Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

DOI Heft:
Heft 6/7
DOI Artikel:
Doege, Heinrich: Das von Quetzische Hochzeitsbüchlein
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0240

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
208

HEINRICH DOEGE +: DAS VON QUETZISCHE HOCHZEITSBÜCHLEIN

BAND 9

unverständlicher Worte entzog sich einer einwand*
freien Deutung. Es sind fast ausschließlich im ersten
Bericht vom Jahre 1526 einige Bezeichnungen für Stoffe
bzw.darausverfertigteKleidungsstücke,wieHirsinckh,
Caninckh, Cammakho, Porßat, Porbarganisch (Per*
pignanisch, Stoff aus Perpignan?) und einige wenige
andere Worte. Bieten besonders Stoffnamen an sich
schon der Erklärung häufig große Schwierigkeiten,
so liegt hier noch die Vermutung nahe, daß der
Abschreiber die Vorlage falsch gelesen hat, was bei
der oft ungemein schwer lesbaren Schrift aus dem An*
fang des sechzehntenJahrhunderts wohl möglich war.
*
H. AMBROSII QUETZEN HOCHZEIT
So gehabten worden in Nürrenberg Anno 1526
Mitt der Wohl Edlen Jungfrauen
BARBARA HALLERIN VON HALLERSTEIN
Herrn Barttel Hallers von Hallerstein Ritters vnd deß
Reichß Schultheß zu Franckhfurt an Meyen Tochter.
*
AMBROSZIJ QUETZEN HOCHZEITT
ZUE NÜRNBERG
Allß man Zehlt nach Vnnsers Lieben Herren Jesu
Christi Geburth 1526, Habe Ich zue Nürmberg in der
Menlerin Hauß bey dem Rathhauß Beygelegen vnnd
Würthschafft (d. i. Hochzeitsfest) gehabt mit meiner
Lieben Haußfrawen Barbara Herrn Barttel Hallers
von Hallerstein Rittern vnnd Römischen Khays. May.
Rath, auch deß heyl. Röm: Reichs Schuldhaiß zu
Franckhfortt am Mayn ehelichen Tochter, vnnd Ihr
Muetter ist ein Gebohrnne Memmingerin geweßen.
Gott der Herr geb vnnß darzue Glückh, Hail vnnd
schückhs (schicke es) zue vnnser Seelen Seeligkheit.
Amen.
*
Die Hochzeitt ist geschehen am Tag St: Agneß am
20 Tag des Monnaths January im Jahr wie oben
gemeldt.
*
Zue der Morgengab schenckhte Ich Ambroßius
Quetz meiner Brautt wie volgt:
Ein Silbern vergulte Scheuer (Becher), darin
2 verguldene Ring mit Edlgestein.
Ein Güldene Ketten.
') Bei Nr. I, 2, 4—7 handelt es sich offenbar um Obers
kleider wie auf Abb. 2. (Die Schriftltg.)
2) Abb. 1 und 2 gehören einer großen Holzschnittfolge von
Hans Bernhard Schäufelein an, die vermutlich 1535 anläßlich
der Hochzeit eines Nürnberger Patriziers veröffentlicht wurde.

Ein Guldens Halßbanndt.
Ein Silber vergulte Gierttel.
Dasselbige war alles auff 200 fl. geschazet.
*
So schanckht Sye mir:
Ein güldenen Ring mit einem Saphier.
Ein Badt Kittel mit Golt außgenehet, vnd mitt
Güldenen Bündten vmb die Ermel.
DreyHaubtTüecheraufdasallerhübsteaußgenehet.
Schwarze Kardekhen (d. i. schwarzseidene) Hoßen-
bännder mit Goltflintterln vnnd Berrlein (Perlen)
gemachet.
Ein Hemmet auf das Hibste mit Goldt außgenehet,
vnnd 4 schnupfftüecher, 2 mit Goldt, vnd 2 mit
weisser Seiden außgenehet,
Ein Kranz mit einer Güldenen schnuer vnnd mit
Berl (Perlen).
Daß alles wardt auff 100 fl. geschazet.


Voigt der Brauth Klaidung:
1. Ein Schwarzen Damast mit güldenen Stuckh(Gold-
brokat) verbrembt.1)
2. Ein Aschenfarbn Dobin (d. i. gewässerter Seiden*
stoff, Moire) mit güldenen stuckhen verbrembt.
J. Ein Leibfarb vnd rottschillichte (rotschillernd) Kar*
deckh Schauben (d. i. ein seidenes mantelartiges
Oberkleid) (Abb. 1)2) mit weiß vnd graw ge-
füettert, vnndt ein weiß Rauch (Pelz) gebrem mit
schmaln grawen strichlen vmb den Leib, vnnd vmb
die Ermel verbrembt mit Braunn Sammet, vnndt
vorn herab auch mit Braun Sammet verbrembt.
4. Einen gelben vnnd Leib färben schillichten Kardekh
oben vnd vmb die Ermel mit schwarzen Samet ver*
brembt, vnndt vnndenherumb ein Braiten vnnd
schmalen schwarzen Sammetstrich.
5. Ein gelben Caninckh oben vnnd vmb die Ermel
mit roßinfarben Sammath verbrembt, vnnd vnndten
mit welschen Roßinfarben Tuech verbrembt.
6. Ein Leibfarben Schammeloth (Komelott)*rokh vmb
den Halß vnd vmb die Ermel 5schwarze Sammath*
strich mit aschenfarben Cardeckh vnnderlegt.
7. Ein Leibfarben Sattheim (Satin) vmb den Halß
vnnd vmb die Ermel mit schwarzen Sammet ver*
brembt, vnndt vnnden ein Braiten vnnd schmalen
strich mit schwarzen welschen Tuech verbrembt.
(Vergl C. Dodgsen. Catalogue of early germain and flamish
woodcuts. 1911. Vol. II. S. 35). Es handelt sich also um
einen mit unserer Beschreibung gegenständlich und örtlich
ganz übereinstimmenden Vorgang, der ihm auch zeitlich
nahe steht.
 
Annotationen