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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 3
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Fachnotizen
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0137

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HEFT 3

LITERATUR

115

Galanterien von dieser Art. Alle Leute vom Stande aus Wien
waren Zuschauer; aber die Damen allein hatten Erlaubniß zu
schießen, und die Erzherzoginn Amalia trug den ersten Preis
davon. Ich war mit dieser Lustbarkeit sehr wohl zufrieden,
und ich weis nicht, ob sie nicht eine ebenso gute Figur, als
das Wettschießen in der Aeneis, machen sollte, wenn ich so
gutals Virgil schreiben könnte. Dieß ist das Hauptvergnügen des
Kaisers; und es geht selten eine Woche ohne ein Fest in dieser
Art vorbey, welches die jungen Damen in der That geschickt
genug macht, ein Fort zu vertheidigen. Sie lachten herzlich
über meine Furchtsamkeit, eine Flinte zu hantiren. Sie werden
mir, theure Schwester, dieses plötzliche Abbrechen leicht ver*
geben; ich vermuthe eben, daß Sie bald denken werden, ich
wolle gar nicht schließen.“ F. M. Feldhaus
Petarde. Romocki vermutete 1895 in seiner ausgezeichneten
„Geschichte der Explosivstoffe“, daß die Erfindung der Ansetz*

Petarde um 1575 in Frankreich erfolgt sei. Sie wurde ein»
geführt (oder gar erfunden) von Baron Mathieu Merle de
Salvas. Bei der Einnahme von Amaert kam 1577 zum erstenmal
die Petarde zur Brechierung des Tores zur Verwendung. Am
23. Dezember 1587 verwendete Martin Schenk eine Petarde zur
Sprengung des Rheintores in Bonn.
Ich glaube, daß die Erfindung älter ist; denn auf dem
Kupferstich „Pulvis pyrius“, gestochen von Galle nach einem
Wandteppichentwurf von Jan van Straet, genannt Giovanni
Stradano (1523—1605), der gegen 1570 fertig wurde, sieht man
eine Ansatzpetarde. Das Blatt ist abgedruckt in: O. Guttmann
„Monumenta pulveris“, London 1906. Wäre die Erfindung der
Petarde noch jung gewesen, dann hätte der Maler den Gegen*
stand nicht auf sein Bild genommen, weil niemand gewußt
hätte, was dargestellt sein soll.
F. M. Feldhaus

LITERATUR

Julius Repond, Commandant de la Garde de la Saintete
Benoit XV. Le Costume de la Garde Suisse Pontificale et la
Renaissance italienne. Rome. Impr. Polyglotte Vaticane 1917.
Wenn man den stattlichen Folioband mit 80 Textseiten und
63 großen Tafeln zur Hand nimmt, stellt sich unwillkürlich
die Frage ein, ob ein solcher Aufwand durch die Bedeutung
des Gegenstandes gerechtfertigt wird. Denn trotz Rom und
des Papstes kann die Schweizer Garde kostümlich doch eben
nur ein lokal sehr begrenztes Interesse beanspruchen. Indessen,
wie der Verfasser eingangs feststellt, ist die militärische Tracht
um 1506, wo die Geschichte der päpstlichen Schweizer Garde
einsetzt, bis zum Aufkommen der Uniform zur Zeit Ludwig XIV.
von der bürgerlichen Tracht durch nichts unterschieden. Eine Ent»
wicklung der Tracht bei der Schweizer Garde bedeutet also zu*
gleich eine solche der italienischen oder mindestens der römischen
Männertracht, und die zu schicken wäre gewiß des Schweißes wert.
Besitzen wir doch, wie der Verfasser eingangs selbst hervorhebt,
zur Zeit überhaupt kein Spezialwerk der italienischen Tracht! —
Wer indessen mit solchen Erwartungen das Buch öffnet, erlebt
eine Enttäuschung, und auch der Sonderinteressent für die
Schweizer Garde dürfte kaum auf seine Rechnung kommen,
falls er mehr als eine Entwicklung ihrer Kostüms in großen
Zügen erhofft hat. Wenn trotz des fleißig zusammengetragenen
ansehnlichen Materials, trotz einer unverkennbaren Belesenheit
auch in entlegeneren literarischen Trachtquellen und vor allem
einer offenbar liebevollen Hingabe an den Gegenstand nicht
mehr erreicht wird, so liegt das an der Methode oder vielmehr
dem Mangel jeder Methode. Anstatt zunächst einmal an Hand
der Darstellungen die einzelnen Kleidungsstücke zu analysieren,
ihre Geltungszeit festzulegen und daran vielleicht Erklärungs»
versuche für ihr Aufkommen und ihren Wandel zu knüpfen,
wird der umgekehrte Weg eingeschlagen, und zwar von ästhe*
tischen Erwägungen ausgehend. Dem Verfasser schwebt ein
bestimmtes Ideal der italienischen Renaissancetracht vor, dessen
Erreichung er zum Leitgedanken für die Entwicklung der Tracht
bei der Schweizer Garde macht. Aus den angeblich unschönen
Kleiderformen des Quattrocentos und von ungünstigen aus»
ländischen Einflüssen macht sich die italienische und in Sonder*
heit die Tracht der Schweizer Garde allmählich frei, erreicht

