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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 6/7
DOI Artikel:
Klingeberg, Karl: Der Werdegang des deutschen Stahlhelms
DOI Artikel:
Doege, Heinrich: Das von Quetzische Hochzeitsbüchlein
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0239

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HEFT 6/7

HEINRICH DOEGE +: DAS VON QUETZISCHE HOCHZEITSBÜCHLEIN

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und Form war dieselbe, nur fehlte der Vorderschirm
ganz. Es ist hiervon nur eine geringe Anzahl fertig*
gestellt worden, die weiter bestellten kamen nicht
mehr zur Ausführung. — Der deutsche Stahlhelm

hat sich während des Krieges sehr gut bewährt, er
verlieh den Sturmtruppen und Kämpfern in vorderen
Gräben das Gefühl der Sicherheit. Er war so kon*
struiert, daß der Träger in jeder Lage schießen konnte.

DAS VON QUETZISCHE HOCHZEITSBUCHLEIN
VON HEINRICH DOEGE +

Das im Besitze der Lipperheideschen Kostümbibliothek be*
findliche kostbare Büchlein wurde 1913 im Auftrage der
Maximilian*Gesellschaft von Dr. Heinrich Doege in wenigen
Exemplaren für die Mitglieder der Gesellschaft herausgegeben.
H. Doeges Absicht, den Text wegen seines hohen kostüm*
geschichtlichen Interesses in der Zeitschrift nochmals zu ver*
öffentlichen und zu erläutern, ward durch sein Hinscheiden ver*
zögert, nicht vereitelt. Im Folgenden drucken wir den Text
unter Streichung der kostümgeschichtlich belanglosen Teile ab.
Die der Ausgabe der Maximilian*Gesellschaft als Nachwort
folgenden Erläuterungen Doeges sind hier mit geringen Strei*
chungen dem Text als Einführung vorangestellt. Die beige*
gebenen zeitgenössischen Darstellungen, bei deren schwieriger
Auswahl uns Frau Helene Diehle und Herr Dr. W. Bruhn
in dankenswerter Weise halfen, wollen meist nur eine allge*
meine Vorstellung von den aufgeführten Kleidungsstücken,
ihrer Tragweise und ihren Schnitt vermitteln. Einige wenige
zum Verständnis der Kostümbezeichuungen und Abbildungen
notwendig erscheinende Erläuterungen der Schriftleitung sind
als Fußnote hinzugefügt und als solche gekennzeichnet.
{Die Sdmftleitung.)
Das Büchlein, in dem Ambrosius und Zacharias
von Quetz, Sprossen eines abgestorbenen, früher in
der Gegend von Halle an der Saale begüterten ade*
ligen Geschlechts, von ihrer Hochzeit in den Jahren
1526 und 1641 berichten, verdient in mehrfacher
Hinsicht Beachtung. Als am 20. Januar 1526 Am*
brosius von Quetz in Nürnberg Barbara Haller von
Hallerstein heimgeführt und drei Tage lang mit ihr
Hochzeit gehalten hatte, schrieb er den an erster
Stelle abgedruckten Bericht nieder. Was er darin an
interessanten Einzelheiten mitteilt, seine Aufzählung
insbesondere der reichen Ausstattung der Braut an
kostbaren Kleidern und seiner eigenen Kleidung, die
er mit in die Ehe brachte, Tanz und Schlittenfahrt
und manches andere gibt ein anziehendes Bild aus
vergangenen, glanzvollen Tagen der fränkischen
Reichsstadt. Diese Niederschrift seines Vorfahren
war mehr als ein Jahrhundert später für Zacharias
von Quetz Veranlassung, von seiner Hochzeit mit
Felicita Stettner von Grabenhoff am 21. Februar 1641
in ähnlicher Weise zu berichten. Seine Schilderung
führt in einen andern Kreis, den der Gesandten am
Reichstag zu Regensburg zurZeit des Dreißigjährigen
Krieges. Auch sie bietet eine Fülle desinteressanten: die

prunkvolle Auffahrt der Braut, die Beschreibung des
Hochzeitsstaats des Bräutigams und der „vff osster*
reichisch“, d. h. nach der damals noch am Wiener Hof
herrschenden spanischen Mode gekleideten Braut u. a.
Besonders amüsant durch manches köstliche Detail
ist die Zusammenstellung der Kosten, die die wert*
vollen Geschenke und die Hochzeitsfeier dem Bräuti*
gam verursacht haben. Wer bedenkt, daß Deutschland
seit dreiundzwanzig Jahren unter den schwersten
Kriegsnöten litt, wird über den entfalteten Luxus nicht
wenig erstaunt sein.
Von einer schönen gleichmäßigen Hand mit den
charakteristischen Zügen der deutschen Kanzleischrift
um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts sind beide
Berichte, der des Ambrosius von Quetz, der im
Original später verloren gegangen sein dürfte, und der
des jüngeren Zacharias, in ein Quartbändchen ge*
schrieben. Der Einband ist ein gleichzeitiger brauner
Lederband mit außen aufgedruckter Widmung und
reicher Goldpressung; die Innenseite des Vorder*
deckels schmückt das ausgemalte Allianz * Wappen des
Zacharias von Quetz und seiner jungen Gattin. Aus
dem Besitz einer alten Nürnberger Familie, der Frei*
herren von Löffelholz, die 1526 zur Hochzeit des
Ambrosius von Quetz fünf Gäste gestellt hatte, ge*
langte das Manuskript in die Freiherrlich von Lipper*
heidesche Sammlung und mit dieser durch Schenkung
ihres Begründers, des verstorbenen Freiherrn Franz
von Lipperheide, in die Bibliothek des Kunstgewerbe*
Museums zu Berlin.
Dem Verständnis bietet das Quetzische Hochzeits*
büchlein keine Schwierigkeiten, abgesehen von einer
Reihe heute ungebräuchlicher Bezeichnungen für
Stoffe und Kleidungsstücke oder an Stellen, wo auf
den ersten Blick infolge ungewöhnlicher Schreibung
das minder geübte Auge stutzt. Überall ist in solchen
Fällen, um das Lesen zu erleichtern, die heutige
Schreibung oder eine Erklärung in Klammern bei*
gefügt. Wenn hier und da manchem eine Erläuterung
wohl entbehrlich erscheint, wird sie andererseits
an mehreren Stellen vermißt werden. Eine Reihe
 
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