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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 5
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Weinitz, Franz: Die Büchsenmacherfamilie von der Fecht in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0189

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HEFT 5

FRANZ WEINITZ: DIE BÜCHSENMACHERFAMILIE VON DER FECHT IN BERLIN

161

löwenartiger Schreckkopf, umgeben vonkriegerischem
Gerät u. dgl. m. Auf dem Schloßblech liest man ein«
geschnitten: BERLIN VON DER FECHT. Dem
Seitenbleche fehlt in dem Langrund der sonst vielfach
übliche Namenszug des Besitzers. Bemerkenswert
ist, daß zwei sehr feine Zündlöcher von der Pfanne
in den Lauf führen. Dieses Pistolenpaar ist offenbar
niemals in Gebrauch genommen worden, ebenso
wie auch die anderen Ausrüstungsstücke keine Ge«
brauchsspuren zeigen. Sie wurden eben dem Vor«
rate entnommen, den der König für Geschenke an
hohe Herren bereit hielt.
Die Büchsenmacherfamilie von der Fecht, deren
männliche Mitglieder über ein Jahrhundert in Berlin
tätig waren, stammt aus Hamm in Westfalen. Die
erste Nachricht über den Bürger und Büchsen«
macher George von der Fecht findet sich in dem
Taufregister der Jerusalems« und Neuen Kirche zu
Berlin vom Jahre 1708, wo er einen wohl früh ge«
storbenen Sohn taufen läßt. Zwei Jahre später (1710)
wird ihm, der jetzt als kronprinzlicher Hofbüchsen«
meister angeführt wird, sein Sohn Christian Lud«
wig geboren, sein Mitarbeiter und Nachfolger. Der
Vater starb 1740, 65 Jahre alt, der Sohn 1753. Dieser
hatte als Nachfolger seinen Sohn Johann Die derich
(1738—1812), dessen um zwei Jahre älterer Bruder
Georg Ludwig, ob auch Büchsenmacher, ist nicht
bekannt, später als außerhalb Berlins angeführt wird.
Dem Johann Diederich wurde im Jahre 1763 ein Sohn
geboren, Johann Friedrich getauft. Er starb, Bür«
ger und Büchsenmachermeister, im Jahre 1821. Sein
jüngerer Bruder, Christian Ludwig (geb. 1769),
im gleichen Berufe tätig, überlebte ihn um sechs Jahre.
Als er, der im Adreßkalender als vereidigter Taxator
für Büchsenmacherarbeit angeführt wird, 1827 starb,
scheint mit ihm der letzte Berliner von der Fecht
(van d. F.; Fecht), wohnhaft im alten Familienhause
Jerusalemerstraße 18, dahingeschieden zu sein. Im
Bürger« und Kirchenbuche findet sich auch ein Hein«
rieh August von der Fecht eingetragen, „ein Sattler
und hiesigen Bürgers Sohn“. Er war Feldsattler ge«
wesen, hatte also wohl die Schlesischen Kriege Fried«
richs mitgemacht. Bürger wurde er 1746. Es muß
der ins Taufregister 1721 als Heinrich Augustus ein«
getragene Sohn Georgs von der Fecht sein. Vielleicht
hat er als junger Bursche an dem Sattelzeuge mitge«
arbeitet, das Fürst Leopold zum Geschenk erhielt.
Die von der Fecht waren angesehene Meister in
ihrem Gewerbe. Bei J. C. Hendel: Versuch einer

historischen Beschreibung aller ehemaligen und jetzt
üblichen Wehr« und Waffenarten, Halle 1802, liest
man S. 221 folgendes:
„Zu Lüttich wurden Büchsen für Jäger und Schützen
verfertigt, welche den ehemaligen zu Berlin verfer«
tigten Röhren vom ältern und mittlern Fecht nichts
nachgaben, welche in Auctionen noch immer das
Stück zu 20—25 Tlr. verkauft werden“; und S. 265
werden in der Liste ausgezeichneter Waffenverfer«
tiger für Berlin angeführt: Frommery f, Nordmann,
Fecht der Ältere J-, der Mittlere J- und der Jüngere
van der Fecht.
Unzweifelhaft auf den älteren Fecht gehen zurück
— vielleicht mit Beihilfe seines Sohnes verfertigt —
die Dessauer Pistolen, auf ihn auch die gewichtige
Leibbüchse im Berliner Zeughause (Schrank 268)
für König Friedrich Wilhelm den Ersten. Auf dem
Seitenblech liest man FW mit der Krone, auf dem
Schloßblech: „Berlin von der Fecht“. Weiter be«
sitzt das Zeughaus eine Radschloßbüchse (Nr. 9147)
mit acht halbrunden Zügen, Kaliber 16 mm; In«
Schriften: G. v. d. Fecht (auf dem Schloßblech);
G v d Fecht A Berlin (auf dem Laufe). Hier be«
findet sich auch ein Paar doppelläufiger Pistolen
mit der Inschrift: Fecht a Berlin. Christian Ludwig,
Georgs Sohn, wird sie angefertigt haben. Die Läufe
sind damasziert.
Die Dresdener Gewehrgalerie besitzt als Geschenk
des preußischen Königs an Friedrich August II. von
Sachsen ein Jagdgewehr (Nr. 934) bezeichnet: G. von
der Fecht Berlin, also eine Arbeit des Georg von
der Fecht. Das Gewehr soll (nach freundlicher Mit«
teilung aus Dresden) im Jahre 1733 geschenkt wor«
den sein. In dieser Sammlung befinden sich auch
eine Flinte und zwei Pistolen mit goldenen Be«
Schlägen bezeichnet: v. d. Fecht ä Berlin. Vielleicht
Joh. Diederich (?).
Auch habe ich Kenntnis von zwei Arbeiten der
jüngsten von der Fecht. Im Jagdschlösse zu Königs«
Wusterhausen bei Berlin wird nach Mitteilung der
Schloßverwaltung eine Flinte, einläufig und teilweise
mit Silber ausgelegt, aufbewahrt, die auf ihrem Laufe
die Bezeichnung trägt: v. d. Fecht Berlin 1790, und
wohl dem Johann Friedrich zugeschrieben werden
muß. Christian Ludwig aber ist zuzuweisen eine im
Märkischen Museum zu Berlin befindliche Pistole
(32 cm lang) mit achteckigem, nichtgezogenem Laufe
(18 cm), auf dem, ebenso wie auf dem Schloßblech,
zu lesen ist: C. L. v. d. Fecht in Berlin. Sie hat ein
Schlagschloß und Messingbeschläge. Vom älteren
Bruder wissen wir aus dem Gewerksmeister«Buche,
daß er im Jahre 1790, vom jüngeren, daß er 1798
 
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