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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 1
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Fachnotizen
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Auktionsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0049

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HEFT 1

AUKTIONSBERICHTE

33

hätte, sein Stuck selbst wiederum zu erobern, folglich würde
man sich selbst die Stücke unbrauchbar gemacht haben, könnte
man sich nicht dieserwegen auf eine bessere Art helff en?
Antwort: Wann man Ketten und Schlösser bey sich, und
hofnung hat, die Stuck wiederum zu erobern, so ist dieses das
beste Mittel, daß man alle Stuck auf der Batterie mit Ketten
Zusammenhänge und verschließe, diese würde der Feind so leicht
nicht umwenden, noch weniger fortbringen können.
Vierte Frage: Wie soll man den Nagel wiederum lößen,
und ein vernageltes Stuck brauchbar machen?
Antwort: Wann der Nagel eckigt, so kan man darzwischen
etwas Baumöhl lauffen lassen, dann ladet man das Stuck mit
Pulver ohne Vorschlag, streuet etwas Pulver von hinten im Lauf,
biß vornen am Mund, zündet hernach das Pulver vornen an, wann
dieses einige mahl geschehen, so wird sich der Nagel heben, daß
er ganz herausgehe, oder wenigstens so weit, daß er mit einer
Zange kan angefasset werden.
Solte er aber auf solche Art sich nicht geben, so ist nicht
anderst zu helff en, als daß das Zündloch frisch ausgebohret werde.
Nur als ein Beispiel habe ich aus obigem Buche vorstehendes
wiedergegeben. Der Verfasser, den der Würzburgische Hofs
und Staatskalender im Jahre 1747 als ArtilleriesFeuerwerker,
1756 als ArtilleriesStuckhauptmann anführt, ist, wie aus der
Widmung an seinen gnädigsten Fürsten und Herrn, den Bischof
und Grafen Adam Friedrich von Scinsheim, und aus der
Vorrede hervorgeht, überzeugt, ein nützliches Buch geschrieben
zu haben. Veit Koch hat eine hohe Meinung von seiner Waffe
und spricht das offen aus: Es erfordert der ArtilleriesDienst
Herzhaftigkeit, Stärke und Wissenschaft. Für den gemeinen
Mann, weniger für den Offizier, ist sein Buch bestimmt.
„Unterdessen dienen doch diese Blätter" — so schließt er
seine Vorrede — „einen hinlänglichen Begrif von der Artillerie,
und denen Anordnungen, die dabey vorzunehmen sind, zu er-
langen, und es wird mir zum Vergnügen gereichen, wann einsichts*
volle Kenner und Kriegsleute meine Bemühung billigen, deren
Urtheil ich mich gerne unterwerffe.“ Max Jähns hat sein Urteil
über Kochs Buch in seiner Geschichte der Kriegswissens
schäften III § 233 abgegeben: Es lautet günstig. —
Auf dem Denkmal fürTauentzien in Breslau von J.G. Schadow
sieht man die Darstellung eines auf einem Kanonenrohre rittlings
sitzenden Artilleristen, im Begriff das Geschütz zu vernageln.
Franz Weinitz

