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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 6/7
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Gümbel, Albert: Geschützlieferungen Gregor Löfflers für die Reichsstadt Nürnberg 1553 - 1555
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0215

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ZEITSCHRIFT FÜR HISTORISCHE WAFFEN? UND KOSTÜMKUNDE
BAND 9 1. DEZEMBER 1922 HEFT 6/7

GESCHUTZLIEFERUNGEN GREGOR LÖFFLERS FÜR DIE
REICHSSTADT NÜRNBERG 1553-1555
VON ALBERT GÜMBEL

I. DIE GESCHÜTZLIEFERUNG
MAI 1553 BIS SEPTEMBER 1554
EINLEITUNG
Während der Belagerung der Stadt Nürnberg
durch Markgraf Albrecht Allicibiades von Branden*
bürg (Mai und Juni 1552) T hatte es sich als ein fühl*
barer Mangel des Nürnberger Geschützwesens heraus*
gestellt, daß ein Teil der auf den Türmen und Mauern
aufgepflanzten Stücke nicht weit genug trug, um dem
Feinde ernstlichen Schaden zuzufügen. Der Nürn*
berger Zeugmeister — es war der seit 1541 im Dienste
der Stadt stehende Berner Kaspar Brunner, der
Verfasser des „Gründlichen Berichts des Büchsen*
gießens“2) — glaubte die Schuld darin zu finden,
daß die Rohre der Stücke zu kurz seien, und schlug
vor, eine Anzahl 5*, 10* und 20*Pfünder von 13 bezw. 15
und 16 Schuh3) Länge „alls (d.h. alles) notschlangen“,
gießen zu lassen. Der Nürnberger Rat wollte aber
bezüglich des richtigen Verhältnisses zwischen Kaliber
’) Vgl. Reicke, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg S. 895 ff.
2) Vgl. Johannsen, Kaspar Brunners gründlicher Bericht des
Büchsengießens vom Jahre 1547 (Arch. f. die Geschichte der
Naturwissenschaften und der Technik, 7. Bd., 1916.)
3) Der Nürnberger Schuh ist „ganz nahe 0.3 m“ (Jähns,
Geschichte des Kriegswesens 1880, S. 1185, Anm ). Das Ver*
hältnis des in unseren Ausführungen öfter genannten Zentners
wienischen Gewichts zum Zentner nürnbergisch ist 100:110,
d. h. auf 100 Ti wienisch gehen 110 Ti' nürnb.
4) Über Leben und Tätigkeit Gregor Löfflers, des Schöpfers
des Geschützparkes Kaiser Karl V. und König Ferdinand I.
vgl. Boeheim, Meister der Waffenschmiedekunst, S. 121 ff. Auch
Boeheim erwähnt unsere Geschützlieferungen mit einigen
Worten, aber offenbar nur auf Grund von Baaders ganz frag*
mentarischen Nachrichten,
5) Das Ratsschreiben (Nürnberger Briefbücher, Bd. 148,
Fol. 298a) lautet:
Dem ernhaften und kunstreichen Gregorien Löffler, römischer
kön. mt. püchsengießer zu Ynspruckh.
Unser freuntlich dienst zuvor, lieber maister Gregori! wir
haben in jüngster belegerung unser stat unter anderm an etlichem
unserm geschiiz, als daß wir damit gegen dem feind so weit nit,
als uns wol vonnöten gewesen, raichen mögen, mangl befunden;
nun werden, wir von unserm zeug* und püchsenmeistern bericht
das solche stück etwas zu kurz und derwegen geraten, etliche

und Rohrlänge sicher gehen und wandte sich unter
dem 13. Mai 1553 an den königlichen Geschütz*
gießer Gregor Löffler in Innsbruck um ein Gut*
achten.1) Gleichzeitig fragte er an, ob Löffler bereit
sei, die nach seinen Vorschlägen herzustellenden
Geschütze zu gießen, und wie hoch sich die Kosten
für den Zentner frei Regensburg belaufen würden.5)
Das daraufhin ergangene Gutachten Löfflers vom
26. Mai ist leider nicht erhalten. Es gelangte um
den 1. Juni in die Hände des Rates, der daraufhin
beschloß, die Zeugherren6) sollten sich erkundigen,
welche „püchsen oder große stück“ man zur Zeit
am nötigsten brauche, und welche und wieviel Stücke
man Löffler etwa „andingen“ wolle.’) Unter dem
12. Juni erfolgte sodann, nach vorausgehender Dank5
sagung für die von Löffler gegebenen Auskünfte und
seine Anerbietungen, die endgültige Bestellung von
vier Kartaunen zu 40 tt Kugelgewicht, vier „Singe*
rinnen“ zu 28 S, vier Doppelschlangen zu 20 w und
10 Schlangen zu 10 SL Gleichzeitig erbat sich der
stück, die zu 5, 10 und 20 pfund eisens schössen, gießen zu
lassen, und nemlich die zu 5 pfunden 15 schuch, die zu 10 pfunden
15 schuch, und dann die zu 20 pfunden, alls notschlangen,
16 schuch lang, dieweil wir dann nit wissen mögen, ob die an*
gezeigte leng an solchen stücken nuz und dienstlich sein möchte
oder nit, so ist demnach an euch unser freuntlich bitt und er*
suchen, ir wollet uns hierüber eurn rat und gutbedünken, ob
solche leng nüz und gut, oder aber besser, daß die stück kürzer
oder lenger gemacht werden sollten, unbeschwert mit[t]eilen;
und, was euch alsdann in ein und den andern weg für ratsam
ansihet, werden (!) wir alsdann entschlossen, etliche hundert
centner solche, auch andere Sorten von geschüz vergießen zu
lassen, so bitten wir freuntlich uns hieruff förderlich zu ver*
stendigen, ob ir uns solche stück gießen, auch in was weis ir
uns den centner von Inspruckh aus uff eurn kosten gen Regens*
purg Hebern wollt, damit wir uns daruff entschließen und euch
unser gemüt derhalben verner eröffnen mögen; das wollen wir
gegen euch hinwider mit allem freuntlichen willen besdiulden,
eur schriftlichen antwort gewartend. datum 15. maii 1555.
") Diese führten die Oberaufsicht über das Zeughaus von
Rats wegen, während der eigentliche technische Beamte der
Zeugwart oder Zeugmeister war. Zeugherren für die Jahre
1553 und 1554 sind Sebald Haller, Paulus Grundherr und
Jobst Tetzel.
’) Das Ratsdekret bei Hampe, a. a. O., No. 3420.

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