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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 6/7
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Gümbel, Albert: Geschützlieferungen Gregor Löfflers für die Reichsstadt Nürnberg 1553 - 1555
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0216

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184 GESCHÜTZLIEFERUNGEN GREGOR LÖFFLERS FÜR DIE REICHSSTADT NÜRNBERG BAND 9

Rat Auskunft über den voraussichtlichen Zeitpunkt
der Ablieferung und die Art der Bezahlung. Als
Herstellungspreis schlug er, angesichts des niedrigen
Kupferpreises auf dem Nürnberger Markte, 14 fl.
für den Zentner wienisch vor, doch wolle er sich
auch die von Löffler verlangte Entschädigung von
14lA fl. gefallen lassen; schließlich bat der Rat, den
Auftrag möglichst geheim zu halten — Nürnberg
lag ja noch immer, gemeinsam mit den Bischöfen
von Würzburg und Bamberg, im Kampfe mit dem
Markgrafen — und auf den neuen Stücken nicht das
Nürnberger Wappen, sondern nur Tierfiguren nach
Löfflers Gutdünken anzubringen.8) Die Bestellung
wurde durch Schreiben vom 17. Juni noch dahin
erweitert, daß Löffler auch 4 Stück Halbkartaunern
oder Singerinnen, die „20 Zf eisens hieichs statt«
gewichts“ schießen sollen (bei 34 Ztr. Rohrgewicht
und 11 Schuh Länge), wie er selbst vorgeschlagen
hatte, sobald als möglich anfertigen solle.9) Damit
war die Zahl der zu liefernden Stücke auf 26 ge«
stiegen. Löffler nahm mit (nicht mehr erhaltenen)
Schreiben vom 24. und 28. Juni die Bestellung an
8) Das Ratsschreiben (Briefbücher Bd. 149, Fol. 122a) lautet:
Dem ernhaften und kunstreichen meister Gregorien Löffler, röm.
kiing. mt. püchsengiesser zn Inspruck.
Unser freuntlich dienst zuvor, lieber meister Gregoril wir
haben eur schreiben und antwort vom dato 26. mai uff unser
darvor an euch beschehens ansuchen, eflich geschüfz belangend,
wol empfangen, darinnen wir eurn gutwilligen, getanen bericht,
was underschied an kurzen und langen piichsenrören sein solle,
beneben eurm ratsamen gutbediinken und angehengtem erbieten,
(daß ir) uns, was wir für Sorten und, wie lang oder kurz wirs
haben wollen, dieselben aus lauter gutem, neuem zeug, von kupfer
und zin, sauber, gerecht, auch gerad am ror, von neuem [zu] gießen
und [zu] machen, solche mit dreien starken probschiissen, jeden
kugelschwer, wol zu probieren und one unsern kosten und nachteil
gein Regenspurg, nemlich den wienischen centner schwer gewicht um
141/2 fl. zu liefern, daran wir unbeschwert und billich zufriden sein
sollten etc., zu sondern dank und gefallen vernommen und seien
demnach entschlossen ein anzal stück, wie underschiedlich hernadi
volgt,gießen zu lassen, und nemlich zum ersten vier carfaunen, so 40u
eisen schießen, eurm getanen fürschlag der leng und gewicht gemeß.
Zum andern haben wir vor der zeit etliche singerin gehabt, die
28 ü eisens geschossen, von dene wir in vergangnen kriegsleuffen
kommen seien; dieweil wir aber derselben kugeln noch ein merkliche
anzal im vorrat haben, seien wir entschlossen, uns solcher stuck
widerum viere, deren ein jedes in 12 sdcuch lang, gießen zu lassen.
Mer 4 doppelnotschlangen, deren eine in 14 werkschuch lang und
2Oil' eisen scheußt, mer 10schlangen, deren jede lOU, eisen scheußt,
alles unsers statgewichts, eurm fürschlag gemeß 13 schuch lang.
Daruff gelangt an euch unser freuntlich bitt, ir wollet uns
obgesetzte 22 stück, angezognem eurm erpiefen nach, gerecht, von
gutem zeug und sauber, sobald irs zu eur Gelegenheit tun könt,
gießen und verfertigen und uns daneben verstendigen, in was
zeit ir ungeverlich dieselben gen Regenspurg zu liefern vermaint;
wollten wir uff solche zeit daselbst hin Verordnung tun, dieselben
zu empfahen und verner alher zu verschaffen, euch auch alsdann

