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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 6/7
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Gümbel, Albert: Geschützlieferungen Gregor Löfflers für die Reichsstadt Nürnberg 1553 - 1555
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Reimer, Paul: Nochmals die älteren Hinterladungsgeschütze
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0226

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PAUL REIMER: NOCHMALS: DIE ÄLTEREN HINTERLADUNGSGESCHÜTZE

BAND 9

194

der Herberge, d. h. bezahlte seine Wirtsrechnung
— deren Betrag uns noch in einer Aufzeichnung des
Ratsschreibers W. Gebhart erhalten ist16) —, sondern
verehrte ihm noch ein Kleinod und einen Doppel*
becher; der Betrag seiner Abrechnung wurde ihm
ausbezahlt und überdies noch, trotz seines Sträubens,
12 Taler, welche er in Regensburg für das „Aus*
heben“ der Geschütze aus den Schiffen ausgegeben
hatte und die ihm eigentlich noch zur Last gefallen
wären. Mit lebhaften Dankesbezeigungen schied der
Meister von der Stadt.47)
In welcher Weise nun Löffler die neue, ihm ge*
stellte Aufgabe im Frühjahr und Sommer 1555 löste,
soll in einem zweiten Abschnitt dieses Aufsatzes
ausgeführt werden.

Die hier benutzten Aktenstücke gehören zum größten
Teile einem Faszikel der sogen. Reichsstadt Nürnberger Kriegs*
und Zeugamtsakten des Nürnberger Staatsarchives an (Archiv*
bezeichnung Saal II Lade 33 No. 7), teils entstammen sie den
Nürnberger Briefbüchern, d. h. Kopialbüchern der vom Rate
ausgegangenen Schreiben. Hiezu treten noch mehrere Rats*
dekrete, die Hampe in seinem Werke „Nürnberger Ratsverläße
über Kunst und Künstler“, Bd. I, veröffentlicht hat. Die Akten*
stücke der Kriegs* und Zeugamtsakten (abgekürzt K.Z.A.) sind
durchweg Originale; die von Löffler herrührenden Schrift*
stücke und Briefe sind nur von ihm unterzeichnet, im übrigen
von zweiter Hand geschrieben. Wo Aktenstücke zum Abdruck
kamen, wurde die für Herausgabe mittelalterlicher Aktenstücke
übliche Vereinfachung der Schreibung angewandt. Baader hat
in Zahns Jahrbüchern für Kunstwissenschaft, Jahrg. I, schon
einige kurze Nachrichten über diese Geschützlieferungen ge*
geben, aber nur auf Grund der Nürnberger Briefbücher. Die im
Akt der „K.Z.A.“ enthaltenen Schriftstücke hat er nicht gekannt.

NOCHMALS
DIE ÄLTEREN HINTERLADUNGSGESCHÜTZE
VON PAUL REIMER

Im Pillauer Tief sind beim Baggern vier mittel*
alterliche schmiedeeiserne Geschützkammern gefun*
den worden, von denen eine noch geladen war.
Hierüber spricht Z.H.W.K. 9, 117 flg. Dr. Paul Post.
In diesem Falle darf man, den Umständen ent*
sprechend, in der Tat annehmen, daß es sich um
eine Ladung aus der Zeit handelt, in der das Ge*
schütz noch nicht veraltet war. Ich hege sonst nicht
unbegründete Zweifel gegenüber solchen Funden.
Essenwein bildet auf Taf. XXIII seiner „Quellen zur
Geschichte der Feuerwaffen“ zwei kleine Kammer*
geschütze von etwa 1440 ab (er datiert sie wohl etwas
zu früh auf 1400—1420), die aus Pößneck in Thüringen
stammen. Sie entsprechen dem Typus unserer Abb. 3.
Auf Seite 18 der Erläuterungen sagt Essenwein hierzu:
„Sie sind aus Eisen gegossen und das eine derselben
noch auf dem altenHolzblock aufgeschmiedet,während
das andere noch die Steinkugel trägt, welche es ent*
senden sollte und somit ohne Zweifel auch die
von Löffler eigenhändig unterfertigtes Stück des Vertrags,
welchen auf Nürnberger Seite die Ratsherrn Paulus Gruntherr
und Jobst Tetzel abschlossen, ist noch beim Akt (K.Z.A. No. 18)
verwahrt.
48) Rechnungsaufstellung über die „Zehrungs*
kosten“ für den Aufenthalt Löfflers in Nürnberg
30. August bis 5. September 1554 (K.Z.A. Stück No. 19):
Maister Gregori Löfflers, püchsengiesser von Ynnßprugk, zerung.
Adi donerstags den 30. augusti diß 1554 jars ist maister
Gregori Löffler, püchsengiesser, mit ainem seinem sun und diener
zu roß zum nachtmal hieher kumen, und bis auf den mifwoch,
5. septembris, darnach hie verharrt; ist auf ine und die seinen

Ladung.“ Dieser seltene Fall interessierte mich ganz
außerordentlich. Als ich 1902 Gelegenheit hatte, die
Geschützsammlung des Germanischen Museums
durchzuarbeiten, nahm ich mich der Büchse von
Pößneck ganz besonders an. Sie war inzwischen in
verschiedenen Artikeln erwähnt worden, und man
hatte auf die Bedeutung dieses auf uns gekommenen
geladenen Geschützes hingewiesen. An Ort und Stelle
war ich etwas enttäuscht. Ich sah sofort, daß die im
Rohr steckende Steinkugel für das Kaliber des Ge*
schützes etwas zu groß war, denn sie saß zu weit
vorne im Fluge. Das Zündloch war verschlossen —
irgend jemand hatte es als „leider vernagelt“ be*
zeichnet. Ich konnte aber keinen Nagel darin finden.
Bei diesen meinen Bemühungen lösten sich der
Schmutz und Rost, die das Zündloch oberflächlich
verstopft hatten, und ich konnte mit einem Draht
feststellen, daß die Kammer völlig leer war. Wahr*
scheinlich hatten unberufene Hände irgend wann
mitsamt den gesten, die er gehabt und sich zum fa.il selbs zu
ime geladen, für zerung aufgangen, wie folgt:
Item in die kuchen für allerlei notturft der speis zum tisch
in suma 10 fl. 2 fli 7
Item merfür 57 mass wein, die mass um 16 fl>,fuf 3 fl. 5 S1 6 -4
Und die drei pferd in als verzert 3fl. 28 aj.
Summa summarum 17 fl. minder 1 4L
Wilbolt Gebhart,
ratschreiber subscripsit.
(Von anderer Hand) Dedimus 20 fl. eidem.
4’) Vgl. den oben angeführten Ratsverlaß bei Hampe No. 3504
am Schlüsse.
 
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