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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

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1./2. Januarheft
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Bombe, Walter: Neues aus Herkulaneum
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Kunstwelt / Betrachtungen aus der Bibliophilen-Perspektive / Vortragzyklus "Wege zur Kunst" / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0201

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Gestell, gänzlich unversehrt, trotz der 1900 Jahre, die darüber hin-
gegangen sind. Weitere Proben dieser neuen Konservierungs-
kunst sind in einem besonderen Raum des Ar g o - Hauses ver-
einigt Wollene und seidene Stoffe, deren Muster trotz der Ver-
kohlung noch deutlich erkennbar sind, Kuchen, Brote, Früchte,
Gemüse, Seeigel und andere Frutti del Mare.

Unmittelbar neben dem genannten dreistöckigen Hause hat
die Grabung soeben die bisher unbekannten und auf keinem der
Pläne früherer Zeiten angegebenen Thermen erreicht. Fs ist
bekannt, wie großartig die Römer der Kaiserzeit ihre Bäderanlagen
auszustatten pflegten, die selbst in den Provinzstädten, wie dem
benachbarten Pompeji, wo wir drei öffentliche Thermen, da-
neben zwei kleinere Privat-Badeanstalten und dazu noch ein voll-
ständiges und recht umfangreiches Bad in dem Anwesen der Julia
Feiix kennen, alle prachtvoll eingerichtet waren. Wegen der star-

ken Gewölbe werden die Thermen weit besser als die Bürger-
häuser den Druck der Schlammschicht ausgehalten haben. Der
ungeheure Reichtum an kostbarsten Fundstücken, namentlich an
Bildwerken aus Bronze und Marmor in den beiden anderen, schon
früher frcigelegten öffentlichen Gebäuden, dem Theater und der
sogenannten Basilika läßt auch von der Durchforschung der Ther-
men das Höchste erwarten.

Mussolini, der den Fortgang der Arbeiten mit reger Anteil-
nahme verfolgt, hat beschlossen, die Mittel zu großen Enteignun-
gen bereitzustellen, damit das bis jetzt nur durch unterirdische
Gänge betretbare T h e a t e r , das besterhaltene der alten Welt,
nach Niederlegung der darüber stehenden Häuser gänzlich frei-
gelegt werden kann.

Walter Bo m b e.

Jan van Scorel, 57,7 X 74,5 cm. Aus Slg. Vicweg, Braunschweig
Versteigerung am 18. März bei Rud. Lcpke, Berlin

KundausffeUungeru

Berlin.

Die Preußische Akademie der Künste feiert das An-
denken ihres vor einem Jahr verstorbenen Mitgliedes, Graf Leopold
von Kaickreuth durch eine Gedächtnisausstellung, die An-
fang Dezember v. J. mit einer Gedenkrede Max Liebermanns eröff-
net wurde, ln Weimar und München zwischen 1875 und 1883 aus-
gebildet, dann auf Reisen nach Holland, Italien und Paris wurde er
in den neunziger Jahren zu einem der besten deutschen Impressio-
nisten. Die Werke der Frühzeit stehen noch sehr unter dem Ein-
fluß der Holländer, wie das rot-schwarz gehaltene Bildnis seiner
Schwester. Farbe und Licht geben die Grundprobleme seines

Schaffens. Das Porträt der Gräfin Yorck von Wartenburg zeigt
den ungemein großen Reichtum seiner Palette, mit dem er die
schönsten stofflichen Wirkungen erzielte. Im Porträt und in der
Landschaft hat er sein Bestets geleistet, vor allem in dem kleinen
Kieler Hafenbild von 1901 mit den grau-violetten Tönen, aus denen
etwas Rot, Terracotta und Weiß hervorleuchten. Wie beherrscht
er die schwierige Lichtgebung in dem Innenraum „Dämmerung
1909“: ein Fenster schon nächtlich grau, das zweite noch besonnt
und die Mischung beider Lichtfarben im dämmrigen Zimmer! Die
Bildnisse verbinden eine fast realistische Charakteristik mit seiner

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