und machte sich, wie wir der Antwort des Rates
entnehmen können, anheischig, die 26 Geschütze
„von gerechtem, guten zeug, gerad an rören und
sauber“ zu gießen und sie bis Frühjahr 1554 — da
er mit dem Guß wegen anderer Arbeiten erst im
September beginnen könnte — nach Regensburg zu
liefern; an dem „Kaufgelt“ von 14l/2 fl. für den
Zentner wienisch frei Regensburg hielt er fest; auch
erbat er eine Anzahlung von 4000 fl. zu Händen
des Matthias Männlich in Augsburg.10) Der Rat
erklärte sich im Schreiben vom 8. Juli mit allen diesen
Bedingungen einverstanden und überschickte ihm
zugleich auf seinen Wunsch „einen gerechten ring“
der vorrätigen Kugelgrößen „von 40 in 41 eisens
schwer, item 28 bis in 29 S, von 20 und 10 pfunden
schwer“. „Darnach,“ fügte der Rat bei, „werdet ir
die ror einer jeden sort zu machen und, weil die ring
nit weiter, dann die kugeln groß seien, dem ror, was
es weiter sein soll, zuzegeben wissen.“11)
Zunächst drohten freilich einige Schwierigkeiten.
Dem Innsbrucker Meister waren dringende Besteh
lungen des Kaisers, sowie des deutschen Königs
die bezalung darfür, sovil diesselbig anlaufen wirdet, hie, aldo
es uns an gelegensten, oder, wo es euch gelegner, zu Augsburg
zu dank entrichten und erlegen lassen, dieweil aber die kupfer
dieser zeit bei uns in gutem wolfailem kauf und der centner um
1 fl. und mehr neher dann vor der zeit zu bekummen, derhalben
verhoffen wir, ir werdet uns den wienischen centner, one eurn
nachteil und schaden, um 14 fl. volgen und gen Regensburg
liefern können, wo es aber euch je beschwerlich, so wollen wirs
an dem halben gülden uff jeden centner wienisch gewichts auch
nit erwinden lassen, welches wir euch hiemit freuntlicher guter
mainung uff berüti eur schreiben, eudi darnach haben zu richten,
nit verhalten wollen, und seien euch zu freundlichem guten willen
geneigt und gewegen. datum montags, 12. junii, anno 1553.
Zedula.
Lieber meister Gregoril aus allerlei Ursachen der jetzt bei uns
schwebenden kriegsleuft halben möchten wir wol leiden, daß nit
sonders laut gemacht würde, daß diese stück für uns oder ge-
meine unser stat gegossen wurden; derhalben wir dann ver-
ursacht, kein Wappen, sondern nur allein uff jedes stück ein
beizeichen, tierle oder anders (eurm gutbedünken nach), dabei
man ein jedes stück nennen möcht, neben der jarzal machen zu
lassen, in welchem ir euch dann one Zweifel wol werdet zu halten
und darnach zu richten wissen, dat. ut in literis.
9) Briefbücher Bd. 149, Fol. 128a und b.
10) Matthias Männlich, „röm. Kön. Mt. rath“ zu Augsburg,
war der Vertrauensmann Löfflers, durch dessen Hände sein
Briefwechsel mit dem Rate und umgekehrt lief.
*') Briefbücher Bd. 149, Fol. 224a u. b. (Das Datum „8. junii“
ist natürlich in „Juli“ zu verbessern.) Der Schluß lautet:
,.wollen auch uff eur begern, do ir mit gießung des geschüz in
[geschrieben ist und] arbeit sein, und wir deß von euch bericht
werden, dem Mathias Männlich zu Augspurg 4000 fl. und ime
den übrigen rest nach lieferung des geschüz gen Regensburg
alsdann auch erlegen und entrichten lassen, daran ir zufrieden
und gutem benugen sein sollet.“
 
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