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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 6/7
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Auktionsberichte
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0259

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HEFT 6/7

LITERATUR

225

Lochners (265 Guineas). Weiter Nr. 129, ein typischer deutscher
„Bart“ von einem Landsknechtsharnisch, ca. 1540—1550, an den
Rändern geätzte Streifen mit Arabesken, in der Mitte eine
weibliche Figur auf einem Wagen, stark verputzt und später
einmal, wahrscheinlich für das Turnier zu Eglinton, neu ver»
goldet (60 Guineas). Die Blankwaffen: Nr. 100, ein leichtes
Schwert, einfacher Griff von Messing, als Ornament ein Muster
von Weinblättern auf blauem Emailgrund, ausgesprochen
englische Arbeit (70 Guineas); die anderen Schwerter brachten
51,5 bis 5,5 Guineas. Stangenwaffen: zwei Gläven (190 und 194)
Mitte 16. Jahrhundert, geätzt mit dem kaiserlichen Wappen
auf goldnem Grund (je 44 Guineas). Das interessanteste Stück
unter den Handfeuerwaffen war eine holländische Radschloß»
pistole, Anfang 17. Jahrhundert, mit drei Schlössern an einem
achtkantigen Lauf (Nr. 175, 64 Guineas). Nr. 148, eine deutsche
Radschloßarkebuse, mit gravierten Perlmuttereinlagen und
einem leicht geschnittenen Schloß, erzielte 19 Guineas. Nr. 52,
ein ähnliches Stück, mit graviertem Elfenbein und Perlmutter
eingelegt, auf dem Schaft ein Wappen und die Zahl 1676,
21 Guineas. Nr. 208, eine schottische Steinschloßpistole, von
blankem, graviertem Stahl, mit Hirschhornknauf, von John
Campbell, ca. 1740—1750, 30 Guineas, ein Paar Pistolen, Anfang
19. Jahrhunderts, 26 Guineas. Eine sogen, schottische Schnapp»
hahnpistole (Nr. 207) war in Wirklichkeit eine Perkussions»
waffe von ca. 1840 (4 Guineas). Das einzige sonst bemerkens»
werte Stück war eine Armbrust, Mitte 16. Jahrhundert, mit
deutscher Winde (cranequin); der Schaft mit Hirschhorn ein»
gelegt, die Winde geätzt mit den Zeichen des Tierkreises
(27 Guineas). C. R. B.

London. Am 7. Juli kam bei Sotheby, Wilkinson und Hodge
die Waffensammlung des verstorbenen Mr. Boldo de Bertodano
von Malmesbury zur Versteigerung. An Schutzwaffen gab es
einige Helme, zwei Harnischbrüste und einen Rundschild,
sämtlich ohne besonderes Interesse. Dagegen waren die Schwerter
und Feuerwaffen in Qualität und Erhaltung recht gut, mit
Ausnahme von zwei Rappieren (45, 47). Das erste davon,
ca. 1580—90, mit tauschiertem, ursprünglich vergoldetem Griff,
Rankendekoration, an den Rändern der Gefäßteile und den
Kaneluren des Knaufes schmale silberne Ketten in der Art
des Claude Savigny von Tours (56 £). Nr.47, italienisch: um
1580: einfacher Griff mit langen Kreuzstangen, Eselshuf und
Parierringen, reich mit silbernen Arabesken, Fruchtschnüren
und Masken auf vergoldetem Grund geschmückt (36 ff). Der
Dolch, der wahrscheinlich hiezu gehörte, brachte, zusammen
mit einem anderen, interessanten Dolch von ca. 1500, (48)
13 ff Nr. 32 ein interessanter, früher Stoßdegen, ca. 1660/70,
einfacher Kreuzgriff, Eselshuf und doppelte Pariermuscheln,
reich geschnitten, ging für 17 £ weg. Zwei Brescianer Glocken»
degen, um 1640 (31 und 33), für 16 & 10 sh. und 17 ä, also
sehr billig, in Ansehung der zweifellosen Echtheit, obwohl
stark verputzt. — Von den Feuerwaffen brachte ein schönes
Radschloßgewehr, um 1600, deutsch, vielleicht sächsisch, 42 fi.
Nr. 59, ein Paar Radschloßpistolen, reich mit weißem und
grünem Hirschhorn und Perlmutter eingelegt, eine moderne
Arbeit (München?), 12 £ 10 sh., Nr. 74, ein prächtiger Pferde»
maulkorb, Messing und Stahl, Ende 16. Jahrhundert, ursprüng»
lieh in der Sammlung des Barons de Marbot, erzielte 28 ff
C. R. B.

