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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0136

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114

FACHNOTIZEN

BAND 9

II. ALTE TRACHTEN, TAFEL III
Französische Damenkleider um 1750. a) Anliegende
Taille vorn geöffnet mit Faltenbesatz; weiter Rock, gelber
Seidenbrokat mit weißen Streifen, Streublumen. Getragen über
blauem, gesteppten Unterkleid von Seide. Frankreich um 1750.
(New York, Metropolitan Museum of Art., erworben 1911 von
Mrs. Maria P. James o£ Norwalk, Conn.1)

b) Rock mit Rüschen. Langes Oberkleid mit Watteaufalte
in einer langen Schleppe endigend; garniert mit flachem Ge»
fältel vom gleichen Stoff. Gelber Seidenbrokat mit eingewebtem
weißen Streublumendessin. Frankreich um 1750. (New York
Metropolitan of Museum Art, erworben 1911 von Mrs. Maria
P. James of Nowalk, Conn. P.

FACHNOTIZEN

Noch einmal: Zur Entwicklungsgeschichte der Armbrust.
Die Notiz in Z. H W. K. Heft 2 S 73 war geschrieben, ehe noch
dies Heft mit dem äußerst dankenswerten Beitrag von Herrn
Geh. Regierungsrat Dr. Walther Rose erschienen war. Im Ana
Schluß an diesen Aufsatz sei nun kurz der gegenwärtige Stand
unseres Wissens über die Armbrust in Byzanz und die dabei
auftretenden noch nicht gelösten Probleme angeführt. Vorher
möchte ich jedoch noch eine kleine Bemerkung an die Beschreis
bung der Armbrust durch Anna Komnena anknüpfen. Es heißt
dort: ,,In der Mitte liegt eine, in Gestalt eines halben Zylinders
ausgemeißelte Röhre von der Größe eines Pfeiles.“ Rose meint
nun, daß „Röhre“ falsch übersetzt wurde und daß es statt
dessen „Säule“ heißen müßte. Meiner Meinung nach ist jedoch
die „Röhre von der Größe eines Pfeiles“ nur durch die oben
offen liegende Pfeilrinne zu erklären.
Nach den Darlegungen Roses kann kein Zweifel mehr
obwalten, daß es sich bei den Angaben von Anna Korns
nena tatsächlich um die Armbrustwaffe handelt, die somit
den Byzantinern bis zu ihrem innigen Kontakt mit dem
Westen unbekannt geblieben ist. Die Armbrüste auf den
Reliefs von Polignacssur»Loir und Puy stehen demnach isoliert
da und trotz der Anführung der manubalista oder arcubalista
von Flavius Vegetius Renatus wird man doch nicht auf eine
allgemeine Bekanntschaft der Armbrustwaffe bei den Römern
schließen dürfen. Oder soll man vielleicht annehmen, daß die
Handarmbrust zwar der römischen Heeresausrüstung auch in
späterer Zeit fremd blieb, wohl aber in einigen Gegenden des
römischen Reiches als Jagdwaffe Verwendung fand und daher
auch den Offizieren, Ingenieuren und Mannschaften der ihren
Standort vielfach wechselnden Legionen nicht unbekannt ges
blieben sein konnte; soll man weiters annehmen, daß diese
Kenntnis gar keinen Einfluß auf die Bewaffnung des Heeres
ausgeübt hat, obwohl doch die (allerdings begrenzten) Vor*
teile der Armbrust in die Augen springen mußten und ans
scheinend keine Ursache vorlag, die die Verwendung der Arms
brust zu Kriegszwecken verhindert haben sollte; und soll man
endlich weiter glauben, daß die Romäer wohl die Heeres»
ausrüstung der Römer übernommen hätten, daß dagegen die
Erinnerung an die den römischen Offizieren und Ingenieuren
bekannte Handwaffe vollkommen verloren gegangen wäre ?
Es liegt, wie man sieht, ein unüberbrückter Widerspruch
einerseits in dem Vorhandensein der Reliefabbildungen und
in den Angaben von Vegetius (der übrigens in Konstantinopel
lebte) und andererseits in den Ausführungen Anna Komnenas.
Man wird deswegen eine endgültige Entscheidung wohl nicht
früher fällen dürfen, bis Spezialforscher auf dem Gebiete der
byzantinischen Geschichte genaue Angaben über die Bewaffnnng
*) Die Beschreibung und Angaben verdanken wir der Liebenswürdigkeit von
Herrn Prof. Dr. B Bashford Dean, Curator of arms and armour. Metropolitan
Museum of Art New York.

