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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

DOI Heft:
Heft 6/7
DOI Artikel:
Dreger, Max: Ein Degen aus der Sammlung Dreger Berlin-Steglitz
DOI Artikel:
Hobohm, Martin: Historische Waffenkunde und Geschichte der Kriegskunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0234

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202

M. HOBOHM: HISTORISCHE WAFFENKUNDE UND GESCHICHTE DER KRIEGSKUNST BAND 9

sollten. Tatsächlich sind indes bis jetzt nur wenige
Stücke bekannt geworden, die als nachweislich von
ihm stammend, die Zeitläufe bis heute überdauert
haben, und diese haben Knäufe und Stichblätter mit
vollrunden Figuren, lassen sich daher mit den be*
sprochenen acht Degen nur schwer vergleichen. Auch
erscheinen die menschlichen, namentlich weiblichen
Körper auf Leygebes Münzen und Denkmünzen kurz*
beiniger und im ganzen untersetzter und weniger
feingliederig, als auf obigen Degengefäßen. Nur bei
den mehrfach vorkommenden geflügelten Putten und
bei einzelnen Kartuschen bestehen größere Ähnlich*
keiten zwischen nachgewiesenen Arbeiten Leygebes
und den acht Degen. Sie sind aber natürlich in
keiner Weise beweiskräftig und so muß ich denn
wohl oder übel einem berufenen Fachgelehrten
überlassen, an die Lösung der Frage heranzugehen.
Dr. H. Stöcklein hat ja in seinem grundlegenden
Werke „Meister des Eisenschnitts“ gezeigt, welche
Summe von Wissen und wieviele Monde Archiv*
arbeit dazu gehören.
Zunächst aber ist erwünscht, daß alle Sammler
und Sammlungen, die im Besitz von Waffen sind,

die Ähnlichkeit mit der auf der Tafel dargestellten
haben, dies bekannt geben. Als ersten Anhalt zur
Erkennung will ich außer dem schon Gesagten noch
folgendes besonders anführen: Alle acht Knäufe
stehen auf einem besonders liebevoll behandelten
Sockel, der sich aus einem glatten Reif oder einer
scharf eingeschnittenen Hohlkehle und einer darunter
liegenden Platte — meist von Trochilus*Form — zu*
sammensetzt, die strahlenförmig in glatte oder ge*
wellte oder gebuchtete Blätter geteilt ist. Auch die
auf dem Knauf aufsitzenden ziemlich großen Knöpf*
chen zeigen eine der Grundplatte entsprechende ein*
oder zweireihige Blattverzierung in Kelchform.
Außerdem ist auf dem Knauf die Darstellung der
Vorderseite von der Rückseite durch auffallend schön
gezeichnete Hermen oder Karyatiden und Atlanten
getrennt.
Anmerkung: Die Angaben über die Degen der Samm*
lungen in Stockholm und Kopenhagen, sowie vorzügliche Fotos
deren Gefäße verdanke ich dem freundlichen Entgegenkommen
des Herrn Freiherrn R. Cederström und des Herrn Kapitän
J. Stöckel Es besteht die Absicht, auch diese Fotos in einem
weiteren Heft der Zeitschrift zur allgemeinen Kenntnis zu
bringen.

HISTORISCHE WAFFENKUNDE UND GESCHICHTE
DER KRIEGSKUNST
VON MARTIN HOBOHM

Im Reichsarchiv zu Potsdam baut sich die Nation
ein Denkmal aus ihren eigenen Erinnerungen, po*
litischen wie kriegerischen. Die Archivleitung wendet
sich jetzt an alle Kreise des Volkes mit der Auf*
forderung, dazu beizusteuern, alle irgendwie für die
Allgemeinheit wertvollen Dokumente unseres großen
Erlebens hier zusammenzutragen. Der Aufruf wird
in diesem Heft bekanntgegeben. Sollten die Freunde
der Historischen Waffenkunde nicht neben dem allen
gemeinsamen noch einen besonderen Gesichtspunkt
haben, unter dem sie mitwirken können? Sollten
nicht im Kriege alle mancherlei beobachtet und dieser
oder jener etwas aufgezeichnet haben, das sich aus
dem Studieninteresse für die Entwicklung der Waffen
ergab?
Gerade wie die napoleonischen Kriege, und noch
ungleich mehr als sie, hat der Weltkrieg in der
Menschheit ein Bedürfnis nach Waffen entstehen
lassen, das mit dem Vorrat an auf der Höhe der
Zeit stehenden Kampfmitteln nicht ausreichend zu
decken war; man griff vielfach auf längst veraltete

Waffen zurück. Ähnlich und mehr als damals zogen
die Völker mit hochentwickelter Technik auch jene
Völkerschaften zur Hilfe heran, die militärisch gleich*
sam noch in vergangenen Jahrhunderten leben. Von
Pfeil und Bogen an haben primitive Entwicklungs*
stufen der Waffentechnik in diesem späten, so mo*
dernen Kriege noch mitgewirkt. Nun ist das freilich
für die Weltkriegsforschung kein maßgebender Ge*
sichtspunkt, aber doch für sie von Interesse, und
manches dürfte aus einer Sammlung solcher Be*
obachtungen auch für das Studium jener früheren
Entwicklungsstufen zu gewinnen sein. In Ostpreußen
erkannte der alte Zeughausdirektor von Ubisch, als
Artilleriekommandeur Dienst tuend, in einem Dienst5
sattel ein waffenkundlich sehr beachtliches Stück
aus der Zeit des Großen Kurfürsten. So trug ein
Danziger Freikorps von 1807 alte Birnenhelme aus
der Landsknechtszeit, schlecht und recht modernisiert.
An Handfeuerwaffen sind im Weltkrieg auf dem
Balkan und im Orient so ziemlich alle Systeme des
19. Jahrhunderts noch in Gebrauch gewesen. Manches
 
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