LITERATUR

Max von Boehn: Das Bühnenkostüm in Altertum,
Mittelalter und Neuzeit mit 325 Abbildungen.
Bruno Cassirer, 1921.
Der bekannte Chronist der Kostümgeschichte wendet sich
hier aus der Welt der Wirklichkeit dem Reich der Phantasie
zu und stellt fest, wie hier die Wesen, die Leben und Odem vom
Dichter erhielten, auftraten und sich dem Zuschauer eindrucks»
voll machten.
Dies muß auch dem Kostümhistoriker willkommen sein, denn
■für die Sichtung seiner Bilderquellen ist von größter Wichtig»
keit, zu wissen, was Abbild des Lebens und alltägliche Tatsache
war, und was als Erfindung und Spiel in den Werken der alten
Künstler verstanden sein will.
Hat man beides klar erfaßt, so wird mit Hilfe dieser beiden
„Hilfswissenschaften“, der Kostüm» und der Theatergeschichte
dem Kunsthistoriker ein Einblick in die Phantasietätigkeit der
alten Epochen sich öffnen, den zu gewinnen eines seiner vor»
nehmsten Zwecke sein sollte.
Der Autor läßt uns mit gewohnter Freizügigkeit die Latifundien
seiner Materialsammlungen durchwandern.
Ihm wird in der mählig quantitativ schwellenden Literatur
zur Theatergeschichte kaum ein Buch, ein Artikel, ein Vortrag
entgangen sein — und der Rechenschaftsbericht über alles, was
er an Benutztem namhaft machen konnte, wird von nun an
seinen bibliographischen Wert haben. Sein Überblick über das
weite Gebiet der bildenden Kunst ermöglicht ihm zudem, seine
Ausführungen reichlichst zu illustrieren. Gerade den Literatur»

beflissenen, die sonst keine Bilder sehen, wird dieses Bilder»
material Anregungen geben dürfen.
Daß die bildende Kunst vom Theater die stärksten Eindrücke
erfahren und darum als Quelle der Theatergeschichte zu gelten
hat, ist längst im Altertum bekannt und begründet, für das
Mittelalter festgestellt, für die neuere Zeit noch nicht recht aus»
genutzt. Der Autor fängt nun, wie in einem großen Schlepp»
netz, alles ein, was sich in der bildenden Kunst verdächtig
macht, für die Geschichte des Bühnenkostüms ausdeutbar zu
sein, und schüttet es in verschwenderisch glitzernder Fülle vor
uns aus. Trotzdem haben sich auch ihm Fälle absoluter Identität
von Bühne und bildender Kunst nicht allzuhäufig offenbaren
wollen: einstweilen beruht vieles von diesen Dingen mehr auf
Ahnungen als auf Gewißheiten. Denn für die Epochen seit dem
Altertum fehlt uns schmerzlich die Vereinigung von erhabenem
Ziel und exakter Methode, die uns in der nicht bloß philo»
logisch arbeitenden Archäologie mit ihrem unverwirrbar aufs
Ausdeuten der großen bildenden Kunst gerichteten Streben
so vorbildlich erscheinen will.
So wird also hier unternommen, das Phantasiekostüm und
die Art der Darstellungen in alter Kunst mit den literarischen
Überlieferungen von Aufführungen in Parallele zu setzen. Wie
zwei Ströme laufen Bilder und Texte nebeneinander her, und
der Leser in der Mitte blickt auf beide hin, nicht unverwirrt
und von keinem Register beraten; und doch liegt in der Fülle
der Eindrücke gerade die Leistung von Autor wie Verleger.
Denn trotz der Ungunst der Zeit ist das Buch in der
 
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