Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

DOI article:
Lengyel, Géza: Neue Arbeiten der "Budapester Werkstätte"
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0063

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
INNEN-DEKORATION

43

BUDAPESTER WERKSTÄTTE-BUDAPEST KLEINER BILDSCHREIN. BEMALTE PAPPE

NEUE ARBEITEN DER »BUDAPESTER WERKSTATTE«

UNTER LEITUNG VON LUDWIG KOZMA

Seit fast einem Jahrzehnt figuriert die »Budapester
Werkstätte« im Kunstleben unsrer ungarischen
Hauptstadt. Sie konnte nicht mit solchem Schwünge
einsetzen, wie ähnliche deutsche und österreichische
Unternehmungen, wurde sie doch, nicht lange nach ihrem
Entstehen, durch die Krieg?jähre in ihrer Entfaltung ge-
hemmt. Diejenigen jedoch, die mit Verständnis und Liebe
die Entwicklung der künstlerischen Kultur Ungarns ver-
folgen, wissen wohl, daß die »Budapester Werkstätte«
von Anfang an eine Versuchsstätte zur Verwirklichung
rein künstlerischer Ideen war, und wissen, daß eine
Zeit kommen wird, wo sowohl hierzulande, als auch
jenseits der Grenzen, weitere Kreise die im besten Sinne
nationale und zugleich allgemein-künstlerische Bedeutung
dieser in allerStille vollbrachtenArbeitanerkennen werden.

*

Die »Budapester Werkstätte« umfaßte bisher
die Arbeit, das Suchen, die Entwicklung eines einzigen
Künstlers, des Architekten Ludwig Kozma; sie legt
Rechenschaft ab von dessen Absichten, Zielbestim-
mungen, Erfolgen. Schon hierin unterscheidet sie sich von
ähnlichen Unternehmungen des Auslandes, in deren Rah-
men zumeist zahlreiche, mehr oder minder nach einer Rich-
tung hinstrebende, jedoch gesonderte Künstler-Individua-
litäten sich zum Schaffen vereinigten und sich ablösten.
Und dieser Umstand macht es sofort begreiflich, warum
die »Budapester Werkstätte« nicht die Wege der Massen-
produktion einschlagen konnte, warum sie den Markt
nicht mit einer Flut kunstgewerblicher Gegenstände über-
schwemmen — noch den Wettbewerb mit der Volkstüm-

1921. L-H. 5.

lichkeit solcher im Großbetrieb arbeitenden, nach Typen-
Formung strebenden Werkstätten aufnehmen konnte.
Ludwig Kozma ist ebenso vielseitig, wie alle im alten
Sinne des Wortes genommenen guten Künstler, und
es gibt kein Thema, keinen Gegenstand der Innenarchi-
tektur und Einrichtung, an dem er nicht sein Können er-
probt hätte. Doch gerade der Umstand, daß er allein
und natürlich mit gleicher Liebe und Vertiefung sich
allen Gegenständen widmete. — seien es Möbel, Tapeten,
Lampen, Spielsachen oder Papiervitrinen, — und da er
ferner die künstlerische Idee auf ihrem ganzen Werde-
gang — von der geistigen Empfängnis bis zu der in der
Werkstatt erfolgten Schöpfung — zu Ende geleitete, —
alldies läßt es natürlich erscheinen, daß die Werkstätte,
trotz der außerordentlichen Fruchtbarkeit des Entwerfers,
die fertigen Gegenstände nicht massenhaft erzeugte.

*

Hingegen kamen hier die an die Qualitätsarbeit, an
gediegene Handwerks-Arbeit geknüpften Ansprüche
um so besser und vollständiger zur Geltung. Die »Buda-
pester Werkstätte« blendet nicht durch seltene, in fürst-
lichem Glanz erstrahlende, repräsentative Stücke, paßt
sie sich doch den Ansprüchen des, eine wohl vornehme,
aber nicht verschwenderische Lebensweise führenden
Bürgerstandes an; auch hat sie vor dem Kriege, als die
Verhältnisse es gestatteten, einige wohlgelungene Bei-
spiele dessen geliefert, wie man, — zum selben Preis,
wie dem der ganz billigen Massenfabrikate, — Möbel in
bescheidener und dennoch künstlerischer Ausführung
erzeugen könne; was sie jedoch schafft, ist musterhaft im
 
Annotationen