Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 11./12.1929/30
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0098
DOI Heft:
1./2. Novemberheft
DOI Artikel:Dresdner, Albert: Dänische Kunst im jüngsten halben Jahrhundert
DOI Artikel:Minkus, Friedrich von: Das neue Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck
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Schöpfungen; als Gegenstück ist zu ihnen die über-
lebensgroße, in geschliffenem Granit für das Museum zu
Faaborg ausgeführte Statue des Kunstgönners Mads
Rasmussen zu stellen, in der er die ungeheure Leibes-
fülle des Mannes mit barockem Humor als plastische
Maße ausgenutzt hat. Utzon-Franck steht der Renais-
sance nahe; die fast überfeine Eleganz seiner Figuren er-
innert an Giovanni da Bologna. Svend Rath-
sacks stehende Männerfiguren kann man mit Adolf
Hildebrands Werken vergleichen, Johannes Bjerg zeigt
sich besonders in seinem grazilen „Abessynier“ Georg
Kolbe verwandt. Ein allgemeines Kennzeichen der däni-
schen Bildnerei ist, daß sie malerische Form und male-
rische Behandlung der Oberfläche vermeidet und klassi-
scher Klarheit und Reinheit der Form zuneigt; es zeigt
sich doch, daß das Erbe aus der Zeit der humanistischen
Kultur lebendig geblieben ist und den innersten Neigun-
gen des Yolksgeistes entgegenkommt.
Ad. v. Menzel
Sohn des Justiz-
ministers Maercker
Versteigerung
am 26. November
bei Rud. Lepke, Berlin
Das neue Ttcolett Dolkskuußmufeum in Innsbruck
oon
ftuedtueb oon jvUnkus
lern Außenstehenden war es unbegreiflich gewesen,
daß Tirol kein Volkskunstmuseum hatte. Hatte
man den Wald vor lauter Bäumen übersehen? Man
hatte kein Geld gehabt. Vierzig Jahre lagerten die Be-
stände, in finanzieller Romantik zusammengetragen, auf
Speichern. Glücklicherweise, muß man heute sagen.
Denn damals lag der Akzent auf dem Talpartikularismus.
Am liebsten hätte man ein „Tiroler Dorf“ gebaut, aus
Taltypen konglomeriert. Es wäre ein Lunapark gewor-
den. Der Schnitt von Saint-Germain hat das einige Tirol
aufgezeigt: daß alle Talarterien von gleicher Herz-
kammer kommen. Nun konnte das Museum tirolische
Abstraktion werden.
Zudem ward Geldnot Tugend. Man beschied sich
mit vorhandenem Bau. Innsbrucks sehr österreichischer
Kultursymbolismus erwies sich da. Das Museums-
gebäude ist ein altes Kloster, von Ferdinand I. mittel-
alterlichem Adelssitz angegliedert zu ewigem Chorgebet
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lebensgroße, in geschliffenem Granit für das Museum zu
Faaborg ausgeführte Statue des Kunstgönners Mads
Rasmussen zu stellen, in der er die ungeheure Leibes-
fülle des Mannes mit barockem Humor als plastische
Maße ausgenutzt hat. Utzon-Franck steht der Renais-
sance nahe; die fast überfeine Eleganz seiner Figuren er-
innert an Giovanni da Bologna. Svend Rath-
sacks stehende Männerfiguren kann man mit Adolf
Hildebrands Werken vergleichen, Johannes Bjerg zeigt
sich besonders in seinem grazilen „Abessynier“ Georg
Kolbe verwandt. Ein allgemeines Kennzeichen der däni-
schen Bildnerei ist, daß sie malerische Form und male-
rische Behandlung der Oberfläche vermeidet und klassi-
scher Klarheit und Reinheit der Form zuneigt; es zeigt
sich doch, daß das Erbe aus der Zeit der humanistischen
Kultur lebendig geblieben ist und den innersten Neigun-
gen des Yolksgeistes entgegenkommt.
Ad. v. Menzel
Sohn des Justiz-
ministers Maercker
Versteigerung
am 26. November
bei Rud. Lepke, Berlin
Das neue Ttcolett Dolkskuußmufeum in Innsbruck
oon
ftuedtueb oon jvUnkus
lern Außenstehenden war es unbegreiflich gewesen,
daß Tirol kein Volkskunstmuseum hatte. Hatte
man den Wald vor lauter Bäumen übersehen? Man
hatte kein Geld gehabt. Vierzig Jahre lagerten die Be-
stände, in finanzieller Romantik zusammengetragen, auf
Speichern. Glücklicherweise, muß man heute sagen.
Denn damals lag der Akzent auf dem Talpartikularismus.
Am liebsten hätte man ein „Tiroler Dorf“ gebaut, aus
Taltypen konglomeriert. Es wäre ein Lunapark gewor-
den. Der Schnitt von Saint-Germain hat das einige Tirol
aufgezeigt: daß alle Talarterien von gleicher Herz-
kammer kommen. Nun konnte das Museum tirolische
Abstraktion werden.
Zudem ward Geldnot Tugend. Man beschied sich
mit vorhandenem Bau. Innsbrucks sehr österreichischer
Kultursymbolismus erwies sich da. Das Museums-
gebäude ist ein altes Kloster, von Ferdinand I. mittel-
alterlichem Adelssitz angegliedert zu ewigem Chorgebet
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