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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 4
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Rambaldi, Karl von: Waffen mit astrologischen und kabbalistischen Zeichen
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0164

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140

FACHNOTIZEN

BAND 9

„durchschieben“, abzuleiten, weil der Schieber beim Spannen
nach rückwärts (siehe Abb. 3 in „die antiken Geschütze der
Saalburg“) und vor dem erneuten Spannen wieder nach vor»
wärts geschoben wird. Dieser Ausdruck ist auch am Geschütz
beibehalten worden, obgleich dann der Schieber nicht mehr
geschoben, sondern durch die Spannseile gezogen wurde.
Einen guten Vergleich gibt der allgemein bekannte Rechen«
Schieber, bei dem auch der im Querschnitt Schwalbenschwanz«
förmige Schieber in dem mit entsprechender Nute versehenen
Unterteil hin« und hergeschoben wird. Schramm
Nochmals Johann Glöckner von Zittau. Es ist schade, indes
erklärlich, daß A. Gümbel, der dem Nürnberger Festungsbau»
meister Z. H.W. K 8,11 ff. eine aufschlußreiche Studie gewidmet
hat, meine Dissertation, die im 1. Hefte der von W. Erben
herausgegebenen Quellenstudien aus dem historischen Seminar
der Universität Innsbruck S. 3 ff. unter dem Sammeltitel „Die
Linzer Handschrift des deutschen Vegez“ vor zwölf Jahren
erschienen ist,1) nicht gekannt hat. Er hätte darin mancherlei
über Johann Glöckner finden können, dem ein guter Teil der«
selben gewidmet ist.
Denn diese Linzer Handschrift enthält in der Tat wesentlich
mehr als ihr Titel verrät. Es findet sich nämlich dort neben
einem Vegezfragment, einem alten Vegezatlas und zwei Wagen«
burgordnungen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch
eine Stadtverteidigungsordnung, als derenVerfasser eben Johann
Glöckner in Betracht kommt.
Ich habe dabei an jene Eintragung in den Nürnberger Stadt»
rechnungen vom Sommer 1434 angeknüpft, die einer von Glöck»
ner verfaßten Stadtverteidigungsordnung Erwähnung tut,2 3) und
die Grü nde erörtert, die dafür sprechen, diese Stadtverteidigungs«
Ordnung mit jener zu identifizieren, die im bayerischen Kreis«
archive in Nürnberg (Signatur S.J.L. 212) erhalten geblieben
ist. Hingegen habe ich bezüglich der Nürnberger Stadtver«
teidigungsordnung, die der Pergamentkodex 23628 des Ger»
manischen Museums enthält und die auch A. Gümbel als Bei»
spiel derartiger Ordnungen aufzählt, eine Autorschaft Glöckners
für kaum wahrscheinlich gehalten.
Ich habe des weiteren zu beweisen versucht, daß auch die
Stadtverteidigungsordnung der Linzer Handschrift gleich der
erstgenannten von Glöckner verfaßt worden ist und daß erstere
eine Überarbeitung der letzteren darstellt. Ich habe sie zwischen
1434 und etwa 1438 eingereiht und für Nürnberg als Entsteh»
ungsort mehrere Argumente angeführt. Den Grund für diese
Umarbeitung habe ich in den schlechten finanziellen Erfahr«
ungen erblickt, die Glöckner anscheinend mit seiner ersten
Stadtverteidigungsordnung gemacht hat und die ihn veranlaßt
haben mochten, sie in umgearbeiteter und vermehrter Gestalt
nochmals beim Nürnberger Stadtrate einzureichen.’)
Schon damals habe ich Zweifel geäußert, ob es, da die Nürn«
berger Stadtrechnungen davon schweigen, in der Tat noch dazu
gekommen ist. Diese Zweifel verstärken sich nun, da auch
A. Gümbel keinerlei Eintrag dieser Art hat finden können.
Was endlich Glöckners Lebensschicksale anlangt, sei noch kurz
vermerkt, daß ich ihn auch schon vor seiner Nürnberger Tätig«
keit im Jahre 1429 in Zittau, in lebhafter Hussitenkorrespondenz
mit Görlitz begriffen, nachweisen konnte. Dagegen muß nun«
mehr meine damalige Vermutung, Glöckner wäre der Nürnberger
*) Vergl. die ausführliche Anzeige Z.H.W.K. 5, 340.
2) Ich bemerke, daß mir diese Rechnungen im wesentlichen schon aus Sa n der
„Diereichsstädtische Haushaltung Nürnbergs 1431—1440 und anderen Publikationen
bekannt gewesen sind. Dort ist auch von Glöckner des öfteren die Rede.
3) Wie sehr er den Nürnberger Stadtrat mii allerlei finanziellen Forderungen
behelligt hat, spiegelt sich in den Stadtrechnungen nur allzu deutlich wieder.

