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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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Forrer, Robert: Ein Fund römischer Waffen in Königshofen bei Strassburg
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Engel, Bernhard: Laufende Knechte
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0061

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HEFT 2

BERNHARD ENGEL, LAUFENDE KNECHTE

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boten. In ersterer Hinsicht bilden sie gegenüber
dem bekannten Helm von Niederbieber (Forrer,
„Reallexikon“ Taf. 90, Fig. 5, 5a) eine noch etwas
vorgeschrittenere Form, insoferne nämlich, als dort
der Kinnschutz zwar eng Zusammentritt, aber nicht
wie bei unseren Bronzeklappen von
Königshofen sich ineinanderlegt. Bei
diesen greifen die beiden Kinnlappen
übereinander und eine Öse schiebt
sich in das im anderen Stück aus*
geschnittene viereckige Loch; ein
senkrecht durchgesteckter kleiner
Pflock (der aber nicht erhalten ist)
hält dort die beiden Wangenklappen
in der geschlossenen Lage fest. Ein
kleinerer Schlitz am hinteren Rande
der Wangenklappen diente jeden*
falls zum Durchziehen eines Riemens
und zu noch besserer Sicherung des
Verbandes mit dem Helm. (Den
letzteren habe ich im Mainzer Museum nach dem
Exemplar von Niederbieber in Gips ergänzen
lassen, um daran die Klappen in ihrer natürlichen
Lage aufzuhängen (Abb. 4). Die eine der eisernen
Wangenklappen vom Königshofener Schlachtfelde
ist soweit erhalten, um erkennen zu lassen, daß ihre
Form mit den beiden bronzenen annähernd gleich
ist. Sie zeigt aber am hinteren Rande statt des einen

Schlitzes zwei kleine Rundlöcher, die wohl dem
gleichen Zwecke dienen sollten (Abb. 1 L 30655).
Was sonst an Waffen* und Ausrüstungsstücken
gefunden worden ist, bietet waffengeschichtlich
geringeres Interesse, ist aber geeignet, das Bild
eines römischen Schlachtfeldes zu
vervollständigen. Dahin gehören
auch die im gleichen Gelände zer*
streut gefundenen römischen Feld*
geräte, Sicheln, Sense etc., die Reste
verbrannter Hütten, in der einen
das Skelett eines Toten; alles Spuren
eines rasch herangezogenen Gewit*
ters, das mit Zerstörung des benach*
barten vicus canabarum von Königs*
hofen endigte. Schon einige Jahre
vor dieser Entdeckung hatte ich,
bei Behandlung der Straßburger
Gräber* und Münzschatzfunde, aus
gewissen Straßburger Münzschatz*
funden geschlossen, daß der Germaneneinfall unter
Alexander Severus von 233/34, den man bisher
nicht lokalisieren konnte, in der Straßburger Gegend
stattgefunden haben müsse. Der Königshofener
Schlachtfeldfund von 1919 hat diesen Schluß nicht
nur glänzend bestätigt, sondern auch unsere Kennt*
nisse von jenem Ereignis um einen guten Schritt
vorwärts gebracht.


Abb. 4.
Reiterhelm von Königshofen

LAUFENDE KNECHTE
VON BERNHARDENGEL

Alwin Schultz, Das höfische Leben zur Zeit der
Minnesinger, klagt Bd. II S. 186 mit Recht darüber,
daß wir über „die Rüstung der gemeinen Soldaten
(im Gegensatz zu derjenigen der Ritter) recht schlecht
unterrichtet“ sind. Er hat dabei insbesondere die
Schilderungen der Dichter im Auge; die Klage
trifft aber auch auf die bildlichen Darstellungen zu.
Wo insbesondere auf Miniaturen nichtritterliche
Krieger erscheinen, was selten genug der Fall ist,
sind sie zumeist nur flüchtig behandelt. Noch
seltener aber finden wir plastische Wiedergaben
solcher Krieger; und es ist gewiß wünschenswert,
daß alle vorhandenen derartigen Bildwerke bekannt
gegeben werden. Z. H.W. K. 2, 228 habe ich zwei
solche Krieger aus Breslau behandelt, die man wohl
ihrer Ausstattung nach als hergelaufene Knechte
bezeichnen kann. Heute bringe ich nun einige
„laufende Knechte“, wie man im Mittelalter die

bewaffneten Stadtknechte nannte. Sie alle finden sich
als Wächter an (zum Teil umgebauten) „Heiligen
Gräbern“ im Elsaß. Se. Exzellenz Herr General*
leutnant z. D. Rathgen, hatte die Güte, mich auf
diese Figuren aufmerksam zu machen und mir das
von ihm zumeist an Ort und Stelle gesammelte
Material einschließlich der photographischen Auf*
nahmen zur Bearbeitung zu überweisen. Dafür
spreche ich auch hier meinen ergebensten Dank aus.
Die Abbildungen umfassen drei Heilige Gräber:
im Straßburger Münster, in Hagenau und in Ober*
Ehnheim. Es sind im Elsaß noch mehrere andere
solche Gräber erhalten, z. B. in Ruffach. Diese Ort*
schäften liegen1) jedoch im Sperrgebiet, so daß
gegenwärtig ein Hinkommen überaus erschwert, ein
Photographieren fast unmöglich ist. Vielleicht läßt
sich dies aber nach Friedensschluß nachholen.
’) Dieser Aufsatz ist noch während des Krieges geschrieben-
 
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