und Ausrüstung des oströmischen Heeres gemacht haben. Ich
weiß nicht, wie weit diese Spezialforschungen heute gediehen
sind, glaube aber, daß es Byzantinisten nicht zu schwer fallen
müßte, aus dem reichlichen Quellen» und Bildermaterial fest»
zustellen, ob die Armbrust als Handwaffe oder als Geschütz
überhaupt in Ostrom Verwendung gefunden hat und welches
die Zeit der Einführung dieser Waffenart war. Sollten wider
Erwarten die Vertreter der byzantinischen Kulturgeschichte
hier versagen, so bliebe nur übrig, aus Angaben über Arms
brustwaffen und sgeschützen im islamischen Kulturkreise Rücks
Schlüsse auf deren Verwendung in Byzanz zu ziehen; hier
treten aber wieder alle die Unsicherheiten auf, die durch die
in meinem früheren Aufsatze dargelegte Möglichkeit der Über»
nähme der islamischen Armbrust von Ostasien her entstehen.
Endlich müßte man noch untersuchen, ob sich nicht zwischen
dem Vorkommen der Reliefabbildungen und den Angaben von
Vegetius einerseits und andererseits zwischen der Entstehung
der europäischen Armbrust Beziehungen aufstellen ließen.
Hugo Th. Horwitz
Ein Damenschießen zu Anfang des 18. Jahrhunderts. Lady
Wortely Mary Pjerrepont Montague, die bekannte englische satiris
sehe Schriftstellerin, berichtet in ihren Briefen (Leipzig 1763, S.31)
von einem höfischen Schauschießen in Wien : .. den Tag darauf
gieng ich hin der Kaiserinn Amalia aufzuwarten, die nun auf
ihrem Palaste eine halbe Meile von der Stadt in der Entfernung
lebet. Ich hatte hier das Vergnügen, einen mir ganz neuen Zeit»
vertreib zu sehen, welcher das gewöhnlichste Spiel an diesen
Hofe ist. Die Kaiserinn selbst saß auf einem kleinen Throne
zu Ende der schönen Allee ihres Gartens, und ihr zu beyden
Seiten waren zwo Partien junger Fräulein vom Stande gestellet,
mit den beyden Erzherzoginnen an der Spitze, alle wohl auf»
gesetzet, mit Juweelen geschmücket und eine leichte Feuerrohre
in der Hand, um nach drey Ovalgemählden, die in einiger Ent»
fernung standen, als so viel Zielen zu schießen. Das erste
stellte Ceupido vor, der ein Glas mit Burgunder füllet, und
das Motto het: „Hier ists leicht, ein Held zu seyn.“ Im zweyten
hält das Glück einen Kranz in der Hand, mit dem Motto:
„Dem, den das Glück begünstigt.“ Das dritte war ein Schwert
mit einer Lorbeerkrone auf der Spitze, das Motto : „Der über»
wundene darf sich hier nicht schämen.“ — Neben der Kaiserinn
stand ein vergoldetes Siegeszeichen, mit Blumen umwunden;
es bestand aus kleinen Schäferstäben, die mit reichen türkischen
Schnupftüchern, Palatins, Bändern, Spitzen usw. als den min»
dern Preisen, behangen waren. Den vornehmsten gab die
Kaiserinn mit eigener Hand, es war ein feiner Rubinring, mit
Diamanten besetzt, in einer goldenen Tabakdose. Der zweyte
Preis war ein kleiner Cupid mit Brillanten besetzt, und neben
dem ein Aufsatz von feinem Porcellane zum Theetische, mit
goldenen Rändern, japanischen Kästchen, Fächern und andern
 
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