der Brückengruppe und eine gewissermaßen beabsich-
tigte Transponierung.
Übrigens ist allem Anschein nach auch diese Gruppe,
ebenso wie die Madonna mit dem heil. Antonius (vergl.
Zimmermann a. a. O.), deren Gruppierung von der erste-
ren übernommen wurde, von Kaendler durchgearbeitet
worden, weil man eben Kirchner die sorgfältige Be-
handlung der Details nicht zumuten kann. Die Kompo-
sition als Umformung der Grundidee der Prager Gruppe
für das Porzellanmodell rührt jedoch von Kirchner her.
Sie beweist auch, daß er als „wirklicher“ Bildhauer
(wie er sich selbst im Gegensatz zum Porzellanplastiker
bezeichnet) immerhin bemerkenswerte Fähigkeiten
besaß.4)
4) Den Herren Professoren E. Zimmermann und E. Hösel
spreche ich für ihre mir bereitwilligst erteilten Hinweise meinen
Dank aus.
i
l
Andrea della Robbia, vor 1475 Aus der Sammlung Vieweg, Braunschweig
Weiß und blau glasierte Lünette vom' Hauptportal von San Michele Arcangelo in Faenza. Höhe 80 cm, Breite 160 cm
Versteigerung am 18. März bei Rud. Lepke, Berlin
nicht gut auf der anderen Seite stehen. Was bei der
monumentalen Wucht der Brückengruppe dem Zweck
der Wirkung an diesem Orte vollkommen entsprach,
ist dem verhältnismäßig kleinen und beweglichen For-
mat des Porzellanmodells durchaus unbekömmlich.
Auch die Frage der Lage für den Löwen ist hier durch-
aus richtig gelöst. Der indes nicht, wie Sponsel in sei-
nen „Kabinettstücken der Meißner Porzellanmanufak-
tur“ bemerkt, mit den Waffentrophäen als Sinnbild der
Kraft zu deuten ist, sondern den böhmischen Löwen als
Wappentier darstellt, wie er ja auch auf dem Briicken-
vorbilde zur Anwendung kommt. Der bei der alten, in
der Manufaktur erhalten gebliebenen Form, wie aus
der Neuausformung (Abb. 2) ersichtlich, vorhandene
Putto spielt augenscheinlich auf den schildtragenden
Engel der Brückengruppe an, zeigt aber andererseits
in seiner schwebend liegenden Stellung deutlich den
Eindruck der hübschen Details am Rande des Sockels
Angff vov dem Ktt(cf)2
oon
Hugo Kubfcb
\/or Jahren stand in einer Ausstellung der Berliner
* Sezession die Plastik eines unserer begabtesten
Bildhauer, diie die Porträtfigur einer Dame von vernich-
tender Häßlichkeit darstellte. Die Arbeit sei so gut,
meinte ein erfahrener Kunstkenner, daß man ihr nur
den Kopf abzuschlagen brauchte, um sie klassisch
schön zu machen; dann räsonnierte er weiter über die
Künstler von heute, die vor der Schönheit davonliefen,
als brächte sie ihnen die Pest.
Es gab und gibt Bewunderer und Kenner der
modernen Kunst, die diese Flucht vieler Künstler vor
der Schönheit für ein schweres Manko halten.
Ist es nicht beinahe symptomatisch für die Kunst
von heute, daß man aus vielen Ausstellungen heraus-
geht wie aus Museen? Man war für ein paar Stunden
interessiert, gefesselt, manchmal vielleicht auch inner-
lich gepackt. Aber draußen: auf der Straße, in den
Autobussen, in den Bahnen, in Restaurants, Kaffee-
180
tigte Transponierung.
Übrigens ist allem Anschein nach auch diese Gruppe,
ebenso wie die Madonna mit dem heil. Antonius (vergl.
Zimmermann a. a. O.), deren Gruppierung von der erste-
ren übernommen wurde, von Kaendler durchgearbeitet
worden, weil man eben Kirchner die sorgfältige Be-
handlung der Details nicht zumuten kann. Die Kompo-
sition als Umformung der Grundidee der Prager Gruppe
für das Porzellanmodell rührt jedoch von Kirchner her.
Sie beweist auch, daß er als „wirklicher“ Bildhauer
(wie er sich selbst im Gegensatz zum Porzellanplastiker
bezeichnet) immerhin bemerkenswerte Fähigkeiten
besaß.4)
4) Den Herren Professoren E. Zimmermann und E. Hösel
spreche ich für ihre mir bereitwilligst erteilten Hinweise meinen
Dank aus.
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Andrea della Robbia, vor 1475 Aus der Sammlung Vieweg, Braunschweig
Weiß und blau glasierte Lünette vom' Hauptportal von San Michele Arcangelo in Faenza. Höhe 80 cm, Breite 160 cm
Versteigerung am 18. März bei Rud. Lepke, Berlin
nicht gut auf der anderen Seite stehen. Was bei der
monumentalen Wucht der Brückengruppe dem Zweck
der Wirkung an diesem Orte vollkommen entsprach,
ist dem verhältnismäßig kleinen und beweglichen For-
mat des Porzellanmodells durchaus unbekömmlich.
Auch die Frage der Lage für den Löwen ist hier durch-
aus richtig gelöst. Der indes nicht, wie Sponsel in sei-
nen „Kabinettstücken der Meißner Porzellanmanufak-
tur“ bemerkt, mit den Waffentrophäen als Sinnbild der
Kraft zu deuten ist, sondern den böhmischen Löwen als
Wappentier darstellt, wie er ja auch auf dem Briicken-
vorbilde zur Anwendung kommt. Der bei der alten, in
der Manufaktur erhalten gebliebenen Form, wie aus
der Neuausformung (Abb. 2) ersichtlich, vorhandene
Putto spielt augenscheinlich auf den schildtragenden
Engel der Brückengruppe an, zeigt aber andererseits
in seiner schwebend liegenden Stellung deutlich den
Eindruck der hübschen Details am Rande des Sockels
Angff vov dem Ktt(cf)2
oon
Hugo Kubfcb
\/or Jahren stand in einer Ausstellung der Berliner
* Sezession die Plastik eines unserer begabtesten
Bildhauer, diie die Porträtfigur einer Dame von vernich-
tender Häßlichkeit darstellte. Die Arbeit sei so gut,
meinte ein erfahrener Kunstkenner, daß man ihr nur
den Kopf abzuschlagen brauchte, um sie klassisch
schön zu machen; dann räsonnierte er weiter über die
Künstler von heute, die vor der Schönheit davonliefen,
als brächte sie ihnen die Pest.
Es gab und gibt Bewunderer und Kenner der
modernen Kunst, die diese Flucht vieler Künstler vor
der Schönheit für ein schweres Manko halten.
Ist es nicht beinahe symptomatisch für die Kunst
von heute, daß man aus vielen Ausstellungen heraus-
geht wie aus Museen? Man war für ein paar Stunden
interessiert, gefesselt, manchmal vielleicht auch inner-
lich gepackt. Aber draußen: auf der Straße, in den
Autobussen, in den Bahnen, in Restaurants, Kaffee-
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