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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 5
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Weyersberg, Albert: Auszüge aus alten Solinger Zeichenrollen
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Bruhn, Wolfgang: Kopf und Hut: Ausstellung der Lipperheideschen Kostümbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0200

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WOLFGANG BRUHN: KOPF UND HUT

170

BAND 9

viele Figuren* und Buchstaben*Zeichen eintragen,
z. B. Joh. Peter Weck zu Grafrath 33, worunter 15
hebräische.
Drei Vormerkungen von Angehörigen anderer
Handwerke begegnen uns in der Rolle. Sie betreffen
Joh. Dültgen, Peter Ronsdorff und Peter Wilhelm
Wupper. Bei allen dreien wird auf einen „Versatz*
brief“ vom Jahre 1768 verwiesen.
Da gerade die Härter* und Schleiferbruderschaft
namhafte Kaufhändler hervorbrachte, wie die Clau*
berg, Eickhorn, Grah, Henckels, Herder, Kirschbaum,
Knecht, Kuller, sind viele heute noch begehrte und
wertvolle Zeichen in ihr vertreten, z. B. der „Blumen*

pott“ das Schöppen*Aß und der Schuhnagel
die Zwillinge6) ft- der Hirschkopf y:
zwei sich fütternde Tauben Auch solche

scherzhafter Art gibt es, u. a. „das ganze Paradies“
„das halbe Paradies“, „der Baum im Paradies“


, „der süße Ein*
fall“ AL . Als Beweise für die wachsende Aus*
fuhr nach Amerika können CHILI, CVBA, LIMA,
MEXICO, PARA, PARAIBA, R° de Jr° (Rio de
Janeiro), sowie EMA, HERON, PAON, PUMA,
TUCAN angesehen werden, mit denen gleichzeitig
(nach 1775) eine Fülle hübsch gezeichneter Tiere in
den verschiedensten Stellungen eingetragen wurde.
Alle diese werden mehr auf Zuckerrohr* und andere
Plantagen*Hauer sowie große Jagdmesser (Arkansas*
Messer) als auf eigentliche Waffen geschlagen wor*
den sein.
Wenn ein völliger Überblick über die Eigenart
und die Mannigfaltigkeit des SolingerZeichenwesens
gewonnen werden soll, ist es nötig, die Rollen der
Messermacher und der Härter und Schleifer sowie
die neueren Register zusammen mit meinen Auszügen
aus den Rollen der Schwertschmiede und der Schwert*
feger zu bearbeiten; sind doch manche Zeichen, be*
sonders Messermarken, von der einen Rolle in eine
andere übergegangen. Eine derartige Bearbeitung und
Zusammenstellung wird sich lohnen.

„der Japerts“ (Gähnende)

KOPF UND HUT
AUSSTELLUNG DER LIPPERHEIDESCHEN KOSTÜMBIBLIOTHEK
VON WOLFGANG BRUHN

Die Freiherrlich Lipperheidesche Kostümbibliothek hat in
ihren Räumen seit einiger Zeit eine eigenartige kleine Aus*
Stellung vereinigt, die sich kurz und treffend „Kopf und Hut“
benennt und sich die interessante Aufgabe gestellt hat, das
Wesen und das Werden von Flaartracht und Kopfbekleidung
der Kulturvölker im Wandel der Zeiten an ausgewählten Dar*
Stellungen vor Augen zu führen. Der Wert einer solchen Aus*
Stellung liegt vor allem in der Auswahl des reichen Stoffes,
die die Begriffe und die Anschauung von der Entwicklung
dieses wichtigsten Teiles der menschlichen Tracht klären hilft.
Kein Teil der menschlichen Tracht ist wohl für den Träger wie
für seine Zeit und Umgebung so bezeichnend wie gerade die
Kopftracht, andererseits bietet eben sie dem Beschauer die größte
Fülle und Mannigfaltigkeit ihrer Formen dar und wirkt dadurch
fast verwirrend. Dazu kommt, daß die Kostümgeschichte heute
noch weit entfernt ist von einer genauen Scheidung in der Be*
Zeichnung gewisser Grundelemente wie Hut, Mütze, Kappe,
Haube, eine Scheidung, die durch den ungenauen und schwan*
kenden Sprachgebrauch besonders der alten Schriftsteller noch
erschwert wird.
Alle Errungenschaften neuzeitlicher Reproduktionstechnik
sind benützt worden, um die für jede Zeit charakteristischen

Formen des Kopfputzes und der Huttracht zu zeigen. Groß ist
auch die Zahl wertvoller Originalabdrucke von Holzschnitten,
Stichen, Schabkunstblättern, Steindrucken sowie Handzeich*
nungen und Aquarellen aus den Beständen der reichhaltigen
Sammlung. Die Ausstellung führt vom ägyptischen Altertum
über Griechenland, Rom, deutsches Mittelalter, burgundische
Blütezeit, italienische Renaissance, Reformation, sogen. Spanische
Mode, niederländisches und französisches 17. Jahrhundert, Ro*
koko, Louis Seize, Klassizismus, Biedermeier bis zur Neuzeit
und gibt am Schluß einen reizvollen Überblick über die volks*
tümlichen Kopftrachten Europas und Asiens. Der Laie wie der
Kenner kann seine Freude haben an der reichen und doch über*
sichtlichen Auswahl von Kopftrachten, die ein so besonders be*
zeichnendes Merkmal jeder einzelnen Kulturepoche bilden.
Die früheste, ägyptische Zeit bringt gleich eine vollkommen
abgeschlossene Form der Kopfbedeckung: das eigentümliche
gestreifte quadratische Tuch, das, diagonal gefaltet, den ganzen
Kopf bedeckt und das hinten geknotete Haar oder die Perücke
in einen Sack zusammenfaßt. Das war seit Alters die Tracht
der Würdenträger, „eine monumentale Form der ägyptischen
Haube“ nennt sie Weiß. Die beiden ersten Bilder von oben
nach unten gerechnet, der sogen. Pharaokopf in Florenz u. a.

•) Die damaligen Zwillinge ähneln einem munter heran* sich Tischmesserklingen aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts,
kommenden Kinderpaar. Im Besitze des Verfassers befinden bei denen dieses Zeichen mit Kupfer eingelegt ist.
 
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