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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

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1./2. Märzheft
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Müller, M.: Handzeichnungen von H. S. Beham von 1522 für eine Wappenscheibe
DOI Artikel:
Wilm, Hubert: Die Sammlung van Alfen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0262

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burger Domkapitel nachzuweisen. Vielleicht bezieht
sich die Darstellung auf eine Ulrichslegende des
15. Jahrhunderts aus einer Donaueschinger Chronik,
über die Herr Domdekan Friesenegger demnächst im
Schwäbischen Museum in einer Arbeit über St. Ulrichs-
darstellungen und das Augsburger Domkapitelwappen
ausführlich handeln wird.

Die Handzeichnung ist leicht laviert, außer dem Rot

und Schwarz ist ein wenig Blau im Kleide Mariens und
im Mantel des Bischofs Ulrich, dazu etwas mattgelb am
Bilde desselben Bischofs und an den Pfauenfedern.
Durch das künstlerisch hochwertige Blatt wird das
Werk H. S. Behams nicht unwesentlich bereichert.
Dieser Umstand und der heraldische und ikonographi-
sche Inhalt rechtfertigen wohl seine Nachbildung für die
deutsche kunstgeschichtliche Forschung.

Die Sammlung van Alfen

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icht allzu häufig begegnet man im Auslande Samm-
^ lungen von deutscher Plastik der Gotik und
Renaissance. Zumal in Holland, dem klassischen Bilder-
lande, zählen solche Sammlungen sicher zu den Aus-
nahmen. Es mag daher von Interesse sein, einiges über
eine wenig bekannte Amsterdamer Skulpturen-
sammlung zu erfahren.

Alpenländäischer Meister, Ende 15. Jährh., Muttergottes, Lindenholz
Amsterdam, Sammlung Alfen

Der Besitzer dieser Sammlung, Ph. van Alfen, ist
Kaufmann. Nur ein ungewöhnliches Maß von Liebe zur
frühen deutschen Plastik kann ihn gerade in Amsterdam
auf dieses Sammelgebiet geführt haben. Die Freude am
Entdecken mag bei vielen Erwerbungen des Sammlers
eine Rolle gespielt haben. Man sieht es den nicht allzu
zahlreichen Objekten an, daß sie mit Liebe ausgewählt
und mit Liebe in einem behaglichen Heim aufgestellt
worden sind.

Eine fast lebensgroße stehende Muttergottes aus
Lindenholz vom Ende des 15. Jahrhunderts, die aus
Oberschwaben stammen soll, zeigt viele bildhauerische
Feinheiten, wenn auch ihre Gesamtwirkung sehr merk-
lich durch den Verlust der ursprünglichen Bemalung be-
einträchtigt wird. Viele stilistische Merkmale an dieser
Figur weisen auf Arbeiten der alpenländischen Schnitzer-
schu'le, etwa in den weiteren Umkreis des Meisters vom
Hochaltar zu Kefermarkt, so daß es schwer fällt, an die
oberschwäbische Herkunft des Stückes zu glauben.
Auch eine abgelaugte Standfigur der hl. Barbara, mit
ergänztem Attribut und erneuerten Kronzaeken, aus der
Zeit um 1480, gehört der Tiroler Schule an. Sehr reiz-
voll in ihrer naiven künstlerischen Auffassung ist eine
in schöner alter Fassung erhaltene, stehende weibliche
Heilige ohne Attribut, eine bayrische Arbeit aus der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das mit Resten
der alten Fassung erhaltene Bildwerk eines hl. Stepha-
nus vom Ende des 15. Jahrhunderts gehört wieder in
den Kreis der Inntaler oder Tiroler Schnitzerschule.
Der gut durchgebildete Kopf und die feingegliederte
linke Hand weisen auf einen guten Meister. Als Arbeit
eines bayrischen Meisters um 1510 darf eine in alter
Fassung erhaltene stehende Holzmadonna mit Kind an-
gesprochen werden. Man begegnet ähnlichen Werken
in der bayrischen Inngegend.

Eine sitzende Muttergottes mit stehendem Kind,
Anfang des 15. Jahrhunderts, abgelaugt, gehört zu einem
Gnadenbildtypus, dessen vielfache Abwandlungen Ilse
Futterer in ihrem Werk über die gotischen Bildwerke
der deutschen Schweiz zusammengestellt und beschrie-

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