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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Die Goldschmiedekunst auf der Weltausstellung Paris 1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0390

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Die Goldschmiedekunst auf der Weltausstellung Paris (900.

(Bit (Aok-schmie-eKunfk auf -er
^ektauesieöbung Paris 19OO.

n einem mitten in der Praxis stehenden
Goldschmied geht uns ein Bericht zu
über die Goldschmiedekunst auf der
pariser Ausstellung, den wir als vor-
läufige Grientirung hiermit zuin Ab-
druck bringen:

Als die deutschen Goldschmiede den Entschluß
faßten, in Paris auszustellen, waren sich dieselben
klar, gegen die Pariser einen schweren Stand zu
haben, da diese zwei wichtige Faktoren voraus
haben: erstens, ständig am Platz zu sein und die
größte Anstrengung zu niachen, um die Ueberlegen-
heit zu erhalten und bestände dieselbe auch nur in
der (Kostbarkeit der Objekte und berauschenden Ver-
wendung von Juwelen oder der Größe und Blasse
von Silberservicen; zweitens: der Besitz vorzüg-
licher (Künstler und Skulpteure, sowie die große
Schulung durch ständige Ausführung großer Auf-
träge, — denn Paris arbeitet immer noch für dis
ganze Welt, wenn auch Deutschland ihm manches
abgerungen hat.

In berechtigter Angst vor Uebersättigung sieht
man sich vorerst die deutsche Ausstellung an, welche
die besten Erzeugnisse der letzten s5 Jahre und zur

pälfte auch neue Arbeiten auf der Galerie zur Aus-
stellung vereint hat. Auf der „Galerie", das klingt
etwas minderwerthig, denn erfahrungsgemäß ist dort
immer ein Jahrmarkt etablirt. Diesen Jahrmarkt
hat Deutschland zum erstenmale siegreich nieder-
gerungen, so daß die ganze deutsche Abtheilung den
Eindruck macht, als wollten wir überhaupt nichts
verkaufen, sondern nur repräsentieren.

Der vierte Theil aller Besucher steigt etwa zur
Galerie empor und nachdem er das (Kunterbunt der
anderen Nationen durchwandert, erfreut ihn hier die
Ruhe und Vornehmheit und er entdeckt hier sogar
die Goldschmiedschätze und Juwelen, welche er ein-
gehender ansehen kann, als die im parterre ge-
legenen Vitrinen der anderen Nationen, welche stets
umdrängt sind.

Haben die deutschen Juweliere somit scheinbar
II. Klasse Platz genommen, so sucht man umsomehr,
ob ihre Arbeiten auch neben dem Ausland bestehen
können, und man kann dies mit gutem Gewissen
bejahen, denn, was man sieht, ist ehrliche, künstlerische
Arbeit und zeugt vou vollendeter Technik und meist
auch gutem Geschmack; selbst unter Hanau und
Pforzheim finden wir Sachen, die beinahe individuell
sind und nicht mehr nach dem engagirten Zeichner
riechen. Von den Berliner Juwelieren ist Sch aper
entschieden der Beste; nach ihm kommt Werner
mit guten Schmuckgegenständen, wogegen er mit der

565. (Pariser Ausstellung.) Holzschnitzerei (Tischfuß), von Bildhauer G. Riegelmann, Lharlottenburg. Vgl. Abb. 560.

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