Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 11./12.1929/30
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0178
DOI Heft:
1./2. Januarheft
DOI Artikel:Schmidt, Paul Ferdinand: Ernst Barlach: zu seinem 60. Geburtstage
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0178
6tm{! Baulad)
Hu fevnßm 60. Geburtstage
oon
Paul p. Schmidt
In der Berliner Akademie am Pariser Platz ist
am 8. Januar eine Ausstellung des Lebenswerkes von
Barlach durch Max Liebermann eröffnet worden.
A bseits der großen Heerstraße vollzieht sich Leben
und Werk Ernst 'Barlachs (geb. 2. Januar 1870),
abseits von allem Großstadtlärm lebt er seit je,
und zeichnet er seine vergrämten und tiefsinnigen Ge-
stalten. Aber weil er nie den Anschluß suchte an das,
was die Künstler sonst dachten und werkelten und was
die Welt verlangte, weil er nur seinen ureigensten In-
stinkten folgte und nur seine Visionen realisierte, ist er
schließlich einer der stärksten Repräsentanten der Zeit
geworden, außerhalb der er zu stehen schien. Man muß
Der Sterndeuter. 1909. Mit Genehmigung von Paul Cassirer, Berlin
menschenscheu, seit Jahrzehnten in dem mecklen-
burgischen Städtchen Güstrow -— abseits der zeit-
genössischen Kunst schafft er seine wunderlichen
großen Werke. Er sucht nicht das Zeitgemäße, einsied-
lerisch und beinahe monomanisch schreibt und meißelt
wohl seiner inneren Stimme so treu und allem Welt-
lichen abgewandt folgen, um die Krone der Welt un-
gewollt zu erringen, was hier soviel heißt, als daß Bar-
lach, der ganz in sich gekehrte Schöpfer unheimlicher
ekstatischer leidvoller Einzelgänger der Erde, der
168
Hu fevnßm 60. Geburtstage
oon
Paul p. Schmidt
In der Berliner Akademie am Pariser Platz ist
am 8. Januar eine Ausstellung des Lebenswerkes von
Barlach durch Max Liebermann eröffnet worden.
A bseits der großen Heerstraße vollzieht sich Leben
und Werk Ernst 'Barlachs (geb. 2. Januar 1870),
abseits von allem Großstadtlärm lebt er seit je,
und zeichnet er seine vergrämten und tiefsinnigen Ge-
stalten. Aber weil er nie den Anschluß suchte an das,
was die Künstler sonst dachten und werkelten und was
die Welt verlangte, weil er nur seinen ureigensten In-
stinkten folgte und nur seine Visionen realisierte, ist er
schließlich einer der stärksten Repräsentanten der Zeit
geworden, außerhalb der er zu stehen schien. Man muß
Der Sterndeuter. 1909. Mit Genehmigung von Paul Cassirer, Berlin
menschenscheu, seit Jahrzehnten in dem mecklen-
burgischen Städtchen Güstrow -— abseits der zeit-
genössischen Kunst schafft er seine wunderlichen
großen Werke. Er sucht nicht das Zeitgemäße, einsied-
lerisch und beinahe monomanisch schreibt und meißelt
wohl seiner inneren Stimme so treu und allem Welt-
lichen abgewandt folgen, um die Krone der Welt un-
gewollt zu erringen, was hier soviel heißt, als daß Bar-
lach, der ganz in sich gekehrte Schöpfer unheimlicher
ekstatischer leidvoller Einzelgänger der Erde, der
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