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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 1
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Gessler, Eduard Achilles: Der Topfhelm von Küssnach
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Post, Paul: Gibt es Beschaumarken auf Klingen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0042

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26

PAUL POST, GIBT ES B E S C H A U M A R K E N AUF KLINGEN?

BAND 9

Vergleichen wir unsern Küßnacher Helm mit den
als sicher echt bekannten Topfhelmen der gleichen
Form, also ohne abgeplattetes Dach, so erkennen
wir, daß seine Konstruktion weit einfacher, unbe*
holfener, primitiver ist als die der anderen Helme,
unter denen hier natürlich nur wirkliche Kriegs* und
keine Prunk= und Grabhelme verstanden werden.6)
Der erstere ist aus einer ganzen Reihe von einzelnen
Platten zusammengenietet, die späteren jedoch aus
zwei, drei oder vier bis acht Platten. Er ist daher
früher entstanden, während die anderen erhaltenen
Stücke frühestens in den Beginn des dritten Viertels
des 14. Jahrhunderts zu setzen sind. Echte Kriegs*
helme sind die folgenden:
1. Helm des Prinzen Eduard von Wales, des
„Schwarzen Prinzen“ gest. 1376, in der Kathedrale
von Canterbury über dessen Grabmal aufge*
hängt.7)
2. Helm des Sir Richard Pembridge, gest. 1375,
ehemals in der Kathedrale von Hereford über dessen
Grabmal aufgehängt, nachher in Privatsammlungen

(Meyrick und Paton) jetzt Royal Scottish Museum,
Edinburgh)
3. Helm, gefunden in der 1399 zerstörten Burg
Tannenberg, bei Jugenheim, Hessen. 2. Hälfte des
14. Jahrhunderts.9)
4. Helm gefunden in der Traun, bei Linz, Ober*
Österreich, Museum Francisco* Carolinum, Linz.
2. Hälfte des 14. Jahrhunderts.10)
5. Helm, früher über dem Grab der Familie
Pranckher von Pranckh in der Kathedrale von
Seckau in Steiermark aufgehängt. Kaiserliche Waffen*
Sammlung Wien. 3. Viertel des 14. Jahrhunderts.11)
Von allen diesen Helmen hat der aus der Ruine
Tannenberg12) in Form und Aufbau am meisten
Ähnlichkeit mit dem Küßnacher. Ganz die gleiche
Vorrichtung zur Befestigung des Zimiers zeigt der
aus der Traun. Vollkommen gleich ist jedoch keiner
der fünf erwähnten Helme. Nach dem Ausgeführten
dürfte nun der Helm von Küßnach als der älteste
in diese Reihe treten, das einzige in der Schweiz
gefundene Exemplar seiner Gattung.

GIBT ES B E S C H A U M AR K E N AUF KLINGEN?
VON PAUL POST

„Ist die Frage der Marken auf Klingen im all-
gemeinen noch nicht über das Anfangsstadium der
Untersuchung und Klärung hinausgediehen, so dürfte
doch die Bedeutung und Bewertung des Passauer
Beschauzeichens, der Wolfsmarke, von seinem
ältesten Auftreten bis ins 17. Jahrhundert genügend
festgestellt sein.“ Diesen Schlußgedanken, den W.M.
Schmid in seiner umfangreichen und äußerst ver*
dienstvollen urkundlichen Veröffentlichung in dieser
Zeitschriftl) über „PassauerWaffenschmiede“
am Ende des Abschnitts III über „Klingenbeschau
und «marken“ (S. 332) entwickelt, vermag ich in
einer, wie mir scheint, grundsätzlichen Frage nicht
°) Solche sind noch erhalten (Laking, B. I. S. 286. Pag. 329)
Francisco*Carolinum in Linz. Musee d’Artillerie, Paris. Museum
Kopenhagen (No. 579). Sammlung Lord Astor, Hever Castle.
’) Laking, Arecordetc. Bd. 1. S. 275. Fig 322. W. Boeheim,
Waffenkunde S. 29. Fig. 10.
8) Laking, ib. Fig. 324. S. 279. W. Boeheim, ib. S. 30. Fig. 11.
(Fig. 12 gehört wohl einer späteren Zeit an, Turnierhelm.)
V. L. Robert, le Musee d’Artillerie, T. 1. Paris, 1889. P. 168. FI.10.)
Abbildung und Beschreibung von alten Waffen und Rüs*
tungen, welche in der Samlung von Llewelyn Meyrick zu
GoodrichsCourt in Herefordshire aufgestellt sind. Übersetzung
v. Gustav Fincke, Berlin, 1836. S. 5. PI. XI (genaue Zeichnungen
davon).

beizustimmen. Denn wie Schmid an der zitierten Stelle
und auch sonst ausdrücklich ausspricht, bezeichnet
und hält er d en PassauerWolf für eineB eschaumarke.
Dieser Auffassung widerspricht aber, wie mir scheint,
nicht nur das beigebrachte urkundliche Material, wir
glauben auch, daß Schmids eigene sehr treffende Inter*
pretation und seine eingehenden technischen Erläute*
rungen zu dieser Frage nur einen und zwar äußerst
wichtigen Schluß zulassen, vor dem Schmid, anschei*
nend in der herkömmlichen Anschauung befangen,
zurückgewichen ist. Wir können uns daher bei Dar*
legung unseres abweichenden Standpunktes im wesent*
liehen Schmids eigener Ausführungen bedienen.
9) Laking, ib. P. 281. Fig. 325. — HefnersAlteneck,Waffen. S. 3,
Anm. A. Demmin, die Kriegswaffen, Leipzig, 1893. S. 507. Fig. 37.
10) Laking, ib. P. 282. Fig. 326. — Hefner* Alteneck, Waffen,
ib. S. 13. Taf. 15.
“) Laking, ib. P. 282. Fig. 327. — Kunsthistorische Samm*
lungen d. A. H. Kaiserhauses, Waffen*Sammlung. Album mit
erl. Text v. W. Boeheim, Wien, 1894. Taf. XLIX. 1. S. 28. —
F. G. v. M. (Franz, Graf von Meran) Der Pranckher*Helm aus
Stift Seckau. Graz, 1878. (Als Manuskript gedruckt.)
12) Dank der Liebenswürdigkeit des Hofmarschalls Graf
Hardenberg, Darmstadt, ist der Verfasser in der Lage, die erste
Photographie des Helms zu veröffentlichen.
*) W. M. Schmid, Passauer Waffenwesen. Z. H.W. K. 8, 317 ff.
 
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