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PAUL POST, WAFFE UND KOSTÜM
BAND 9
in denen Kostüm und Bewaffnung gemeinsam be«
handelt werden, pflegt dies in loser Aufeinanderfolge
zu geschehen, ohne daß auch nur der Versuch gemacht
Abb. 1. Paris, Bibi. Nat. ms. lat. 8886.
12. Jahrh. Anfang
wird, beide Teile durch Hervorhebung des Gemein«
samen organisch miteinander zu verknüpfen. Und doch
gehen diese Berührungspunkte wenigstens dort, wo
Abb. 2. Teppich von Bayeux, 11., Anfang 12. Jahrh.
dem Kostüm und der Waffe ähnliche Aufgaben zu«
fallen, über das rein Begriffliche derTracht weit hinaus.
Die Bestandteile der Tracht, die wir dabei im Auge
haben, sind vor allem die den männlichen Körper
deckende Bekleidung auf der einen Seite,
und der ihn schützende Harnisch auf der
anderen. Sie schlagen
zwischen Kostüm und
Bewaffnung die Brücke
gemeinsamerGestaltung
und durch die engen Be«
Ziehungen zwischen dem
Kostüm von Mann und
Frau wird mittelbar auch
letztere mit einbezogen.
Eine Reihe solcher
Beziehungen namentlich
aus der letzten Phase der
Harnischentwicklung
sind der Forschung nicht
entgangen, ohne darin
indessen viel mehr als
Zufälligkeiten zu erblik-
ken. Durcheilen wir
im schnellen Fluge die
gleichzeitige Entwick«
lung beider Trachtge«
biete seit dem frühen
Mittelalter, nur an den
wichtigsten Etappen halt
machend! Der Vergleich
wird genügen, uns da«
von zu überzeugen, wie
dauernd und innig ihre
Beziehungen zueinan«
der tatsächlich sind.
Zur männlichen Klei«
düng gehören seit dem
frühen Mittelalter bis
ins 14. Jahrhundert als
Hauptbestandteile ein
bis zum Knie reichen«
der oder noch längerer
Ärmelrock und als
Kopfbedeckung die aus
der Antike übernom«
mene Kragenkapuze, die
sogen. Gugel (Abb. 1).
Ganz die gleichen Eie«
mente treffen wir als
wichtigste Bestandteile
beim mittelalterlichen
Abb. 3. Grabstein des Jean
de Pluvinage (f 1376) Arras
Abb. 4. Aus dem Ms. des
Guillaume de Machaut, v. 1370
Harnisch dieser Periode an: das Panzerhemd, mag
es nun ein mit Plättchen oder Ringen verstärkter Leder«
rock sein oder ein regelrechtes Kettenhemd, und die
PAUL POST, WAFFE UND KOSTÜM
BAND 9
in denen Kostüm und Bewaffnung gemeinsam be«
handelt werden, pflegt dies in loser Aufeinanderfolge
zu geschehen, ohne daß auch nur der Versuch gemacht
Abb. 1. Paris, Bibi. Nat. ms. lat. 8886.
12. Jahrh. Anfang
wird, beide Teile durch Hervorhebung des Gemein«
samen organisch miteinander zu verknüpfen. Und doch
gehen diese Berührungspunkte wenigstens dort, wo
Abb. 2. Teppich von Bayeux, 11., Anfang 12. Jahrh.
dem Kostüm und der Waffe ähnliche Aufgaben zu«
fallen, über das rein Begriffliche derTracht weit hinaus.
Die Bestandteile der Tracht, die wir dabei im Auge
haben, sind vor allem die den männlichen Körper
deckende Bekleidung auf der einen Seite,
und der ihn schützende Harnisch auf der
anderen. Sie schlagen
zwischen Kostüm und
Bewaffnung die Brücke
gemeinsamerGestaltung
und durch die engen Be«
Ziehungen zwischen dem
Kostüm von Mann und
Frau wird mittelbar auch
letztere mit einbezogen.
Eine Reihe solcher
Beziehungen namentlich
aus der letzten Phase der
Harnischentwicklung
sind der Forschung nicht
entgangen, ohne darin
indessen viel mehr als
Zufälligkeiten zu erblik-
ken. Durcheilen wir
im schnellen Fluge die
gleichzeitige Entwick«
lung beider Trachtge«
biete seit dem frühen
Mittelalter, nur an den
wichtigsten Etappen halt
machend! Der Vergleich
wird genügen, uns da«
von zu überzeugen, wie
dauernd und innig ihre
Beziehungen zueinan«
der tatsächlich sind.
Zur männlichen Klei«
düng gehören seit dem
frühen Mittelalter bis
ins 14. Jahrhundert als
Hauptbestandteile ein
bis zum Knie reichen«
der oder noch längerer
Ärmelrock und als
Kopfbedeckung die aus
der Antike übernom«
mene Kragenkapuze, die
sogen. Gugel (Abb. 1).
Ganz die gleichen Eie«
mente treffen wir als
wichtigste Bestandteile
beim mittelalterlichen
Abb. 3. Grabstein des Jean
de Pluvinage (f 1376) Arras
Abb. 4. Aus dem Ms. des
Guillaume de Machaut, v. 1370
Harnisch dieser Periode an: das Panzerhemd, mag
es nun ein mit Plättchen oder Ringen verstärkter Leder«
rock sein oder ein regelrechtes Kettenhemd, und die