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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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Forrer, Robert: Ein Fund römischer Waffen in Königshofen bei Strassburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0057

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ZEITSCHRIFT FÜR HISTORISCHE WAFFEN? UND KOSTÜMKUNDE
BAND 9 15. SEPTEMBER 1921 HEFT 2

EIN FUND RÖMISCHER WAFFEN IN KÖNIGSHOFEN
BEI STRASSBURG
VON ROBERT FORRER

Im „Anzeiger für elsässische Altertumskunde“
Nr. 37/40, Mai 1919, habe ich unter dem Titel
„Römische Mühlen*, Töpferei* und Handelsbetriebe,
Metallwerkstätten und Waffenfunde in Straßburg“
(p. 988—1078) auf 26 Seiten speziell die mir aus
Straßburg bekannt gewordenen römischen Waffen*
funde zusammengestellt und abgebildet, Schwerter
und Schwerterteile, Dolche und Teile von solchen,
Schildbeschläge, Lanzen, Pfeilbolzen, Rüstteile, Pferde-
geschirr, Pioniergerät, Geschützkugeln u. dergl. m.
Kaum war diese Zusammenstellung im Satz druck’
fertig, als 1919 die Notstandsarbeiten in Koenigs*
hofen unseren Besitz an römischen Waffenstücken
in unerwarteter und eigenartigerweise bereicherten.
Bei ausgedehnten Erdabhebungsarbeiten zur Er*
breiterung der Bahnanlagen fanden sich nicht bloß
allerlei antike und merowingische Gräber, sondern
auch, zerstreut über eine größere Fläche und, wie
sich dann herausstellte, an einer römischen Straßen*
kreuzung gelegen, zahlreiche römische und germa*
nische Waffen und Rüstungsteile, die ersichtlich
mit jenen Gräbern in keinem direkten Zusammen*
hang standen und ebensowenig einem antiken Lager
entstammen können. Alle Indizien weisen vielmehr
darauf hin, daß es sich hier um Schlachtfeldfunde
handelt. Ich habe im Anzeiger Nr. 41/44, Mai 1920
diese Entdeckung eingehend behandelt und dort
(p. 1158—1174) unter Beigabe von Abbildungen
und Planskizzen dargetan, daß es sich jedenfalls
um Überreste eines Kampfes handelt, der sich hier
anläßlich des Germaneneinfalls von 233/34n. Chr.
abspielte und der für die Römer nicht sehr glück*
lieh verlaufen zu sein scheint.
Zu einem schon früher in der Nähe gefundenen
T* Kreuz eines römischen Feldzeichens gesellte sich
da eine Feldzeichenplaquette mit dem Adler
Jupiters und der Umschrift OPTIME MAXIME
CON (nach anderen Funden zu ergänzen conser*
vatoris numerum omnium militantium). —
Dann die bronzene Schuppe eines Schuppen*
panzers, aber von den aus Carnuntum etc. bekannten

abweichend durch die Doppelform dieser Schuppen
und auch durch Konstruktionsdetails (Abb. 1 B). —
Ein Schildgriff besteht aus einer Eisenstange, die
die Schildfläche der Länge nach durchzog und in der
Mitte sich zu einem Griff verbreiterte (Abb. 2 E). Ahn*
liehe Griffe sind bereits bekannt, neu ist daran aber
eine Vorrichtung, die erkennen läßt, daß der Schild
durch Querstangen verstärkt war. Das hatte vor
allem den Zweck, zu vermeiden, daß der Schild
sich durch einen von oben geführten Hieb in der
Richtung der Holzfaserung der ganzen Länge nach
spalten konnte (vgl. die Rekonstruktion). — Unter
den Hufeisen nimmt eines durch eine eiserne
Blecheinlage eine besondere Stellung ein (Abb. 3 N);
es ist gewissermaßen eine Vereinfachung der be*
kannten Hipposandalen für Pferde mit krankem
bezw. empfindlichem Huf. Auch hier hat sich eines
der ganz einfachen Bandhufeisen gefunden, wie
ich deren im Anzeiger Nr. 37/40 zwei aus der römi*
sehen Fundstelle bei der Thomasschule beschrieben
habe (ebd. Abb. 104 A u. B). Überhaupt haben die
Schlachtfeldfunde von Königshofen unsere Kennt*
nisse von den römischen Hufeisen wieder um ein
wesentliches erweitert.
Andere Objekte, wie Reste von Pferdegeschirr,
Beile und Spießeisen bieten keine waffengeschicht*
lieh bedeutsamen Sondereigenschaften. Dagegen ist
neben einer breitblättrigen Pfeilspitze von 9 cm
Länge und 3,6 cm Blattbreite (Tüllenweite 1,1 cm),
die wohl für eine schwere Armbrust oder Bailiste
bestimmt war (Abb.2D), die Wu rflanzenspitze
(Abb. IM) hervorzuheben. Sie hat 132 gr Gewicht
und eine 8,7 cm lange Hakenspitze, die hinten in einem
schleuderbleiartig geformten 6l/s cm langen Blei*
knöpf sitzt. Dieser Knopf ist hinten hohl (1 cm
weit) und ersichtlich zur Aufnahme eines leichten
hölzernen oder eisernen Schaftes bestimmt. Demmin,
„Waffenkunde“ 1891, p. 268, bildet einen ähnlichen
Wurfpfeil ab. Ein ganz verwandter befindet sich,
aus Heddernheim, im Museum zu Wiesbaden, ein
dritter, von Windisch, im Museum zu Zürich.

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