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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

DOI Heft:
Heft 6/7
DOI Artikel:
Klingeberg, Karl: Der Werdegang des deutschen Stahlhelms
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0238

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206

KARL KLINGEBERG: DER WERDEGANG DES DEUTSCHEN STAHLHELMS

BAND 9

Nachdem die Helme durch die Ziehpressen ihre
richtige Form erhalten haben, erfolgt die Einzel*
behandlung.
Durch besonders dafür eingerichtete Maschinen
werden die Löcher für die Bolzen und Befestigung
der Innenausstattung gestanzt. Dann werden die
Helme in Öl gehärtet und später das Öl in einer
Zentrifuge abgeschleudert, alsdann in heißem Soda*
wasser wieder abgespült. Jetzt haben sämtliche Helme
einen Anlaßofen zu passieren. Die an den Helmen
befindlichen Bolzen für die Stirnkappe werden an*
genietet.
Ein gewisser Prozentsatz jeder Schmelzung wird
nach dem Verlassen des Anlaßofens der Beschuß*
und Fallwerkprobe unterworfen.
Nachdem die Resultate der Erprobung den vom
Kriegsministerium aufgestellten Bedingungen ent*
sprochen haben, erfolgt das Abblasen mit Sand*
strahlgebläse, dann werden die Helme lackiert, was
durch Spritzapparate erfolgt. Das Einbrennen des

Wetter durch Papier oder dergleichen verstopft
werden. Gegen Kälte schützt auch das Einlegen eines
Tuches in den Helm.
Die Form des Helmes ist recht kleidsam für jeden
Träger; später wurde sie etwas geändert, und zwar
durch einen kleinen Ausschnitt zu beiden Seiten, wo*
durch die Ohren frei wurden und sich ein besseres
Gehör ergab. Auch wurde der Kinnriemen direkt an
den inneren Blechstreifen der Innenausstattung fest
angenietet, während er bei der alten Form an den
Helmrand innen angehakt wurde. Durch die neuere
Art hat der Helm einen festeren Sitz.
Der Anstrich des Helmes war feldgrau; er wurde
aber später an der Front mit verschiedenen bunten
Farben versehen, um ihn unsichtbar zu machen, wie
es bei Fahrzeugen, Geschützen u. dergl. auch ge-
schehen ist.
Das Gewicht des Helmes betrug ca. 1350 g.
Bis zur Demobilmachung wurden insgesamt rund
8‘/s Millionen Stahlhelme fertiggestellt; die durch*


Abb. 1. Helm mit Ohrenausschnitt



Lackes geschieht in sogen. Wärmöfen bei 120 Grad
Celsius und ca P/2 Stunden Dauer. Jetzt erfolgt das
Einsetzen der inneren Ausstattung. Diese wird durch
drei Splinte in dem Helm befestigt.
In der ersten Zeit bestand die Innenausstattung
aus einem Lederreifen mit drei daran befindlichen
Taschen, die je ein Kissen mit Roßhaarpolsterung
enthalten. Durch Schnüre konnten die einzelnen
Taschen entsprechend der Kopfform verstellt werden.
Später wurde wegen der Lederknappheit der Leder*
reifen durch einen Blechreifen ersetzt und an diesem
die drei Taschen durch Umdrücken des oberen
Randes befestigt.
Der Helm wurde in fünf verschiedenen Größen
hergestellt und bezeichnet mit Gr. 60, 62, 64, 66
und 68. Diese Bezeichnung ist auf der linken inneren
Seite des Nackenschirmes eingeschlagen.
Für die Lüftung dienen in den Seiten befindliche
Löcher und die zwischen den Innenpolstern liegen*
den Zwischenräume; diese können bei schlechtem

schnittliche Tagesleistung eines Werkes betrug 3500
bis 4000 Stück.
Auf Beobachtungsposten wurde vor dem Helm
noch eine ca. 5 mm starke Stirnkappe getragen. Diese
Kappe wurde an die beiden seitlichen Bolzen des
Helmes gehangen und mit den daran befindlichen
Riemen um den Helm geschnallt.
Während der Stahlhelm nur zum Schutz gegen
Granatsplitter und Schrapnellkugeln diente, schützte
der Stirnschild auf etwa 50 m Entfernung auch gegen
die gewöhnlichen feindlichen Infanteriegeschosse,
jedoch nicht gegen Panzergeschosse.
Mit dem deutschen Stahlhelm wurden auch ver*
schiedene österreichische Formationen ausgerüstet,
jedoch hatte später (1918) Österreich seine eigene
Fabrikation. Die Form war etwas abweichend von
der deutschen; der Helm hatte oben einen Knauf,
auch war er etwas plumper gehalten.
Auch für die türkische Armee wurden Stahl*
helme in Deutschland hergestellt. Die Ausführung
 
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