Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:
Engel, Bernhard: Laufende Knechte
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0065

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HEFT 2

BERNHARD ENGEL, LAUFENDE KNECHTE

47

Bd. II, S. 32?) Ferner erwähnt Niethart Wämser
(wambesch) mit Einlagen von Eisen (daselbst, Bd. I,
S. 244, Anm. 6) und Kettentroien mit Einlagen von
Ketten. (San Marte, Zur Waffenkunde des älteren
deutschen Mittelalters, S. 40.)
Das oberste Gewand hat auf der Brust rechts
und links je einen halbkreisförmigen Einschnitt; die
so gebildeten Lappen machen den Eindruck, als ob
auch dieses Gewand aus Leder besteht. Durch diese
Einschnitte sind Ketten gezogen, die von dem
unteren Lendner ausgehen und links zum Schwerte,

der Wiederhersteller einen bogenförmigen Abschluß
gegeben, doch wissen wir nicht, ob es ursprünglich
wirklich so weit herabgereicht hat. Die Beine stecken
in Ringhosen, ob auch ursprünglich die Füße, bleibt
ungewiß. Auf dem Kopfe trägt der Wächter eine
Beckenhaube mit einem frei herabhängenden, nicht
mit dem Kettenhemde zusammenhängenden Hals*
schütz aus Ringgeflecht. Dieser ist mittels einer
gelochten Schiene auf die an der Beckenhaube be*
Endlichen Ösen (Kloben) gestreift, und durch die
Ösen ist ein Draht oder Lederstreifen gezogen, der


Straßburg 3 und 4. Relief von dem Heiligen Grab zu Straßburg

rechts zum Dolche führen. Der Schwertgriff ist neu
und nicht stilgemäß ergänzt. Der ganze Dolchgriff
nebst Mundblech und Ortband ist alt und sehr
hübsch; der Griff ist rahmenförmig mit beiderseits
aufgelegten Platten. Der Dolch steckt in einer Leder*
tasche, welche an dem Leibgurt hängt.* 4) Dieser ist
doppelt, d. h. er besteht aus zwei übereinander liegen*
den Riemen mit einer einheitlichen Schnalle. Der
Zweck dieses doppelten Riemens ist nicht ersichtlich,
falls nicht etwa anzunehmen ist, daß an dem zweiten
Riemen der untere Teil des obersten Gewandes hängt.
Vgl. Gimbel, Rekonstructionen.Taf. X. Dieser untere
Teil ist faltig, wie das noch erhaltene alte Stück beider*
seits des Dolches zeigt. Dem unteren Gewände hat
s) 2. Auf!., S. 39.
4) Vgl. das Glasgemälde von ca. 1320 bei Alwin Schultz,
Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrh., Große Ausgabe,
Taf. II, 7, ferner Fig. 290, 291.

Helm und Gehänge zusammenhält. So gut dieser
Hehn ergänzt ist, so schlecht ist der zweite, moderne
Helm gelungen, auf den sich der Mann mit
seinem rechten Arme stützt; es ist ein Phantasie*
produkt. Der linke Arm hält eine Streitaxt, von
der jedoch nur das in der Abbildung nicht sicht*
bare, durch die Beine verdeckte untere Stielende
und das auf dem Rundstabe der Umrahmung auf*
liegende zackige Stückchen der oberen Spitze alt ist.
Ich kann diese Wiederherstellung nicht als eine
glückliche bezeichnen, wenngleich ich zugeben muß,
daß ich zur Zeit eine bessere, in die das zackige
Stückchen passen könnte, auch nicht zu geben vermag.
Bei Nr. 3 ist der Oberkörper größtenteils ergänzt,
jedoch nicht der Kopf. Dieser trägt eine Becken*
haube mit Visier. Die Beckenhaube hat nahe dem
unteren Rande kleine rechteckige Vorsprünge, die
man als Kloben zur Befestigung eines (nicht

2
 
Annotationen