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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0099

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HEFT 2

LITERATUR

81

Bedeutend geringer war die Nachfrage nach den Unis
formen, unter denen sich überwiegend Exemplare der fride»
ricanischen Zeit, aber auch solche des 19. Jahrhunderts be»
fanden. Ohne Zweifel wirkte die politische Anschauung der
Zeit auf den Absatz hemmend ein. Die besseren Stücke fanden
zu den aufgeworfenen Preisen keinen Liebhaber, schlechtere,
beschädigte Stücke gingen teilweise zu unglaublich niederen

LITER
Arnold Hagemann, Griechische Panzerung, eine ent*
wicklungsgeschichtliche Studie zur antiken Be»
waffnung, mit 173 Abbildungen im Text. I. Teil. Der
Metallharnisch. Kommissionsverlag Teubner 1919.
Ausgangspunkt der Untersuchung ist der Waffenfries der
pergamenischen Athenahalle, dann werden die Panzerformen
der vorausgehendenZeiten behandelt. Der Panzer des 7./6.Jahr»
hunderts hat steife Glockenform, im oberen Teile Angabe der
Muskulatur, im unteren stark ausladenden Rand, und ist stets
aus Vorder- und Rückschale zusammengesetzt. Im Laufe der
Entwicklung paßt sich der Panzer immer mehr den Körper»
formen an. Als Heimat dieses Typs nimmt der Verfasser die
Peloponnes an, bei den Joniern begegnet er erst erheblich
später, hier herrschte der Lederkoller. Einen besonderen Typus
scheint Chalkis mit seiner hochentwickelten Toreutik ausge»
bildet zu haben. Bald nach dem Beginn des 5. Jahrhunderts
macht der jonische Einfluß sich auch in der Bewaffnung mehr
und mehr geltend, der ovale boiotische Schild wird durch den
jonischen Rundschild abgelöst, der alte Glockenpanzer ver»
bessert durch engere Anpassung an die anatomischen Einzel»
heiten des Körpers und Anfügung einer Reihe von Klappen
(Pteryges) zum Schutze des Unterleibes, die vom jonischen
Lederkoller übernommen wurden. Die letztmögliche Aus»
bildung des „Muskelpanzers“ mit eingehender anatomischer
Detaillierung und mit dem stark zum Schutze des Unterleibes
heruntergezogenen unteren Abschluß begegnet zuerst auf einer
Vase des Duris, dann regelmäßig auf den Vasen des poly»
gnotischen Stiles, am Parthenonfries, am Nereidenmonument
von Xanthos, am Heroon von Gjölbaschi »Thrysa und den
Grabreliefs des 4. Jahrhunderts. An das vordere abgerundete
Ende setzt sich vielfach wie ein Stabkranz eine Borde langer
Pteryges an. Die Grundform bleibt nunmehr unverändert, auch
als in römischer Kaiserzeit Prunkpanzer besonders an Kaiser»
statuen reichen Schmuck in Treibrelief erhalten, der vorher
nur sparsam angewendet wurde. In einem besonderen Unter»
abschnitt werden die Zubehörteile des entwickelten Muskel»
panzers, Pteryges, Schulterklappen und Feldbinde nochmals
einzeln besprochen, wobei manches schon vorher Gesagte
wiederholt wird.
Nachdem fast ganz aus den Darstellungen ein Bild der Ent»
Wicklung gewonnen wurde, werden nun die erhaltenen Ori»
ginale einschließlich der verkleinerten Votive aufgezählt, doch
leider nicht in der gleichen typologischen Abfolge, sondern
in der alphabetischen Reihenfolge der Museen, und daraus
wird dann nochmals die ganze Entwicklungsgeschichte der
Panzerung und ihrer Einzelheiten abgeleitet, die zu der aus
den Darstellungen gewonnenen nur eine Anzahl unwesent»
licher Ergänzungen, in der Hauptsache aber Bestätigungen
bringt. Die Ausscheidung der allerdings mehr für technische
Fragen und für Bezeichnungen des Ganzen wie einzelner Teile

