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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 6/7
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0255

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HEFT 6/7

FACHNOTIZEN

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Historische Ausstellung des geistlichen Fürstentums Salz«
bürg in Hellbrunn. Das erzbischöfliche Lustschloß am Fuße
des Gaisberges, durch seinen Park und die barocken Wasser«
künste seiner Grotten berühmt, war in diesem Sommer Schau«
platz einer geschichtlichen Ausstellung, in der auch der Waffen«
forscher vielerlei Sehenswertes fand. Julius Leisching, der seit
kurzem das Museum Carolino«Augusteum in Salzburg als

Sammlern hochgeschätzten Prunkwaffen verewigt. Eine Anzahl
Jagdwaffen des 17. und 18. Jahrhunderts ergänzen das bunte
Bild höfischer und kriegerischer Kultur. Bei der Umgestaltung
des Städtischen Museums, an der Direktor Leisching gegen«
wärtig arbeitet, wird auch die Waffensammlung, die für Hell«
brunn jetzt ihre Schätze zur Verfügung stellte, zeitgemäße Auf«
erstehung feiern. E. H.

Direktor leitet, hat hier eine ausgezeichnete Probe seiner orga«
nisatorischen Fähigkeiten gegeben: in Bildern, Stichen und
Miniaturen, Möbeln und Gobelins, Kostümen und Gläsern,
Metallarbeiten und Münzen wandeln drei Jahrhunderte einer
an Glanz und Kraftbewußtsein überreichen Tradition hier



Roßarmatur des Bauernführers Matthias Stöckl. Anfang 16. Jahrhundert. Salzburg, Museum

vorbei. Eine Reihe Turnierbilder, in denen König Maximilian
mit den Herren von Lamberg, Pollham, Klingenberg u. a. er«
scheint, leiten vom Mittelalter in die neue Zeit über. Unter
den frühen Waffen sind eine gotische Armbrust, eine ge«
gossene Steinbüchse, ein schwerer Küraßsattel, Zweihänder,
eine Luntenmuskete mit Wappen von St. Peter, eine hölzerne
Kanone aus dem Bauernkrieg von 1526, wo der Stolz des
Erzbischofs Matthäus Lang unter den Fäusten der Bauern zer«
brach, Morgensterne u. a. zu verzeichnen. In diese Zeit gehört
als bemerkenswertestes Stück eine Roßarmatur von Leder (s. Ab«
bildung); man sieht hier, wie die ritterliche Schutzwaffe, in
deren Umrissen noch der gotische Stilgedanke lebt, in dem
vergänglicheren und schmiegsameren Werkstoff sich zu neuem,
persönlichem Formenspiel umbildet. Das eigenartige Stück ge«
hört, nach dem Inventar von 1776, zu den Gegenständen, die
der berühmte Pinzgauer Bauernführer Matthias Stöckl führte,
und wird, als „der Rebellischen paurn Roßarmatur“ in der
Zeugambtraittung des Jahres 1664 und weiter durch die In«
ventare des 17. Jahrhunderts angeführt. Natürlich fehlen in
einer waffengeschichtlichen Ausstellung von Salzburg auch die
Prunkhelmbarten und «partisanen des erzbischöflichen Hofes
nicht (S. O. Potier, Die Paradewaffen der erzbischöflichen Tra«
banten am Hofe von Salzburg. Z.H.W.K. 3, 280). Durch den
Reichtum an sorgfältig ausgeführten Wappen können diese
kostbaren Stücke als heraldische Dokumente von hohem Rang,
durch die Vielgestaltigkeit ihrer Ornamentik in sorgfältiger
Ätzung, als wertvolle Quellen zur Stilgeschichte angesprochen
werden. Die Erzbischöfe Khuen Belasi 1562, Wolf Dietrich
von Reitenau 1589, Marcus Sitticus von Hohenems 1611, Paris
Lodron 1620, Guidobald Thun 1654, Leopold Firmian 1724 und
Sigismund Schrattenbach 1753 haben sich in diesen, von allen

Mensch und Mode im 18. Jahrhundert. Kunsthalle Mann«
heim. Vom 7. Mai bis 10. Juni war in der Kunsthalle unter
diesem Titel eine Ausstellung zu sehen, zu der eine große
Anzahl von Originalkostümen, Seiden und Brokatstoffen aus
öffentlichen und Privatsammlungen hergeliehen waren. Wir
hoffen an dieser Stelle noch ausführlicher darüber berichten
zu können.
I parati di Sante Maria della Vallicella in Roma. Con«
stanza Gradara. (Dedalo II. Jahrg, 1922, S. 711 ff., 10 Ab«
bildungen.) C. Gradara, die mit der Aufnahme der Kunst«
denkmäler in dieser Kirche amtlich betraut ist, veröffentlicht
und beschreibt eine Reihe kostbarer Priesterornate des 17. und
18. Jahrh. in Brokat und gestickter Seide.
Auffindung der Gewänder des Scaliers Cangrande I. in
Verona. Le Stoffe di Cangrande della Scala par Antonio Vena
(Dedalo Jahrg. II, S. 499ff.). Le Stoffe e le vesti tombali di
Cangrande I. della Scala par Giorgio Sangiorgi. (Bollet. d’arte
Jahrg. I, S. 443 ff.) Anläßlich des Dante«Jubiläums wurde vor
einem Jahr in der Kirche Santa Maria Antica in Verona das
Grab des Scaliers Cangrande I. (1291—1329) geöffnet, an dessen
Hofe der verbannte Dichter vorübergehend Aufnahme ge«
funden hatte. Ein Augenzeuge bei der Graböffnung berichtet
von der erstaunlich guten Erhaltung der mumifizierten Leiche.
Die Arme waren über der Brust gekreuzt und hielten noch die
aromatischen Kräuter. Das Gesicht in natürlicher Fülle mit weit«
geöffneten Augen war umwallt von dunkelbraunem Haar. Das
gewaltige Schwert lag an der Seite in goldener Scheide mit einge«
legten Kleeblättern vom gleichen Material. Das überraschendste
Ergebnis war die Auffindung einer großen Zahl kostbarster Stoff«
reste von der Aufbahrung und Kleidung des Fürsten, die jetzt im
 
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