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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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Gessler, Eduard Achilles: San Defendente und seine Bewaffnung
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Scheuer, O. F.: Das Waffentragen auf Deutschlands Hohen Schulen: Ein Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0076

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von Marseille, begraben und eine Kirche auf dem
Grab erbaut worden, zugleich habe dieser die Akten
über den Heiligen in einem Buche zusammengestellt,
welches unter den alten Schriften der Kirche von
Bergamo noch vorhanden sei. Vom gleichen Ferrarius
werden die Orte aufgezählt, wo der Heilige verehrt
wird. Nach dem „Catalogus Sanctorum Italiae“
treffen wir San Defendente in der Diözese Turin
in Chivasso (Clavasium) am Orcofluß (Morgus),
dann in Casale, Montferrat und Novara, wo Altäre
zu seinen Ehren aufgerichtet waren. Dies spricht
für eine andere Nachricht, derzufolge San Defen*
dente die Märtyrerkrone in Piemont errungen habe.
In Cahiers großem Heiligenlexikon erfahren wir
das folgende:12)
„Saint Defendens, martyr, honore en Piemont et
en Lombardie, comme l’un des compagnons de Saint
Maurice.“ (T. I. P. 80.)
„Saint Defendens, Martyr, regarde comme appar*
tenant ä la legion Thebaine; 2.Janvier. II est in-
voque en Lombardie comme protecteur contre les
Loups, sur tout ä San Martino di Lupari dans le
diocese de Trevise, mais aussi ä Chivas et a Casal.
On a recours aussi ä sa protection contre les epi-
zooties des betes ä cornes.“ (T. 2. p. 530.)

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„Defendens: Chivas, Chivasso (Piemont), Novare;
contre les loups.“ (T. 2. p. 612.)
Demgemäß wurde also unser Heiliger als Not*
helfer gegen die Wolfsplage und gegen Viehseuchen
angerufen. Seine Verehrung im Tessin wird sich von
der Lombardei aus verbreitet haben.
Zum Schluß seien noch die nachstehenden Zeilen an*
geführt:13) „S. DEFENDENS, ein Soldat und Marty*
rer, erlangte nebst vielen seiner Cameraden die Marty-
rer* Crone unterDIOCLETIANO und MAXIMINI*
ANO in Franckreich in der Gegend von Marseille,
und wurde von dem Bischoff zu Marseille S. THEO*
DORO am Ufer der Rhone begraben. Dieser BP
schoff soll ihm zu Ehren auch eine Kirche daselbst
erbauet, und sein Leben beschrieben haben. Seine
Reliquien sind zu Casal in Montferrat, und er wird
nicht allein daselbst, sondern auch zu Navara in
Meyland und zu Chivasco in Piemont verehret. Als
einer an seinem Gedächtnüß *Tage die Messe ver*
säumete, und Rebhühner schoß, flogen selbige, als
sie schon lange beym Feuer stunden, aus dem Topfe
hinweg, und er selbst wurde blind. Da er nun deß*
wegen in der Kirche vor dem Altar Buße that, so
gelangete er zwar wieder zu seinem Gesichte, aber
nicht zu seinen Rebhühnern.“

O. F. SCHEUER, DAS WAFFENTRAGEN AUF DEUTSCHLANDS HOHEN SCHULEN

DAS WAFFENTRAGEN AUF DEUTSCHLANDS
HOHEN SCHULEN
EIN BEITRAG ZUR DEUTSCHEN KULTURGESCHICHTE
VON O. F. SCHEUER

Während Italien und Frankreich schon seit mehr
denn drei Jahrhunderten Universitäten besaßen, trat
Deutschland erst im XIV. Jahrhundert in die Reihe
derjenigen Länder ein, welche durch Gründung von
Universitäten Mittelpunkte des geistigen und künst*
lerischen Lebens der Nation schufen. Selbstverständ*
lieh trugen diese deutschen Gründungen inbezug auf
Einrichtung und Bestimmung kein eigenartiges selbst*
ständiges Gepräge, sondern man schloß sich mehr
oder weniger den Vorbildern der in den oben er*
wähnten Ländern bestehenden, zu bedeutender Ent*
wicklung und maßgebender Stellung gelangten Uni*
versitäten an, von denen die ältesten die italienischen
zu Palermo und Bologna und die französische zu
Paris waren.
12) P. Ch. Cahier, S. I. Caracteristiques des Saintes dans l’art
populaire, Paris, 1867. 1S) Ausführliches Heiligen? Lexikon darinn
Das gottseelige Leben und der Tugend? Wandel / das standhaffte

Maßgebend als Vorbild für die deutschen Uni*
versitäten war in erster Linie die Universität Paris,
nach deren Muster 1348 zu Prag die erste deutsche
Universität errichtet wurde, der dann die Universi*
täten zuWien(1365), Heidelberg(1386), Köln(1388),
Erfurt (1392), Leipzig(1409), Rostock (1419) folgten.
Natürlich konnte es nicht ausbleiben, daß die neuen
deutschen Hochschulen bald den Einflüssen des
deutschen Volksgeistes und Volkscharakters zugäng*
lieh wurden, und somit die mehr äußerlichen, be*
sonders auf das Leben der Studenten bezüglichen Ein*
richtungen je länger, je mehr umgewandelt wurden.
Dies zeigte sich auch auf dem Gebiete der Leibes*
Übungen, die zu allen Zeiten ein wichtiges Element im
Studentenleben bildeten. Der Nationalcharakter und
Leyden und Sterben / und die großen Wunderwercke aller Heiligen
Gottes / etc. enthalten sind/etc. Cum permissu superiorum. Cölln
und Franckfurt / 1719. S. 472)73.
 
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