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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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Engel, Bernhard: Laufende Knechte
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0067

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HEFT 2

BERNHARD ENGEL, LAUFENDE KNECHTE

49

Nicht ganz klar ist der obere und untere Abschluß
des Buckels; wir sehen je ein Querband (das obere
ist mit Nietköpfen besetzt), das anscheinend sowohl


Topf heim angenommen hat und nicht einen topf*
helmähnlichen Klappvisierhelm wie bei Nr. 4.
Die erhaltenen Reste beweisen ferner das Vor»
handensein eines Halsgehänges an der Beckenhaube,
weiter eines Ringpanzerhemdes mit langen Ärmeln.
Darüber liegen — nur am Oberkörper erhalten —
wie bei Nr. 2 zwei Gewänder, nur ist das oberste bei
Nr. 2 auf der Brust, bei Nr. 4 an den Seiten geschnürt.
Schoß, Schwert, Oherschenkel, Kniebuckel5) und
Unterschenkel sind neu; nur die in Ringgeflecht
steckenden Fußspitzen scheinen alt zu sein.
Endlich ist noch der linke Handschuh und geringe
Reste des rechten alt. Der Handschuh hat langen
weichen Lederstulp; nur der Handrücken (nicht
auch der Stulp) scheint durch ein (geschobenes?)
Blech verstärkt zu sein, ebenso die einzelnen Finger*
knöchel durch dachförmige Blechstücke doch können
dazwischen bezw. darunter auch die Fingerglieder
durch Schienen gedeckt sein.

Straßburg 5. Relief von dem Heiligen Grab zu Straßburg
über dem unteren Rande der Hose bezw. dem
Oberrande der Unterschenkelröhre als auch über
dem Buckelrande liegt, während sonst der Knie*
buckel immer zu oberst liegt. (Hefner*Alteneck
a. a. O., Taf. 22,27,133.) Die Füße stecken in Schuhen
mit abgenähter Sohle.
Der rechte Ellbogen stützt sich auf einen Topfhelm,
von dem so viel erhalten ist, daß die Ergänzung
als zutreffend anzusprechen ist. Nur sind bei
Originalen Luftlöcher meistens nur an der rechten
Gesichtshälfte angebracht. Alt ist die rechte (vom
Beschauer linke) Kante der Vorderplatte; diese zeigt
in der oberen kreisförmig abgeschlossenen Ecke
einen Nietkopf, der offenbar ein Drehbolzen ist,
so daß die Vorderplatte als aufklappbares Visier
zu bezeichnen ist, andernfalls müßten auch die
senkrechte Kante herunter Nietköpfe vorhanden sein,
d. h. die Vorderplatte müßte auf die Hinterplatte
aufgenietet sein.
Nr. 5 ist stark ergänzt. Alt ist der schon zu 1
besprochene Rundschild, ferner ein kleines Stück der
Beckenhaube und des auf dem Rücken hängenden
Topf helms. Der Wiederhersteller hat es verabsäumt,
die über die linke Schulter hinaufgehende Kette mit
ihrem Knebel in das zu diesem Zwecke bestimmte
(hier auch ergänzte) kreuzförmige Loch des Helmes
einzuhängen. Alt ist an dem Topfhelm auch das
obere aufgenietete Ende der auf der vorderen Mittel*
kante sitzenden Verstärkungsspange. Dies beweist,
daß die Ergänzung mit Recht einen vollkommenen

II. HAGENAU
In der St. Nikolauskirche zu Hagenau ist das
Heil. Grab als solches bis heute erhalten. Es ist,
wie das Straßburger, in eine Ecke eingebaut, so
daß nur eine Längs* und eine Stirnseite mit drei
bezw. einem Wächter ausgestattet sind. Leider ist
der dritte und vierte durch einen neuen Windfang


Hagenau 1. Relief von dem Heiligen Grab zu Hagenau

verdeckt. Immerhin war es möglich, mit dem Weit*
winkelinstrument ganz schräge in den Spalt hinter dem
Vorbau hineinzuphotographieren, und so wenigstens

5) Als Vorbild für diese Ergänzung diente offenbar der
Kniebuckel mit durchgezogenem Lederriemen des Kriegers Nr. 1
des Heil. Grabes in Hagenau (s. u.).
 
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