pfannendeckel ist ebenfalls ornamental ausgestaltet. Auf dem runden Teile, 70 cm hinter der
Mündung, befindet sich ein Einhorn. Die Stücke Nr. 860—863 sind vollständig gleich, nur dafs die
beiden letzteren statt des Einhorns das Bild eines Drachens zeigen.
Den Typus einer weiteren Gruppe von drei gleichen Rohren repräsentiert Nr. 864 (siehe Abb.).
Es ist ein Falkonettrohr von 1,63 m Länge und mit einem Kaliber von 3 (bei den beiden
 
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