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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

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1./2. Oktoberheft
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Landau, Dora: Die Neuordnung des städtischen Museums in Halle a. S.
DOI Artikel:
Donath, Adolph: Die Bildhauerin Dora Gordine
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0073

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Am wichtigsten aber ist die moderne Gemälde-
galerie, an deren Ausbau Dr. Schardt planmäßig arbei-
tet. Die vorbildlich gehängte Sammlung beginnt zwar
im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, hat jedoch ihren
Schwerpunkt in der heutigen Generation. Für das 19.
Jahrhundert, das immerhin mit C. D. Friedrich, Menzel,
Feuerbach, Marees, Böcklin und anderen gut fundiert
ist, sind noch viele Anschaffungen nötig. Dagegen ist
die Sammlung moderner deutscher Künstler heute schon
so umfassend wie gewählt in der Qualität. Unvergessen
sind noch die Angriffe, die Wilhelm von Bode seinerzeit
gegen Dr. Rive richtete, als das „Abendmahl“ von Nolde
erworben wurde. Heute ist ihm ein ganzer Raum ge-
widmet. Von Franz Marc sind eine Katze auf gelbem
Kissen und die großen Bilder „Die beiden Hirsche“ und
„Tierschicksale“ da, Erwerbungen Schardts, ebenso wie
die Bilder von Feininger, Macke, Kokoschka (Die Aus-
wanderer, 1917) und Paul Klee, dem ein kleines Eck-

zimmer eingeräumt ist. Ein prachtvoller Frauenakt der
Becker-Modersohn, ein feines Selbstbildnis von
Kokoschka sowie seine Zeichnungen zur Bach-Kantate
„0 Ewigkeit, o Donnerwort“, Stickereien von Moissey
Kogan, Bilder von Dix, Otto Müller und Heckei,
Kandinsky und Lissitzky als Vertreter des Abstrakten
geben mit anderen zusammen einen Ueberblick über
den heutigen Stand der modernen deutschen Malerei.
Von der älteren Generation sind Munch mit dem Bild
des Dr. Linde (Lübeck) von 1904 und Rohlfs mit einem
flammend bunten Bauernhaus zu sehen. Die Plastik
repräsentieren Gaul, Minne und Lehmbruck.

So ist in Halle eine für den Fachmann wie für das
Publikum wertvolle Sammlung vorhanden, deren wei-
terem Ausbau man mit Freude entgegensieht. Ständige
Führungen und Vorträge suchen den Kontakt mit den
weitesten Kreisen herzustellen.

Oswald Achenbach,
Porta Capuana

Versteigerung
am 12. November
bei Wertheim, Berlin

Die Btldbauetnn Dora Qovdtne

von

Adolph Donath

^ie ist Russin. Lehrer hatte sie nicht. Ist aus sich
^ selbst heraus zur Kunst gekommen, aus dem ange-
borenen Gefühl, schaffen zu müssen. Und schnitzte zu-
nächst Köpfe aus Holz. Der Vater war Architekt ge-
wesen. Vielleicht hat er dem Kind ein Stück seines
Künstlertums mit auf den Weg gegeben. Vielleicht.

Aber aus dem Kind ist in knapp fünf Jahren eine reife
Plastikerin geworden.

Sie erzählt, ich habe sic „entdeckt“. Entdeckt?
Unsereins kann einem Künstlermenschen, dessen Fähig-
keiten man fühlt, bloß „Courage“ machen. Ja, Courage
hab ich ihr gemacht. Als sie vor mehr als zwei Jahren

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