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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 1
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Post, Paul: Gibt es Beschaumarken auf Klingen?
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Zu den Tafeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0045

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HEFT 1

ZU DEN TAFELN

29

wird überall die Beschau in der Weise gehandhabt
sein, daß die verworfenen Klingen zerschlagen und
vernichtet werden. Es ist daher beispielsweise ebenso
unrichtig wie beim Passauer Wolf, wenn Böheim an
spanischen Klingen die bekannte Toledaner Marke T
als „behördliche Beschau“ bezeichnet.7)
Wir haben es hier anscheinend ähnlich wie beim
Passauer Wolf um eine lokale, vermutlich gleichfalls
verliehene Zunftmarke zu tun.
Es ist also ein grundsätzlicher Unterschied zu
machen zwischen der Markierung von Klingen und
den anderen Produkten der Waffenschmiedekunst,
wie namentlich der Plattner, oder der Büchsenmeister.

Bei diesen letzteren ist das kalte Einschlagen einer
Beschau* oder Beschußmarke nach Fertigstellung
durchaus möglich und in der Tat angewandt. Denn
bei Harnischen und Helmen lehrt der Augenschein,
daß die Beschau, ja auch die Meistermarke erst nach
dem Schleifen kalt eingeschlagen ist. Bei Schuß*
waffen liegt der Fall insofern anders, als die
Meistermarken an Lauf und Schloß wie bei den
Klingen beim Schmieden warm eingeschlagen zu
werden pflegen. Die amtliche. Beschuß *Revisions*
marke hingegen wird, wie es ja nicht anders sein
kann und heute noch gehandhabt wird, nachträglich
kalt eingeschlagen.

Z U D E N

TAFELN

I. MEISTERWERKE DER WAFFENSCHMIEDEKUNST
Tafel I
Wenn heute die Sammlung mittelalterlicher Helme im Zeug*
haus jeden Vergleich mit den Beständen in Madrid, London und
Wien aushält, so ist das einer Reihe glücklicher Neuerwerbungen
zu danken, von denen ein paar Stücke hier abgebildet werden
sollen.
1. Eine deutsche Schaltern aus der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts mit aufschlächtigem Visier. Das formal sehr
elegante Stück hat eine Höhe von 22,3 cm, ein Gewicht von
2,930 kg und mißt von der Mitte des Visiers bis zur Mitte des
spitz zulaufenden Nackenschirms 40,7 cm Liier ist auch die
Beschau* und Meistermarke eingeschlagen. Das Wahrzeichen
der Stadt Augsburg, der sogen. Stadtpyr, ein mit der Spitze


nach oben aufgestellter Pinienzapfen; als Marke eines leider
unbekannten Waffenschmieds zwei konzentrische Kreise.
2. Ein deutscher Stechhelm um 1500. A. Dürer in
seiner bekannten Handzeichnung hat uns ein getreues Abbild
des Stücks mit allem Riemenzeug und den Nestelschleifen der
eingebundenen Kappe hinterlassen. Das Gewicht beträgt 7,0 kg,
das Maß von Visiermitte bis zur größten Ausladung am Hinter*
köpf der Glocke 39,3 cm.
3. Ein sogen. Maximiliansharnisch um 1520. Die
in allen Teilen zusammengehörige und trefflich geschlagene
Rüstung ist neu aufgestellt Mit der alten Tradition, Harnische
7) Böheim, Meister der W. vom 14.—18. Jahrh. 1897 S. 3,
126 usw.

möglichst groß wirkend aufzubauen ist gebrochen worden und
versucht, das Stück so zu zeigen, wie es sich am Körper des
Bestellers präsentierte. Wenn auch zugegeben werden muß,
daß manches Stück in der alten Aufstellung romantischer und
imposanter aussah, so glaubten wir doch im Flinblick auf die
historische Treue alle malerischen Rücksichten fallen lassen
zu müssen. Binder
II.ALTE TRACHTEN, Tafell
A. Kostü m aus gelbem Atlas, mit schwarzem Sammetband
besetzt. Bestehend aus dem mit gelber Seide gefütterten Wams,
das mit zehn Knöpfen geschlossen wird, den zugebundenen,
geschlitzten Hosen, mit gesteiftem Latz und gelbledernen
Strümpfen, der Schaube aus gelbem Seidendamast mit großem
Granatapfelmuster, breitem Kragen und gepufften Ärmeln.
Nach dem Inventar der lnventions*Cammer 1711 hat das
guterhaltene Kostüm dem Kurfürst Moritz gehört. Der Stil
des Kostüms, mit dem außerordentlichen Umfang der Ober*
hosen, die man „spanische Heerpauken“ oder „tonneaux“
nannte, weist auf die Zeit um 1550 hin.
(Dresden, Flistor. Museum )
B. Schaube (Mantel) mit dem Kreuz des Calatravaordens.
Schwarzer Sammet, mit schmalen Sammetbändern besetzt, durch
welche Altlasbänder gezogen sind; breiter Liegekragen, kurze,
an den Achseln geschlitzte Ärmel. Futter aus schwarzem Plüsch.
Das rote Lilienkreuz ist aus Tuch geschnitten und aufgenäht.
Nach dem Inventar von 1711 durch Kurfürst Moritz als
Beute von Innsbruck gebracht. (Am ‘23 April 1532 hatte Moritz
in der Verfolgung Karls V. die Tiroler Hauptstadt besetzt.) —
Ursprünglich ist der Mantel des 1158 durch Sancho III, König
von Castili<;n gestifteten Ordens weiß, das Kreuz rot; später
wurde das Kreuz blau (Weiß, Kostümkunde II, 721), obwohl
Gritzner (Ritter* und Verdienstorden S. 540) Kreuz und Band
als grün bezeichnet, während das Lilienkreuz des Alcantara*
Ordens rot war. (Dresden, Histor. Museum.)
 
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