Der Diebstahl des Westgotenschmuckes in der Armeria
zuMadrid. Am 4. April d.Js. wurde in der Königlichen Armeria
in Madrid, kurz nach der Öffnung dieses berühmten Zeugs
hauses der Diebstahl kostbarster Kleinodien festgestellt, deren
Verlust materiell wie ideell fast unschätzbar ist. Es handelt
sich um die hauptsächlichen Reste des Gotenschatzes, soweit
er noch in Spanien geblieben war, jener Westgotenarbeiten,
die 1860 in Guarragar gefunden worden sind. Weder vom
Dieb noch von denStücken hat man bis zur Stunde keine Spur —
mit Ausnahme einer beschädigten Perle und einem kleinen
Stückchen Gold, das man bei der zertrümmerten Vitrine fand.
Wahrscheinlich hat der Dieb in beispiellosem Unverständnis
die Weihekrone zusammengedrückt und mit den übrigen Dingen
in die Tasche gesteckt, das Gold eingeschmolzen und so ein
Zeugnis westgotischer Kunst und Kultur von höchstem Rang
schmählich zerstört, um einige Taler zu gewinnen.
Das Hauptstück, das gestohlen wurde, ist die Weihekrone
des Königs Swintila. Sie ist gebildet aus zwei halbkreisförmigen
Bogen aus doppeltem Goldblech, verbunden durch Scharniere.
Der so gebildete Reif hat einen Durchmesser von 22 cm und
eine Höhe von 6 cm. Das innere Goldblechband ist glatt, das
äußere ist mit Perlen und polierten Saphiren geschmückt, das
Zentrum betont durch Rosetten, die durchbrochen gearbeitet
sind und durch gefaßte Saphiren bereichert werden. Vom
unteren Rand hängen ein Kreuz und 22 Buchstaben herunter,
welche die Weihinschrift ergeben
Suinthilanus rex offeret.
Jeder dieser Buchstaben war ein kleines Wunderwerk, gefüllt
mit farbigem Glasfluß, unten mit gefaßten Edelsteinen geziert,
von denen Perlen herunterhingen, an, diesen wiederum hingen
rundgefaßte Saphire. In der Krone setzen vier Ketten an, jede
aus vier Gliedern bestehend, die die Form von durchbrochenen
Birnbaumblättern haben. Sie vereinen sich in einer prachtvollen
künstlichen Blumenzier, gebildet aus zwei goldenen Lilien, die
getrennt sind durch ein facettiertes Stück Bergkristall. An einer der
Ketten hängt ein Kreuz, aus Stücken von zwei anderen gebildet,
die wohl zu zwei weiteren Kronen ursprünglich gehörten.
Weiterhin wurden gestohlen: eine blumenartige Zier einer
großen Weihekrone, sehr ähnlich jenem Gebilde an der Spitze
der Swintilakrone. Ferner das Fragment einer dritten Weihes
kröne, die etwas anders als die Swintilas im einzelnen ges
bildet war. August L. Mayer

AUKTIONSBERICHTE

London. Christies waren gelegentlich der Versteigerung der
Morgan Williams Wa f f e n Sammlung stark besucht; der erste Tag
brachte rund Pf. St. 19000 ein. Das Hauptstück des Tages war das
berühmte ColmansPanzerkleid aus dem 16. Jahrhundert, das
nach heftigem Kampfe von Ernest Duveen eingeheimst wurde.
Preis: 4600 Guineen; Bestimmungsort: die Vereinigten Staaten.
Dieser Koloman ColmansPanzer stellt dem großen deutschen
Schmied das beste Zeugnis aus; es war früher in der bekannten
Beardmore'schen Sammlung enthalten und in einem Privat*
katalog des Jahres 1844 heißt es, daß das Stahlkleid vom Grafen
Oberst von Barfus, Nachkommen eines Ritters vom Deutschen
Orden und ansässig im Rheinland, gekauft worden sei. Das
französische Panzerklcid in der Williamsammlung, vermutlich

für einen Prinz de Guire gemacht, ging gleichfalls an Duveen
(950 Guineen); ein gotisches Panzerkleid v. J. 1480 an Fenton
(480 Guineen), und ein deutsches v. J. 1490 an Duveen
(880 Guineen).
Dr. Dean vom New Yorker Metropolitan*Museum kaufte
einen schottischen Degen, der dem Nationalheld William Wallace
gehört haben soll, für 190 Guineen, während Herr Fenton
zusammen 580 Guineen für zwei weitere Stücke dieser Art für
einen amerikanischen Liebhaber zahlte. Gleichfalls nach New
York ging die Axt, die Thomas Que in seinem Duell mit
de Lalain in Brügge handhabte, wie auch drei weitere Turnier*
stücke v. J. 1520 zu 620 und ein venezianischer Helm v. J. 1480
zu 600 Guineen.
 
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