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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Bauer, Adolf: Die griechischen Ausgrabungen in Epidauros
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0567

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Die griechiſchen Ausgrabungen in Epidanros. 557

hatten endlich große Schwäche zur Folge; trotz derſelben werden
abermals kalte Waſchungen und darauffolgendes Laufen von dem
Gotte verordnet; nebenher zog er eines Geſchwüres wegen wieder
Aerzte zu Rate, ſchließlich halfen aber doch wieder nur die ſtarken
Mittel des Gottes. Als die dreizehnjährige Leidenszeit um war,
ſchrieb der vielgeprüfte und unerſchütterlich gläubige Mann: As—
klepios habe ihn während der ganzen Zeit bewahrt, jeder Tag
ſei ein Geſchenk des Gottes geweſen.

In das Bereich dieſer Nachrichten, aus denen wir einige der
wichtigſten, dem Ende des 5. und 4. vorchriſtlichen und 2. nach—
chriſtlichen Jahrhunderts angehörige hervorgehoben haben, gehött
die Mehrzahl der bisher in Epidauros gefundenen Inſchriften; wie
Nachrichten aus Athen melden, ſind durch fortgeſetzte Ausgrabungen
dieſelben neuerlich vermehrt worden; dieſe allerletzten Funde konnlen
im folgenden noch nicht berückſichtigt werden.

Die auf wunderbare Heilungen bezüglichen Denkmäler zer—
fallen in zwei Klaſſen: Originalweihungen an die in Epidauros
verehrten Gottheiten, meiſt an Asklepios, im Auftrage des Gottes
ausgeführt, der dem Hilfeſuchenden im Traum erſchienen war.
Der Gott ſorgt alſo durch ſeine Prieſter dafür, daß der Ruhm
ſeiner Kuren und ſeines Tempels bekannt und die Umgebung mit
Altären und Weihebildniſſen geſchmückt werde. Dieſe Inſchriften
ſind in der Minderzahl, und es iſt ein komiſcher Zufall, daß die
älteſte derſelben, die auf einer Bronzetafel eingegraben iſt, von
einem geheilten Hoch herrührt. Die weitaus größte Anzahl der
gefundenen Bruchſtücke gehört jener Klaſſe epidauriſcher Denk—
mäler an, die noch im 3. Jahrhunderte n. Chr. der Perieget
Pauſanias an Ort und Stelle geſehen und in ſeiner Reije—
beſchreibung Griechenlands erwähnt hat. Es ſind dies offizielle
Redaktionen der Wundergeſchichten, die von den Trieſtern ver—
anlaßt und auf Steintafeln zu jedermanns Kenntnis gebracht
wurden. Zwei faſt vollſtändige Tafeln und ein Bruchſtück einer dritten
ſind uns durch die Ausgrabungen der Jahre 1882 — 1884 wieder—
gegeben worden; wir vermögen die Denkmäler zu leſen, von denen
Pauſanias vor ſechzehnhundert Jahren die letzte Nachricht gibt;
er hat damals im ganzen ſechs ſolcher Verzeichniſſe gefehen. Siẽ
ſind, in viele Stücke zerbrochen, in einem Hauſe als Mauerſteine
verwendet aufgefunden worden. Die eine dieſer im 3. Jahr—
hundert v. Chr. verfaßten Aufzeichnungen enthält zwanzig Wunder,
die zweite, die aus zweiundzwanzig Bruchſtücken ſich wieder zu—
ſammenſetzen ließ, erzählt deren dreiundzwanzig, die erſtere hat
einhundertſechsundzwanzig, die letztere einhundertvierunddreißig
 
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