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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 4
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Dihle, Helene: Das goldene Gewand der Königin Margaretha
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Rambaldi, Karl von: Waffen mit astrologischen und kabbalistischen Zeichen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0152

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WAFFEN MIT ASTROLOGISCHEN UND KABBALISTISCHEN ZEICHEN

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das bestätigte eine Görlitzer Kleiderordnung von 1460
mit den Worten: „Alle Frauen und Jungfrauen sollen
ihre Ärmel vor der Hand zuknöpfen und ihre Arme
nicht blecken lassen.“
Hatte das Oberkleid kurze Ärmel, wie wir es an
dem goldenen Gewand finden, so könnten wir uns
den Anzug vervollständigt denken durch lange Ärmel
von gleichem oder abstechendem Stoffe, welche mit
Nesteln aus Seide oder Goldschnüren am Kleide
befestigt waren, zuweilen auch, mit langwallenden
Streifen oder Zatteln versehen, fest daran angenäht
wurden. Trifft die von uns vorgeschlagene Datierung
um 1360—70 zu, so ist eine solche Ergänzung nicht
nötig. Das Hauptkleid dieser und der folgenden
Zeit bis gegen das Ende des Jahrhunderts hat einen
dem „goldenen Gewände“ entsprechenden nur ganz
kurzen Ärmelansatz, an dem hinten ein langer Streifen
herabzuhängen pflegt. Die Deckung des Arms blieb
den langen Ärmeln des andersfarbigen Untergewandes
überlassen, die im malerischen Gegensatz daraus her®
vortraten. Die bereits angeführte Miniatur (Abb. 2),
die fast durchweg diese Ärmelform zeigt, dürfte also
eine ungefähre Vorstellung von der ursprünglichen
Tragweise unseres Gewandes liefern.

BAND 9
Es ist natürlich immer ein mißliches Unterfangen,
über ein Kleidungsstück, das man nicht selber in
der Hand gehabt hat, urteilen zu wollen. Ich glaube
jedoch, daß die Beschreibung des Gewandes und
die Angaben der Maße bei A. Branting so durchaus
zuverlässig sind, daß sie ein solches Wagnis vollauf
gerechtfertigt erscheinen lassen.
Es mag zunächst vielleicht auch kleinlich und über«
flüssig erscheinen, allen Einzelheiten mit vergleichen«
dem Prüfen und berechnender Genauigkeit nachzu«
spüren. Aber soll dieses seltene Gewand nicht ein
totes Schaustück bleiben, sondern lebendigen Wert
für uns bekommen, so müssen wir den geringsten
Anhaltspunkt benutzen, um daraus Schlüsse auf seine
praktische Verwendung zu ziehen, und es zugleich
in den Kulturzusammenhangseiner Zeit einzuordnen.
Und so wird uns das Äußere jener königlichen
nordischen Frau greifbar und lebendig, und ihr Fest«
gewand in der prachtvollen Fülle seines schimmernden
Stoffes erfreut uns noch einmal mit der schlichten Vor«
nehmheit großer Linien an der Wende jener Epoche,
wo mit der Abkehr von maßvoller Schönheit und
edlem Anstand diese ruhigen Kostümformen ihrem
Verfall entgegen gingen.

WAFFEN MIT ASTROLOGISCHEN UND
KABBALISTISCHEN ZEICHEN
VON KARL GRAF RAMBALDI f

Victorque ad sidera mittit sidereos oculos —
Und sieghaft hebt er zu den Sternen auf die Sternenaugen.
(Manilius)
Ehe ich die Bedeutung der auf den drei Schwertern
eingravierten Zeichen bespreche, finde ich es uner«
läßlich, eine kurze Geschichte der Astrologie voraus«
zusenden, sowie zu erklären, mit welchen Schwierig«
keiten ich zu kämpfen hatte, um herauszubringen, daß
die Zeichen auf den Schwertern teils astrologische,
teils kabbalistische Zeichen sind und was sie zu be«
deuten haben.
Die Astrologie ist die Kunst, aus dem Lauf und
der Stellung der Gestirne das Schicksal der Menschen
vorherzusagen.1) Sie hat sich von Indien über Persien
nach Ägypten verbreitet, geriet dann in die Hände
der Juden (Kabbala) und gelangte von dort zu uns.
’) Diese Wissenschaft hat aber mit der einfältigen Geschäft
tigkeit der wilden modernen Horoskopstellerei, die einem in

Zum Geleit: Traurig schau ich in die Höh’,
Wo viel tausend Sterne winken,
Aber meinen eignen Stern
Kann ich nirgends dort erblicken.
Heinrich Heine
Ihren Grundcharakter hat sie stark verloren und die
sogen, moderne Astrologie weicht von der alten ge«
waltig ab. Sie geriet mehr und mehr in ein materielles
Fahrwasser. Sie hängt mit dem Gestirnendienst innig
zusammen.
Nach dem Volke der Chaldäer wurden auch die
Sterndeuter später von den römischen Schriftstellern
Chaldäer genannt. Die Sterndeutung wurde in Rom
gewöhnlich als Mathesis bezeichnet, die Sterndeuter
hießen Chaldei, Babylonii, mathematici, genethliaci
oder planetarii. Aus den Zeiten der Republik wird
als angesehener Astrolog Lucius Tarulius Firmanus
erwähnt, der auf Veranlassung seines Freundes Varro
(116—28 v. Chr.) den genauen Zeitpunkt der Erbau«
ung Roms auf astrologischem Wege zu bestimmen
versuchte. Die besondere Gewalt einzelner Sterne
der Neuzeit in aufdringlichster Weise angeboten wird, nichts
zu tun.
 
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