54 Der Zug nach Verſailles in den Oktobertagen 1789.
und Saal erfüllten. Nachdem Maillard, einen bloßen Degen in
der Hand, mit einem Begleiter, der ihm bei ſeinen Worten ſekun⸗
dierte, an den Schranken erſchienen war, begannen ſie mit Klagen
über bereits dreitägigen abſoluten Mangel an Brot und verlangten
Abhilfe. Dieſe erwarteten ſie beſonders vom Durchſuchen der
Häuſer nach verborgenen Mehlvorräten, wozu ſie von der National—
verſammlung die Erlaubnis verlangten. Zugleich erklärten ſie,
daß ſie Rache für die an der patriotiſchen Kokarde verübten Inſulte
nehmen würden. Die Ariſtokraten hätten beſchloſſen, ſie Hungers
ſterben zu laſſen. Man habe einem Müller einen Zweihundert—
frankſchein geſchickt, um ihn zu bewegen, das Mahlen einzuſtellen,
und ihm verſprochen, jede Woche die gleiche Summe nachfolgen
zu laſſen.
Als die Verſammlung die Sprecher aufforderte, die Namen
der Schuldigen zu nennen, ſuchten ſie wiederholt auszuweichen,
indem ſie ſich darauf beriefen, die Diskretion nicht verletzen zu
wollen; aber als man in ſie drang, wurde unter nitt Indignation
gemiſchtem Erſtaunen der Verſammlung entweder von den Wabern
oder von einem der beiden Sprecher der Erzbiſchof von Paris ge—
nannt. Von Mounier gedrängt, Beweiſe zu liefern, machte Maillard
vage Ausflüchte. Seine Reden und ſein Auftreten machten übrigens
den Eindruck, daß er betrunken war. Trotzdem gelang es ihm,
dem Präſidenten einen tüchtigen Hieb zu verſetzen. Nachdem er ſich
unter Invektiven gegen die ſchwarze Kokarde dahin ausgeſprochen
hatte, daß jeder zur Annahme der Nationalkokarde gezwungen
werden müſſe, wurde er wegen der Grobheit eines Tusdruckes
durch den Präſidenten auf den der Verſammlung gebührenden
Reſpekt hingewieſen. „Alle, welche Bürger ſein wollen,“ fügte
Mounier hinzu, „können es nach Herzensluſt ſein; aber man hat
nicht das Recht, ſie dazu zu zwingen.“ Darauf verſetzte Maillard,
daß es niemand gebe, der nicht auf den Namen Bürger ſtolz ſein
müſſe, und daß, wenn in dem erhabenen Parlamente ein Mitglied
ſei, welches ſich dadurch entehrt fühle, diefes auf der Stelle aus—
geſchloſſen werden müſſe. Bei dieſer dem Präſidenten beigebrachten
Schlappe ertönte der ganze Saal von Beifallsbezeigungen für den
Volksredner, und eine Menge Stimmen wiedekhoͤlteil: RSa 1G
alle müſſen es ſein; wir ſind alle Bürger!“ Die Frauen ver—
langten hierauf fortwährend nach ihrem Grafen Mirabeau.? Nach
Dieſes und das Folgende nach Molleville, Clermont-Gallerande und anderen.
Mirabeau war demnach nicht mehr in der Verſammlung und. verweilte
wohl noch bei dem Prinzen von Arenberg (Bacourt I. S. IIH. Bei der mehr—
fachen Beteiligung Mirabeaus an der Debatte in der Morgenſitzung des 5. Oktober
und Saal erfüllten. Nachdem Maillard, einen bloßen Degen in
der Hand, mit einem Begleiter, der ihm bei ſeinen Worten ſekun⸗
dierte, an den Schranken erſchienen war, begannen ſie mit Klagen
über bereits dreitägigen abſoluten Mangel an Brot und verlangten
Abhilfe. Dieſe erwarteten ſie beſonders vom Durchſuchen der
Häuſer nach verborgenen Mehlvorräten, wozu ſie von der National—
verſammlung die Erlaubnis verlangten. Zugleich erklärten ſie,
daß ſie Rache für die an der patriotiſchen Kokarde verübten Inſulte
nehmen würden. Die Ariſtokraten hätten beſchloſſen, ſie Hungers
ſterben zu laſſen. Man habe einem Müller einen Zweihundert—
frankſchein geſchickt, um ihn zu bewegen, das Mahlen einzuſtellen,
und ihm verſprochen, jede Woche die gleiche Summe nachfolgen
zu laſſen.
Als die Verſammlung die Sprecher aufforderte, die Namen
der Schuldigen zu nennen, ſuchten ſie wiederholt auszuweichen,
indem ſie ſich darauf beriefen, die Diskretion nicht verletzen zu
wollen; aber als man in ſie drang, wurde unter nitt Indignation
gemiſchtem Erſtaunen der Verſammlung entweder von den Wabern
oder von einem der beiden Sprecher der Erzbiſchof von Paris ge—
nannt. Von Mounier gedrängt, Beweiſe zu liefern, machte Maillard
vage Ausflüchte. Seine Reden und ſein Auftreten machten übrigens
den Eindruck, daß er betrunken war. Trotzdem gelang es ihm,
dem Präſidenten einen tüchtigen Hieb zu verſetzen. Nachdem er ſich
unter Invektiven gegen die ſchwarze Kokarde dahin ausgeſprochen
hatte, daß jeder zur Annahme der Nationalkokarde gezwungen
werden müſſe, wurde er wegen der Grobheit eines Tusdruckes
durch den Präſidenten auf den der Verſammlung gebührenden
Reſpekt hingewieſen. „Alle, welche Bürger ſein wollen,“ fügte
Mounier hinzu, „können es nach Herzensluſt ſein; aber man hat
nicht das Recht, ſie dazu zu zwingen.“ Darauf verſetzte Maillard,
daß es niemand gebe, der nicht auf den Namen Bürger ſtolz ſein
müſſe, und daß, wenn in dem erhabenen Parlamente ein Mitglied
ſei, welches ſich dadurch entehrt fühle, diefes auf der Stelle aus—
geſchloſſen werden müſſe. Bei dieſer dem Präſidenten beigebrachten
Schlappe ertönte der ganze Saal von Beifallsbezeigungen für den
Volksredner, und eine Menge Stimmen wiedekhoͤlteil: RSa 1G
alle müſſen es ſein; wir ſind alle Bürger!“ Die Frauen ver—
langten hierauf fortwährend nach ihrem Grafen Mirabeau.? Nach
Dieſes und das Folgende nach Molleville, Clermont-Gallerande und anderen.
Mirabeau war demnach nicht mehr in der Verſammlung und. verweilte
wohl noch bei dem Prinzen von Arenberg (Bacourt I. S. IIH. Bei der mehr—
fachen Beteiligung Mirabeaus an der Debatte in der Morgenſitzung des 5. Oktober