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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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Engel, Bernhard: Laufende Knechte
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0063

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HEFT 2

BERNHARD ENGEL, LAUFENDE KNECHTE

45

die Wiedergabe von fünf verschiedenen Stellungen
sehr wertvoll.

Der Krieger Abb. 1 trägt ein Ringhemd mit halb*
langen Ärmeln und Stehkragen, über dessen oberen

Straßburg 1. Relief von dem Heiligen Grab zu Straßburg


Rand derjenige des Untergewandes, in halbkreis*
förmige Zacken geschnitten, herübergeklappt ist,
wie wir dies bei gleichalterigen Darstellungen nicht
selten finden. Darüber trägt er ein faltiges, also
aus Stoff gefertigtes Gewand, das statt der Ärmel
nur beiderseits einen breiten faltigen Lappen be*
sitzt. Der rechte Unterarm ist ergänzt, der linke
läßt ein bis an die Hand reichendes Untergewand
erkennen, über welches eine offenbar lederne,
durch (aufgenietete) eiserne Längsschienen verstärkte
Unterarmröhre geschnallt ist. In gleicher Weise sind
die Unterschenkel bewehrt, ebenso bei Abb. 4, wo
wir auch die rückwärtige Schnallung sehen. Die Füße
selbst erscheinen ungeschützt. Die Oberschenkel da*
gegen stecken in Hosen aus zwei Lagen Stoff oder
wohl richtiger Leder, zwischen welche — dicht neben*
einander liegend — eiserne Längsschienen oder Ketten
eingesteppt sind, Streifen von halbzylindrischem
Querschnitt bildend.8) Das Knie ist durch einen ein*
fachen Kniebuckel mit Längsgrat geschützt. Rings
um den Rand laufen kleine Nietköpfe, durch die
wohl nur das (lederne) Futter festgehalten wurde;
von letzterem hängen blattförmige Läppchen hervor.
[Bei Gimbel, Rekonstructionen, Taf. X, sind diese
Läppchen anscheinend aus Eisen geschnitten. Das
ist aber offenbar unrichtig. Daß es sich nur um das
2) HefnersAlteneck, Waffen, bringt Taf. 25 den Grabstein
des 1365 gestorbenen Peter Kreglinger, dessen ganzer Waffen*
rock (Lendner) aus solchen dicht nebeneinander liegenden

verlängerte Lederfutter der Kniebuckel handeln kann,
zeigen deutlich die Figuren bei Hefner*Alteneck,
Trachten, alte Ausgabe Bd. II, Taf. 15 u. 24, wo die
Zaddeln einfach geschnitten sind, ferner Taf. 87,
wo sie den unserigen gleichen und völlig mit denen
des ledernen Obergewandes übereinstimmen. Eben*
solche Zaddeln auch Taf. 27, 133 u. 146; auch im
Text werden diese Unterlagen als aus Leder bestehend
bezeichnet. Über diese Rekonstruktion Gimbels werde
ich noch in einem besonderen Aufsatze sprechen.]
Ein größerer Nietkopf hält den Riemen fest,
mittels dessen der Buckel in der Kniekehle geschnallt
ist. Unterhalb der Kniekehle ist die Unterschenkel*
röhre nach unten hin im Bogen ausgeschnitten. Eine
Verbindung des Kniebuckels mit Ober* und Unter*
Schenkelschutz ist nicht anzunehmen, vielmehr wurde
der Buckel nach Anlegung der beiden letzteren be*
sonders übergeschnallt. Ebenso wurde, wenn das
ganze Bein lediglich durch Ringgeflecht geschützt
wurde, der Kniebuckel nicht etwa auf dieses auf*
genietet, sondern nur aufgeschnallt. Frhr. v. Mans*
berg, wäfen unde wiegewaete des deutschen Ritters
des Mittelalters (Dresden 1890) bildet zwar Taf. III
Fig. 3 einen vollständigen Ringharnisch des 14. Jahr*
hunderts ab, bei welchem die eisernen Verstärkungs*
platten, auch die kleinen Kniebuckel, unmittelbar
auf das Ringgeflecht aufgenietet sind. Mansberg gibt


Straßburg 2. Relief von dem Heiligen Grab zu Straßburg

aber der Mutmaßung Raum, daß dieses Aufnieten
erst in der Neuzeit erfolgt ist. Über dem rechten
Oberschenkel sehen wir einen Eisenhut, von dem
Reihen gerundeter Vorsprünge besteht; nach dem Text bestand
dieser „aus starker Leinewand mit reihenweise eingesteppten
Ketten.“
 
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