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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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Engel, Bernhard: Laufende Knechte
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0071

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HEFT 2

BERNHARD ENGEL, LAUFENDE KNECHTE

53

Der erste Wächter auf der Stirnseite links vom
Beschauer trägt einen faltigen Rock, der durch
einen schmalen Riemen zusammengehalten wird.


Ober=Ehnheim 1. Relief von dem Hl. Grab zu Ober«Ehnheim

ausgestattet und bewaffnet. Nur trägt er eine
Schallern ohne Visier; das nach unten gerichtete
Eisen des Spießes ist auf dem Bilde nicht sichtbar.


Ober«Ehnheim 2. Relief von dem Hl. Grab zu Ober«Ehnheim

Die langen Ärmel werden in ihrem unteren Teile
durch Lederhandschuhe verdeckt, die nur auf
dem Handrücken eine Verstärkung aus Eisenblech
tragen. Diese ist zu Unrecht an ihren beiden Rän«
dern mit einem Querstreifen bemalt. Im Handgelenk
sehen wir bei dem linken Handschuh einen Schnall«
riemen. Die Beine stecken
in losen Hosen.Den Kopf,
Hals und die Schultern
deckt eine Gugel aus
Ringgeflecht. Darüber
trägt der Mann eine Schah
lern mit hochgeklapptem
Visier. Letzteres ist etwas
verzeichnet.
Als einzig sichtbare An«
griffswaffe trägt er einen
Spieß mit breitem Eisen,
der aus einer wagerechten
Scheibe erwächst.Letztere
soll wohl ein zu tiefes
Eindringen des Eisens
verhüten, wie die Knebel
an den Sauspießen. (Vgl.
Z. H.W. K. 3, 345.) Auch
dieser ganze Spieß macht mit seinem breiten Eisen
den Eindruck eines Sauspießes. An der nicht sicht«
baren linken Seite ist wohl entsprechend den übrigen
Wächtern ein Schwert zu denken. Der vierte Wächter,
auf der entgegengesetzten Stirnseite, ist ebenso

dagegen haben wir hier das Schwert. Sein Griff hat
die sonst bei den einschneidigen Schwertern des
späteren Mittelalters übliche Form, nämlich statt
Angel und Knauf eine breite Zunge, die am oberen
Ende verbreitert und auf beiden Flächen mit auf«
genähten Holz« oder Hornplatten versehen ist.
Aber wie unser Beispiel
zeigt, kommt diese Griff«
form auch bei zweischnei«
digen Schwertern vor.
Daran läßt die Scheide
keinenZweifel.Die Schei«
den entsprachen immer
genau den Klingen; un«
sere Scheide hat einen
ausgesprochenen Längs«
grat in der Mitte, wie wir
ihn nur bei zweischnei«
digen Schwertern finden.
Die sich so ergeben«
den beiden Längsflächen
der Scheide weisen ein
vermutlich eingepreßtes
(oder geschnittenes) Ran«
kenmuster auf. Ebenso
sehen wir ein Rankenmuster auf der sichtbaren Hinter«
seite des Schwertes des dritten Wächters, bei dem
zweiten dagegen ein Grätenmuster. (Vgl. das Schwert
mit ähnlicher Scheide und einem Griff wie bei 4 auf
Taf.6Bd.II Hefner«Alteneck,Trachten, alte Ausgabe.)


Ober«Ehnheim 3. Relief von dem Hl. Grab zu Ober«Ehnheim
 
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