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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 4
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Rose, Walther: Der Topfhelm von Stein in Krain
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Dihle, Helene: Das goldene Gewand der Königin Margaretha
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0148

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daß es sich hier um eine wirkliche Kriegswaffe handelt,
nicht um einen bloßen Zeremonial« oder Sakralhelm.
Und wenn auch dieser innere Durchmesser nicht
ganz der Weite der noch breiter ausladenden Abart
desTopfhelmes mit kurzen Seitenwänden, dem sogen.
Kübelhelm, entspricht, der sogar noch über die große
Kesselhaube gestülpt werden konnte, so gewährt er
doch einem mit der gepolsterten Maschenkapuze
bezw. mit der kleinen Beckenhaube nebst Halsbrünne
bewehrten Kopfe genügend Raum.
Gilt dies doch selbst für den auf dem Deerberge
bei Bubach in Pommern gefundenen Topfhelm aus
der Mitte des 13. Jahrhunderts im Berliner Zeug«
hause,5) der für den Kopf eines modernen Menschen
eine geradezu beängstigende Enge zeigt, ohne daß er
dieserhalb als ein bloßer Zeremonial« oder Sakral«
heim anzusprechen wäre.
Bei dem Topfhelm von Stein in Krain spricht
ferner auch die Stärke des Eisens und das dement«
sprechende erhebliche Gewicht von 5,620 kg für den
Charakter als wirkliche Kriegswaffe, während das auf«
fallend leichte Gewicht des Küßnacher Exemplars mit
nur 1,805 kg (einschließlich des zur Montierung die«
nenden, nicht abnehmbaren Drahtgeflechts) sich neben
der geringeren Eisenstärke nur durch den Verlust ein«
zelner Teile und die Verringerung des Metalles in«
folge starken Rostes erklären läßt.
Was nun die Entstehungszeit des Steiner
Exemplars betrifft, so bietet hierfür insbesondere
die äußere Form seines ganzen Aufbaues einen be«
stimmten Anhalt.
Dr. Geßler setzt die Anfertigung des Topf«
helmes von Küßnach vor 1352, also vor der Zer«

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Störung der Burg, und zwar in das zweite Viertel
des 14. Jahrhunderts.
„Seine Form mit dem gewölbten Gupf sticht von
dem im 13. Jahrhundert üblichen Topfhelm mit
flachem oder nur schwach von einem Bekrönungs«
band ansteigenden Dach ziemlich stark ab, so daß
wir in dieser Schutzwaffe doch schon eine Form vor
Augen haben, die mit den authentischen und datier«
baren Helmen aus der zweiten Hälfte und dem Ende
des 14. Jahrhunderts nah verwandt ist und eine aus«
gebildete Schutzwaffe darstellt, die gegen den früheren
Helm konstruktiv im Aufbau verschieden ist. So
bildet der Flelm von Küßnach ein Mittelglied in der
Entwicklung der Helmform vom Ende des 13. und
Anfang des 14. Jahrhunderts bis zu den erhaltenen
Stücken aus der zweiten Hälfte.“6)
Unter Zugrundelegung dieser Zeitbestimmungen
kann man somit für den Helm von Stein in Krain
ein noch höheres Alter als für den Küßnacher in
Anspruch nehmen, da sein fast runder Aufbau mit
der vollständig flachen Scheitelplatte auf dem konisch
ansteigenden Dach wieder ein Mittelglied bildet zwi«
sehen den von Boeheim7) erwähnten frühesten Topf«
helmen des 12. und 13. Jahrhunderts, mitrunderForm
nebst flachem Dach ohne konischen Übergang,
und dem Helm von Küßnach, mit dem ovalen
Aufbau und der gewölbten Scheitelplatte auf
dem konischen Dach. Hiernach erscheint die bereits
bei der früheren Abbildung des Helms von Stein
gegebene Datierung durchaus gerechtfertigt, da wir
in ihm ein Werk vom Anfänge des 14. Jahrhun«
derts, d. h. aus dessen erstem Viertel erblicken
dürfen.

HELENE DIHLE: DAS GOLDENE GEWAND DER KÖNIGIN MARGARETHA

DAS GOLDENE GEWAND DER KÖNIGIN MARGARETHA
VON HELENE DIHLE

Eins der wenigen Profangewänder, welche uns aus
der Zeit um 1400 noch erhalten sind, birgt die Dom«
kirche zu Upsala: Es ist das goldene Gewand der
Königin Margaretha, geboren 1353 als Tochter des
Königs Waldemar IV. von Dänemark, vermählt mit
König Hakon VI von Norwegen, jener Semiramis des
Nordens, der 1397 die Vereinigung der drei nordischen
Königreiche in der Kalmarischen Union gelang. Nach
dem im Jahre 1412 erfolgten Tode Margarethas wurde
das aus purpurfarbener, mit Goldfäden durchwirkter

Seide gefertigte Gewand zunächst in der Kirche zu
Roskilde, wo auch die Königin beigesetzt war, auf«
bewahrt, kam dann aber 1660 auf Veranlassung des
Königs Karl X. Gustav und seiner Gemahlin in die
Domkirche zu Upsala, wo seiner wiederholt in Inven«
tarien Erwähnung geschieht. Bei einer neuen Sichtung
der Gewandschätze der Domkirche im Jahre 1911
wurde das stark beschädigte Kleid, das seit 1891 als
liturgisches Gewand registriert war, wieder ans Licht
gezogen und neu hergerichtet.

5) Siehe das Kgl. Zeughaus. Amtlicher Führer durch die 6) Dr. Geßler a. a. O. S. 25.
Ruhmeshalle und die Sammlungen. 1914. S. 45. Nr. 14311 im ’) Boeheim: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig 1890.
Schrank Nr. 3, nebst Abbildung Tafel IX Nr. 2. S. 28, 29 nebst Fig. 8 und 9.
 
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