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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 1
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0047

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HEFT 1

FACHNOTIZEN

31

Wie alt ist das Salutschießen? Mit allen meinen alten Nach;
Schlagewerken konnte ich mir keine Auskunft über das Alter
des Salutschießens verschaffen. Jetzt finde ich in der Reise;
beschreibungdes süddeutschen Ingenieurs Furttenbach (Furten;
bach, Itinerarium Italiae, 1627; ich benutze die Ausgabe
Frankfurt 1691, S. 198) Nachrichten über das Salutschießen
im Hafen von Genua:
,,Die Gebrauch auff dem Meer seindt Heroisch / dann wann
ein / oder mehr Galleren in diesen Meerhafen einfahren wollen /
muß jede .3. stuck Geschütz loß brennen / vnd zum ersten die
Statt gleich an der Einfahrt dess Porto salutieren / Alssbald
darauff / thut man sie auff dem obangedeuten Thum (gemeint
ist der Molenturm) / mit .2. Stuck Geschütz / wiederum'ben
empfahen / den gruess rendieren / vnnd sie für Freundt acet-
deren / wann aber ein Cardinal / oder Fürst auff dem Meer
erscheint / so thut man ihne mit allem Geschütz / sampt noch
mit .20. Mascol empfahen / welches sonderlichen bey Nacht?
Zeiten trefflich schön zusehen ist / wann die frembde Galleren
besser / vnnd in mitten dess Porto hineingefahren / da schiest
sie zum andern mal / vnnd salutiert den Stendardo der Geno?
veser Galleren auch / wo anderst selbige im Porto ligt / darauff
die Genoveser Galleren den gruss wiederumben mit Lossbrennung
.2. ander Stuck Geschütz Rendieren / oder sie widerumben
freundtlich willkommen seyn heissen / vnnd wirdt täglich allda
dergleichen gethön sehr offt gehört / was aber die Nauen vnd
grosse Schiff anbelangt / die müssen nicht weniger am hinein?
fahren in den Porto auch mit .2. Stück Geschütz die Statt salu?
tieren / darbey verbleibts / die Statt aber Rendierts nit mehr.“
Eine Galeere grüßt also die Stadt mit 3 Schuß und wird
mit 2 Schuß wiedergegrüßt.
Ein Kardinal oder Fürst wird mit allen Stücken des Molen;
turms (die Zahl derselben nennt Furttenbach nicht) empfangen.
Innerhalb des Hafens grüßt jede eingefahrene fremde Galeere,
falls genueser Schiffe dort liegen, diese wieder mit 2 Schuß
und sie wird dann von jeder Galeere mit 2 Schuß wieder gegrüßt.
Große einfahrende Schiffe grüßen bei der Einfahrt in den
Hafen mit 2 Schuß, werden aber nicht wieder gegrüßt.
F. M. Feldhaus
Ein Flammenwerfer. In dem Roman: „Le philosophe Sans
pretention“ von de la Folie (Paris 1775), der 1781 zu Frank;
furt a/M. unter dem Titel: „Der Philosoph ohne Anspruch oder
der seltene Mann, ein Physikalisches Chymisches, Politisches und
Moralisches Werk“ in deutscher Sprache heraus kam, lese ich:
„Ormasius hatte wirklich eine Art von Pistol ohne Hahn aus
seinem Gürtel gezogen, sie wai- etwas dick, und das Rohi- war
am Ende etwas erweitert. Denke nicht, dass das Rohr mit Pulver
oder Bley geladen sey; es dient nur als Dünstenleiter. In diesem
Untertheil, der etwas dick ist, ist eine Scheidewand, in dem einen
Rohr ist eine Vermischung von einem Essential Gyacöhl, mit
phlogisticirten Kohlenstaub, in dem andern, der mit Gas gefüttert
ist, ist ein sehr concentrierter Salpetergeist. Zwischen dieser
Scheidung ist eine Öfnung mit einen goldenen Schieber versehen.
Sobald ich diesen Knopf rücke, so ist die Gemeinschaft eröfnet,
der Salpetergeist fällt auf die Vermischung, und plötzlich ent?
flieht eine Wolke von Flammen und Rauch, welche alle diejenige
zu Boden wirft, gegen die sie gerichtet worden ist. Daraus ent?
steht gemeiniglich ein unempfindlicher Schlaf von zwey oder drey
Stunden auch weniger, nachdem das Wetter feucht oder trocken
ist. Mit solchem Gewehr, mein werfher Nadir, habe ich mich
öfters auf meinen Reisen verfheidigt, es hat mich immer gut
beschützt. Wenn diese arme Schlucker zu Boden lagen, that ich
in ihre Tasche einige Zechinen, damit sie doch bei ihrem