Preisen ab. Nur zwei sehr seltene Soldatenkostüme der Zeit
des dreißigjährigen Krieges erhielten namhaftere Preise. Beide
aus elenledernem Koller mit Hose und Flut bestehend, er»
reichte das erste nicht ganz tadellose den Preis von 1700 Mk.,
das zweite um so schönere mit einem großen breitrandigen Hut
(Nr. 115) 4100 Mk., wofür es in den Besitz des Berliner Zeug»
hauses überging. Georg Lil

A T U R
bedeutungsvollen antiken Schriftquellen ist weniger zu billigen
als die Zusammenfassung der Nachrichten über Material und
Herstellungsweise zu einem eigenen Unterabschnitt.
Dann aber folgt ein überaus buntes Kapitel mit der Über»
schrift: Vorstufen, Parallelen, Nachklänge. Die Deutung der
beiden goldenen Brustplatten aus dem mykenischen Schlacht»
grabe als Panzerungsplatten lehnt der Verfasser mit Recht ab.
Die Männer der „Kriegervase“ tragen einen, dem archaischen
Glockenpanzer bereits sehr ähnlichen Harnisch, doch gibt die
Darstellung keinen brauchbaren Hinweis auf das Material.
Turmschild und Metallpanzer schließen sich aus, das ist längst
erkannt, und dieser erscheint darum nur an nachweislich jungen
Stellen des Epos. Dagegen ist die Mitre, der Metallschutz für
Magengrube und Unterleib, sicherer Bestand der althomerischen
Bewaffnung.
Unter den „Parallelen“ wird auch die Gürtelpanzerung ab»
gehandelt, die zwar in Unteritalien mit dem bronzenen Stück»
panzer kombiniert wird, sonst aber durchaus ihre eigene
Geschichte hat. Ob die großen elliptischen Bronzegürtel der
italischen Villanovazeit wirklich Panzerstücke sind, ist doch sehr
fraglich; ich möchte sie eher für Frauenkorsagen halten. Auch
die einheimisch»italische Panzerungsweise wird zwar sehr kurz,
aber doch im ganzen richtig dargestellt, ohne allerdings den
Versuch zu machen, den chronologischen Fragen und den Stil»
Zusammenhängen der oskisch»samnitischen Brustscheiben nach»
zugehen; ein sehr wichtiger Faden würde zu den kretischen
Bronzeschilden führen, von denen ein Teil meines Erachtens
ebenfalls dem Brustschutz gedient hat. Dann wird schließlich
ein Verzeichnis der nichtgriechischen Glockenpanzer gegeben,
wie sie im Bereich der mitteleuropäischen Hallstattkultur mehr»
fach gefunden und zweifellos nach griechischen Vorbildern
gearbeitet sind. Entgangen ist dem Verfasser dabei die Statue
eines keltischen Häuptlings im steif archaischen Glockenpanzer
aus Grezan (Esperandieu, Recueil general I Nr. 427; Schumacher,
Gallier»Darstellungen = Katalog 3 des Römisch »germanischen
Zentralmuseums Nr. 1). Ein Anhang behandeltTeilpanzerungen
für Arme und Beine.
Die kurze Inhaltsangabe zeigt bereits, wie verhängnisvoll
es werden muß, an einem doch zufälligen Ausgangspunkt der
Studien kleben zu bleiben, wenn dieser nicht am Beginn, son»
dem etwa in der Mitte der Gesamtentwicklung liegt. Nicht
nur die chronologische Linie wird gebrochen, auch alle Über»
sichtlichkeit geht verloren, wenn erst die pergamenischenWaffen»
stücke der hellenistischen Zeit, dann die vom 7. Jahrhundert
ab gebräuchlichen und erst dann die Entwicklung vor dem
7. Jahrhundert behandelt werden. Daß die literarischen Nach»
richten und das Verzeichnis der erhaltenen Originale besondere
Kapitel erhalten, fördert die Zerreißung noch mehr und stellt
den Wert des Buches als eines bequemen Nachschlagewerkes
ernstlich in Frage; diese beiden Abschnitte hätten unbedingt
 
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