/ahrgang 193© 1/2 M&rzfieft
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LDie beißen die ßtufeen2
üOft
UOilkelm lÜaet^oldt
\X/ie werden die Messel-Hoffmannschen Neubauten
heißen, die zwischen Ihnes Kaiser-Friedrich-
Museum auf der einen, Stracks Nationalgalerie und
Stülers „Neuem Museum“ auf der anderen Seite sich auf
der Berliner Museumsinsel erheben?
Das ist eine Frage, die leicht zu stellen und schwer
zu beantworten ist. Sie führt mitten hinein in den
Wirrwarr der Museumsnamen überhaupt,
I11 'den seltensten Fällen ist die Bezeichnung eines
Museums das, was sie sein soll: nämlich bezeichnend
für seinen Inhalt. Meistens hängt der Name eines
Museums mit äußeren Momenten zusammen. Etwa mit
dem Namen des Bauwerkes, in dem die Sammlungen
untergebracht sind: Louvre, Luxembourg, Uffizien,
Pitti, Thermen-, Kapitolinisches Museum, Prado, Grünes
Gewölbe.
Oder das Museum trägt den Namen einer Persön-
lichkeit, die als Stifter, Gründer, Vorbesitzer usw. mit
seiner Geschichte eng verbunden ist: Staedel, Carna-
valet, Correr, Walraff-Richartz, Boymans, Schack,
Victoria and Albert, Kaiser-Friedrich, Rudolfinum,
Mauritshuis, Maximilianeum, Albertina, Lichtenstein,
Pelizaeus.
Eine große Zahl von Museen führt ganz allgemeine,
farblos amtliche Bezeichnungen: Britisches Museum,
1 lofmuseum, Provinzialmuseum, Städtisches Museum,
Metropolitan-Museum, Akademie, Zentral-Museum usw.
Besser sind die Museen daran, bei deren Taufe man
an den Charakter der Sammlungen dachte: Glyptothek,
Pinakothek, Zeughaus, Märkisches Museum, Museum
für Völkerkunde, Kunstgewerbe-Museum, Barock-
Museum, Kupferstich - Kabinett, Gemälde - Galerie,
Porzellansammlung, Römisch-Germanisches Zentral-
museum.
Noch kein Museum hat ernstlich darunter gelitten,
daß es einen nichtssagenden oder schlechtdeckenden
Namen trägt. Aber auch kein noch so bezeichnender
Name kann einem Museum zu dem Ruhm verhelfen, den
ihm seine innere Bedeutung nicht zu geben vermag.
Irgendwie muß nun aber in jedem Falle die Namens-
frage gelöst werden — auch in Berlin. Wenn wir seit
hundert Jahren vom „Alten Museum“ sprechen, so mag
das angehen, weil Schinkels Gebäude nicht nur
Preußens ältestes Museum ist, sondern auch seit drei
Jahrzehnten nur Werke alter Kunst birgt. Recht irre-
führend aber ist die Bezeichnung „Neues Museum“.
Längst vergessen ist, daß Stülers Bau als Ergänzung
zum „Alten Museum“ so genannt wurde. Für ein Haus,
in das sich ägyptische Altertümer, antike Vasen und das
Kupferstichkabinett teilen, ist die Bezeichnung „Neues
Museum“ von unübertrefflicher Unbestimmtheit. Noch
schlimmer sieht cs aus bei dem „Ehemaligen Kunst-
gewerbe-Museum“. Kunstgewerbe enthält dieses Haus
überhaupt nicht mehr, seitdem 1921 die Sammlungen,
die ihm den Namen gaben, in das Schloß übersiedelt und
dort zum „Schloß-Museum“ geworden sind. Wer er-
wartet eine ostasiatische Kunstabteilung und ein
prähistorisches Museum in einem ehemaligen Kunst-
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LDie beißen die ßtufeen2
üOft
UOilkelm lÜaet^oldt
\X/ie werden die Messel-Hoffmannschen Neubauten
heißen, die zwischen Ihnes Kaiser-Friedrich-
Museum auf der einen, Stracks Nationalgalerie und
Stülers „Neuem Museum“ auf der anderen Seite sich auf
der Berliner Museumsinsel erheben?
Das ist eine Frage, die leicht zu stellen und schwer
zu beantworten ist. Sie führt mitten hinein in den
Wirrwarr der Museumsnamen überhaupt,
I11 'den seltensten Fällen ist die Bezeichnung eines
Museums das, was sie sein soll: nämlich bezeichnend
für seinen Inhalt. Meistens hängt der Name eines
Museums mit äußeren Momenten zusammen. Etwa mit
dem Namen des Bauwerkes, in dem die Sammlungen
untergebracht sind: Louvre, Luxembourg, Uffizien,
Pitti, Thermen-, Kapitolinisches Museum, Prado, Grünes
Gewölbe.
Oder das Museum trägt den Namen einer Persön-
lichkeit, die als Stifter, Gründer, Vorbesitzer usw. mit
seiner Geschichte eng verbunden ist: Staedel, Carna-
valet, Correr, Walraff-Richartz, Boymans, Schack,
Victoria and Albert, Kaiser-Friedrich, Rudolfinum,
Mauritshuis, Maximilianeum, Albertina, Lichtenstein,
Pelizaeus.
Eine große Zahl von Museen führt ganz allgemeine,
farblos amtliche Bezeichnungen: Britisches Museum,
1 lofmuseum, Provinzialmuseum, Städtisches Museum,
Metropolitan-Museum, Akademie, Zentral-Museum usw.
Besser sind die Museen daran, bei deren Taufe man
an den Charakter der Sammlungen dachte: Glyptothek,
Pinakothek, Zeughaus, Märkisches Museum, Museum
für Völkerkunde, Kunstgewerbe-Museum, Barock-
Museum, Kupferstich - Kabinett, Gemälde - Galerie,
Porzellansammlung, Römisch-Germanisches Zentral-
museum.
Noch kein Museum hat ernstlich darunter gelitten,
daß es einen nichtssagenden oder schlechtdeckenden
Namen trägt. Aber auch kein noch so bezeichnender
Name kann einem Museum zu dem Ruhm verhelfen, den
ihm seine innere Bedeutung nicht zu geben vermag.
Irgendwie muß nun aber in jedem Falle die Namens-
frage gelöst werden — auch in Berlin. Wenn wir seit
hundert Jahren vom „Alten Museum“ sprechen, so mag
das angehen, weil Schinkels Gebäude nicht nur
Preußens ältestes Museum ist, sondern auch seit drei
Jahrzehnten nur Werke alter Kunst birgt. Recht irre-
führend aber ist die Bezeichnung „Neues Museum“.
Längst vergessen ist, daß Stülers Bau als Ergänzung
zum „Alten Museum“ so genannt wurde. Für ein Haus,
in das sich ägyptische Altertümer, antike Vasen und das
Kupferstichkabinett teilen, ist die Bezeichnung „Neues
Museum“ von unübertrefflicher Unbestimmtheit. Noch
schlimmer sieht cs aus bei dem „Ehemaligen Kunst-
gewerbe-Museum“. Kunstgewerbe enthält dieses Haus
überhaupt nicht mehr, seitdem 1921 die Sammlungen,
die ihm den Namen gaben, in das Schloß übersiedelt und
dort zum „Schloß-Museum“ geworden sind. Wer er-
wartet eine ostasiatische Kunstabteilung und ein
prähistorisches Museum in einem ehemaligen Kunst-
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