Erwachen etwas zu leben fanden, und alsdann gieng ich meinen
Weg mit mehrerem Vergnügen fort, als wenn ich ihnen das
Leben genommen hätte.“ F.M. Feldhaus
Kostümgeschichtliche Ausstellung in der Kostümbiblio;
thek Lipperheide, Berlin. In den lichten Räumen der Kostüm;
bibliothek Lipperheide in der Prinz Albrechtstraße, über deren
Organisation und Schätze die Leser unserer Zeitschrift im
nächsten Heft aus der berufenen Feder ihres hochverdienten
und unermüdlichen Leiters, Professor Dr. Doege, Genaueres
erfahren werden, findet zur Zeit eine äußerst lehrreiche Aus;
Stellung statt, deren Besuch auch von dem Kostümfragen ferner
Stehenden nicht versäumt werden sollte. Die nicht leicht
wiederkehrende Gelegenheit wird geboten, an der Hand
glücklich gewählter und übersichtlich angeordneter Beispiele
aus dem reichen Abbildungsmaterial der Sammlung, sich in
großen Zügen über die Entwicklung der europäischen Tracht
von der Antike bis in die Gegenwart zu unterrichten. Auch
den Kostümkundigen kann diese gedrängte Übersicht zu aller;
hand neuen Gesichtspunkten anregen.
Das klassische Gewand der Griechen macht den Anfang,
beginnend mit der schönen Eurydikestele der Phidiaszeit, an
die sich bekannte Rhetorenstatuen mit ihren langwallenden
Gewändern und Mänteln anschließen. Daneben gestellt sind
die weniger schönen als lehrreichen Kostümtafeln des Ame;
lungschen Werks, die über Anordnung und Farbe unterrichten
sollen. Über Denkmäler der Kaiserzeit und der spätrömischen
Epoche führt das interessante Elfenbeindiptychon mit demReichs;
Verweser Stilicho und seiner Familie in die Völkerwanderungs;
zeit. Miniaturen, Grabsteine und kirchliche Bildwerke suchen die
kostümlich noch wenig erhellten Jahrhunderte der romanischen
Stilepoche zu veranschaulichen. Es folgt die Gotik. Die schönen
langwallenden Gewänder der Naumburger Skulpturen zeigen,
wie eng auch diese Zeit noch an die antike Tradition gebunden
ist. Der eigentliche Einschnitt ist um die Mitte des 14. Jahr;
hunderts zu machen, die in der ganzen Kunst, aber wohl
nirgends markanter als in der Tracht, eine neue Zeit einleitet.
Diese wichtige Periode ist durch ein Elfenbein nicht ganz
befriedigend illustriert. Das mittelalterliche, lange über den
Kopf gezogene und gegürtete Hängegewand des Mannes
ist ziemlich unvermittelt gegen einen eng am Leibe „sitzenden
Anzug“ vertauscht, der zugeknöpft oder geschnürt wird. Seine
Kürze zwingt dazu, die strumpfartigen Beinlinge, wie sie bisher
getragen wurden, zu der den Unterleib umschließenden Hose
auszubilden, die am Untergewand befestigt wird.
Diese Zusammensetzung und Anordnung der männlichen
Kleidung ist von jetzt ab feststehend und verbindet die spät;
gotische Tracht ebenso eng mit dem modernen Herrenanzug,
bestehend aus Rock, Weste und Hose, wie es beide trennt vom
antik «mittelalterlichen Gewände der vorangehenden Zeiten.
Deutlicher als auf irgendeinem anderen Gebiet künstlerischen
Gestaltens wird uns hier bewußt, daß nicht das Wiedererwachen
der Antike, die Renaissance, die Neuzeit einleitet. Ja, es ließe
sich über die kostüm; und kunstgeschichtlich gleich interessante
Frage diskutieren, ob und inwieweit die spätgotische Kleidung
des 14. Jahrhunderts, die die Körperformen so bewußt zur
Geltung bringt, um nicht zu sagen entblößt, das Interesse am
nackten Körper, ein Hauptproblem der Renaissance, angeregt
oder vorbereitet hat.
Vom 15. Jahrhundert ab verdichtet sich das Anschauungs;
material und das Bett der Darstellung wird breiter. Etiketts
mit Zeitangaben, die in übersichtlicher Weise jeden Zeitabschnitt
einleiten, die Antike, dann das Mittelalter, zeigen jetzt kürzere
 
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