etwa um 1600 den Gipfel der Vollkommenheit, um dann alsbald
zu verfallen.
Eine solche Betrachtungsweise ist, gelinde gesagt, unwissen»
schaftlich und besagt, objektiv genommen, zunächst weiter
nichts, als daß der Verfasser ein Verehrer der italienischen Hoch*
renaissance ist (was beim Kommandanten der Schweizer Garde
nicht verwunderlich). — Wer dagegen das Quattrocento höher
schätzt, wie beispielsweise der Referent, müßte nach der Methode
des Verfassers zum umgekehrten Ergebnis gelangen und die sich
allmählich von den Bildungen der vorangehenden Epoche ent»
fernenden Trachtformen des Cinquecento als zunehmenden
Verfall ansehen. In Wahrheit ist natürlich das eine so wenig
zutreffend wie das andere. Die Schrittmacherin der Mode wie
aller künstlerischen Erscheinungen ist der Zeitstil. Die Frage,
warum die Mode diesen oder jenen Weg einschlägt, wäre also
zunächst an den Zeitstil zu richten und an das Schönheits»
gefühl des Cinquecento, dem er Ausdruck leiht, nicht des
20. Jahrhunderts, dem der Verfasser angehört.
Die gekennzeichnete Betrachtungsweise des Verfassers hat
zur Folge, daß in der Darstellung ästhetischer Fragen und Wert*
urteile auf Kosten der eigentlichen Beschreibung einen allzu
großen Raum einnehmen. Was aber noch bedenklicher ist und
nicht ausbleiben kann, die schiefe Einstellung des Verfassers
zur Tracht führt nur zu häufig zu voreingenommenen Inter»
pretationen der Darstellungen und zu verkehrten Schlüssen.
Hierfür nur ein Beispiel: Verfasser stellt u. a. fest, daß der
von ihm persönlich hochgeschätzte Morion in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts vom Birnhelm abgelöst wird, dessen
Form ihm gründlich mißfällt. Hieraus wird einmal gefolgert,
daß zu dieser Zeit die Künstler aus der gleichen Abneigung
gegen den Birnhelm die Schweizer Gardisten häufig barhäuptig
dargestellt hätten, ferner, daß die Offiziere alsbald zu Beginn
des 17. Jahrhunderts den Helm mit dem Hut vertauschten. Der
objektive Tatbestand, der sich leicht aus den beigebrachten
Darstellungen ablesen läßt, ist nun aber der, daß der Morion
auch noch im 17. Jahrhundert von der Schweizer Garde getragen
wird (Abb. 116), womit alle an das Aufkommen des Birnhelms
geknüpften Schlüsse entfallen. Das Aufkommen des Huts im
17. Jahrhundert ist bekanntlich eine internationale Erscheinung.
 
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