Pestepidemie von 1438 zum Opfer gefallen, berichtigt werden,
da er tatsächlich noch im Frühjahr 1442 mit Nürnberg korrespon«
diert hat; freilich war er schon im Sommer 1438 — vielleicht
eben wegen der Pestgefahr — von dort für immer weggezogen.
A. Gümbels Studie hat die Gestalt Johann Glöckners wesent«
lieh aufgehellt. Ist er mir mehr als kriegswissenschafticher Theo«
retiker denn als Festungsbaumeister bedeutsam erschienen, so
kommt nunmehr auch seine praktische Mitarbeit am Umbau
der Nürnberger Stadtbefestigungen zu verdienter Geltung.
Josef Karl Mayr
Die Neuaufstellung der Sammlungen des Zeughauses in
Berlin. Die berühmte Waffensammlung des Zeughauses in Berlin
ist gegenwärtig in einer Umformung begriffen, die nunmehr bei«
nahe vollendet ist, sodaß eine Würdigung derselben in diesen
Blättern angezeigt erscheint. Die Direktion hat mit der bisherigen
Anschauung gebrochen, nach der das Zeughaus als eine Art
Mittelding zwischen einem Museum und einer patriotisch«mili«
tärischen Erbauungsanstalt betrachtet wurde. Es sind nur rein
wissenschaftliche Gesichtspunkte für die Neuordnung maß«
gebend gewesen, welche den Leitern der Anstalt alle Ehre und
das Zeughaus zur vielleicht bestaufgestellten Waffensammlung
machen. Es ist dem Direktor Dr. Binder hoch anzurechnen,
daß er aus wissenschaftlichen Rücksichten mit so vielen lieb«
gewordenen Traditionen gebrochen und im Verein mit seinem
Custos Dr. Post das Material kritisch gesichtet hat, wobei ihnen
in dem Waffenmeister, Herrn Rohde, eine Kraft von außer»
gewöhnlichen praktischen Erfahrungen zur Seite stand In be»
sonders schwierigen Fällen wurden auch andere Sachverständige
zu Rate gezogen.
Die Aufstellung ist eine chronologisch«synchronistische, wie
es auch Altmeister Böheim verlangt; sie beginnt mit der prä«
historischen Zeit und ihre erste Abteilung reicht bis zum Ende
der Gotik. Ihr folgt ein sogen. „Landsknechtraum“, der nach
meinem Geschmack allerdings besser etwas später (in der Mitte
der Landsknechtsperiode) einzureihen gewesen wäre, darauf
die Zeit des Maximiliansharnisches, dem sich der „Kurfürsten»
raum“ anschließt, der, als Überbleibsel früherer Anschauungen,
besser weggefallen wäre. Die Waffensammlung erstreckt sich
dann bis zum Schluß des 30jährigen Kriegs, mit dem die Zeit
der Rüstungen endet. Eine ganze Reihe Stücke wurde, nach»
dem ihre Unechtheit einwandfrei festgestellt war, aus der
Sammlung entfernt, namentlich wurden alle falschen Zu»
sammenstellungen geändert. Andererseits hatte das Zeughaus
das Glück, eine große Anzahl neuer, zum Teil hochinter«
essanter Stücke zu erwerben, von denen ich eine ganze Reihe
von Helmen, sowie das prachtvolle Landsknechtschwert des
kaiserlichen Feldhauptmanns Lazarus Schwendi hervorheben
möchte. Vorzüglich wirkt die Art der Aufstellung der Rüst»
ungen, die sich jetzt so darstellen, wie sie sich am Körper des
Trägers ausgenommen haben, und nicht mehr aus malerischen
Gründen in die Länge gezogen erscheinen, wie dies früher
üblich war. Bei den Roßharnischen wäre eine einheitliche Auf»
Stellungsart zu wünschen gewesen: entweder alle auf Pferde
montiert, oder alle auf Gestellen, wie es Böheim verlangt. Alle
wertvolleren Objekte sind in Glasschränken untergebracht,
ohne daß dadurch die Gesamtwirkung — wie anfänglich be«
fürchtet wurde — gestört ist.
Die sechs gotischen Rüstungen, die bisher zu sehen waren,
sind als grobe Falsifikate bis auf eine verschwunden und auch
diese ist neu und richtig zusammengestellt. Durch Beifügung
einer neu erworbenen herrlichen Schallern mit Bart kann sie
sich neben den bewundertsten Exemplaren anderer Sammlungen
 
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