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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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Engel, Bernhard: Laufende Knechte
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0062

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44

BERNHARD ENGEL, LAUFENDE KNECHTE

BAND 9

Zugleich betrachte ich meinen Aufsatz als eine Am
regung für unsere Vereinsmitglieder, auch in ihren
Gegenden nach derartigen Darstellungen zu fahnden
und diese zur Veröffentlichung zu bringen.
I. SRASSBURGER MÜNSTER

angefertigt worden sind, andererseits aber auch
vereinzelt bereits zu ihren Lebzeiten, wie sich
daraus ergibt, daß in den im übrigen vollständigen
Inschriften nur das Todesdatum fehlt, dessen Aus*
füllung später erfolgen sollte, aber aus irgend
welchen Gründen unterlassen worden ist. In vielen

Unter den heute vorgeführten drei Heil. Gräbern
zeigt das in der St. Katharinenkapelle des Straßburger

anderen, nicht mehr feststellbaren Fällen ist aber
gewiß die spätere Ausfüllung geschehen.

Münsters die bei weitem
größte Anlage. Leider
waren die Figuren sowie
das ganze Grab zum Teil
arg verstümmelt; jedoch
waren außer den Resten
der Figurenplatten auch
noch die übrigen Bau*
teile, Wimperge usw.,
zum großen Teil erhalten,
und ebenso in der Wand
der Kapelle die Aus*
sparungen, in welche diese
Bauteile genau hinein*
paßten, so daß eine
Wiederherstellung der
ganzen Anlage möglich
war. Zugleich war da*
durch derBeweis erbracht,
daß die uns interessieren*
den Figuren tatsächlich
dem Heil. Grabe in der
genannten Kapelle ange*
hören. Von diesem Grabe
aber wissen wir bestimmt,
daß es der prunkliebende
Bischof Berthold v. Buch*
ek errichten ließ, ja selbst
das Jahr der Errichtung
wird uns in den Quellen
genannt: in der Haupt*


Unser Heil. Grab nun
ist in eineEcke der Kapelle
eingebaut, so daß die Dar*
Stellungen der Wächter
an einer Längs* und einer
Stirnseite erscheinen, und
zwar gegenwärtig in fol*
gender Anordnung:

1 1
5
1 ' 2 ' 3 u. 4

Die ursprüngliche An*
Ordnung dürfte aber 2, 3
und 4, 1—5 gewesen sein.
Das erscheint symmetri*
scher und entspräche auch
der Anordnung der Fi*
guren an dem Heil. Grabe
in Hagenau (s.u.). Nach
der zeitlich nicht fest*
stehenden Zerstörung
waren die Reste des
Münstergrabes lange un*
beachtet geblieben, in
den 1890er Jahren wur*
den sie im Chor gefunden
und endgültig vor etwa
zehn Jahren wieder auf*

quelle 1349, in einer an*
deren 1340. Somit haben

Heiliges Grab in der St. Nikolauskirche zu Hagenau

gebaut, wobei auch die
abhanden gekommenen

wir das Alter der Bildwerke genau festgelegt; ver*
mutlich haben wir 1349 als richtig anzunehmen, die 0
beruht wohl nur auf einem Lesefehler für 9, jedenfalls
ist das Grab nicht jünger als 1349 und nicht älter als
1340. Diese Feststellung ist von besonderem Werte,
wenn man bedenkt, daß selbst für ritterliche Trachten

Teile der Steinfiguren in Gips ergänzt wurden, und
zwar — wie man anerkennen muß — im allgemeinen
zutreffend; einzelne Beanstandungen werden bei der
Schilderung der betreffenden Figuren besprochen
werden. Die Ergänzungen sind an den Abbildungen
im wesentlichen durch die hellere Farbe erkennbar.

und Waffen eine so sichere Zeitbestimmung fast
niemals vorliegt; denn auch die Jahreszahlen der
Grabsteine (Sterbejahre) sind nicht immer beweisend,
da oftmals diese Grabsteine erst lange (zuweilen
Jahrhunderte) nach dem Tode der Dargestellten

Die Höhe der Platten, außen am Rundstab gemessen,
beträgt 73 cm, ihre Breite 92—93 cm, diejenige der
Doppelplatte 130 cm. Diesem großen Maßstabe ent*
sprechend zeigen die Darstellungen alle Einzelheiten
der Bewaffnung auf das genaueste. Dabei ist auch
 
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