Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte (3.1886)

632 Zur Geſchichte der Taufnamen.

David, Daniel, Abraham, Holofernes, Judith, Enoch, Joſua, Tobias, Rebekka,
Eſther, Eva, Sara, Lea, Salome, Suſanna, Gabriel, Raphael, Uriel; der Auf—
ſchwung des Humanismus und der Umſtand, daß viele junge ſteiriſche Adelige
an deutſchen und italieniſchen Univerſitäten ſtudierten, mögen Urſache ſein, daß
antike Namen in nicht geringer Zahl auftauchten, wie Septimius, Hektor, Hanni—
bal, Veſpaſian, Kaſſandra, Livia, Lucia, Sidonia, Cornelia, Felicitas, Polyxena;
und endlich kommt die große Heerſchar der Kalenderheiligen, neben dem zuerſt
aufgetretenen „Johannes“ in beſonders ſtarker Vertretung „Chriſtian“ und
„Chriſtoph'“.

Dies ſind einige Ergebniſſe von Zahns Taufnamenforſchungen in Steier—
mark; mehr hier wiederzugeben verſagen wir uns und verweiſen jedermann, der
ſich für dieſe ſcheinbar bedeutungsloſe und doch ſowohl anregende als lehrreiche
Sctte des Volkslebens intereſſiert, auf Zahns oben erwähnten gründlichen. und
gewandt geſchriebenen Eſſay.

Wir ſchließen mit den auch in dieſer Studie angeführten im allgemeinen
auch für Steiermark zutreffenden Worten des berühmten bayriſchen Chroniſten
des 16. Jahrhunderts, Johann Thurmayer (Aventinus): „Dieſe Namen Peter,
Georg, Hans, Paul, Anna, Katharina, Margareth u. dgl. ſeynd bey den Teut—
ſchen neuwe, es haben ſie unſere Vorfahren nicht gebraucht, haben erſt nach Keyſer
Fridrichs des andern Tode eingedrungen, nachdem das heilige Römiſche Reich
in Abfall bracht iſt worden durch Anrichten der Römiſchen Geiſtligkeit, durch
welcher Liſt die Chriſten noch heutiges Tages uneins ſeynd, wider einander toben
und wüten.“

Graz. Franz Ilwof.

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung von
Hans von Zwiedineck-Südenhorſt in Graz i/ St.