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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

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1./2. Augustheft
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Auerbach, Erna: Der Welfenschatz: zur Ausstellung im Städel'schen Kunstinstitut in Frankfurt a. M.
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Landau, Dora: Die zweite Auktion der Sammlung Figdor
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0435

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reliquiars geht ein zweites Werk, die Patene des Heil.
Bernward zurück. Möglich, daß die Urform tatsächlich
noch von der Hand des heil. Bernward geschaffen, das
Niello ist erst im 12. Jahrh. gearbeitet. Ende des 14.
Jahrh. wird die Patene in der Monstranz gefaßt.

Im 14. und 15. Jahrh. treten an Stelle der Reliquiare
die im Weifenschatz reichlich vertretenen Monstranzen.
Von der Gotik bis zur Spätgotik häufen sich die Beispiele
und zeigen oft komplizierte, an die Formen der Groß-
architektur erinnernde Türme und Giebel.

Beachtung verdient vor allem das Kopfreliquiar des
Heil. Cosmas (Abb. 4). Es führt in das Bereich der
Großplastik hinüber und läßt sich den ersten Werken
sächsischer Plastik aus dem Ende des 13. Jahrh. an die
Seite stellen. Das prächtigste gotische Kunstwerk ist
das 1339 entstandene Plenar Ottos des Milden, dessen
Deckel 30 Felder eines Schachbrettes in farbig reicher
Ausschmückung zeigt. Zum Schluß bleiben noch eine

Menge kleiner unscheinbarer Gegenstände zu erwähnen,
die den Schatz bereichern, ohne unser Interesse stärker
in Anspruch zu nehmen.

Zusammenfassend sei festgestellt: Die ungeheure
Bedeutung liegt in der kontinuierlichen Sammlung eines
Kirchenschatzes über rund vierhundert Jahre hin. Es
sind zwar Werke der Kleinkunst, aus denen jedoch
monumentaler Geist und größte Gestaltung sprechen.
Bis auf den heutigen Tag haben sie sich fast unversehrt
erhalten. Wie das Schicksal sich weiter gestalten wird,
läßt sich nicht voraussehen. Die Gegenstände stehen
zum Verkauf. So möchte man noch einmal, kurz vor
Toresschluß, an die Oeffentlichkeit appellieren, damit
doch das Einzigartige —■ wenigstens zu einem großen
Teile — für Deutschland erhalten bleibe. Vielleicht
trägt gerade die mustergültige Veranstaltung dieser
Ausstellung, die so bezwingend wirkt, dazu bei, den Ge-
danken an das Kulturgut, das wir eben erst erblicken
dürfen, wach zu halten.

Typische Schweizer Möbel (Zürich, Basel) Auktion der Galerie Fischer, Luzern, 21.—23. August

Die zweite Auktion dev Sammlung ptgdoü

oon

Dona 1

Am 29. und 30. September wird das Haus Paul
C a s s i r e r in Berlin den zweiten Teil der Samm-
lung Figdor versteigern. Die Auktion wird umfassen:
Bilder, Plastik, Bronzegeräte "des Mittelalters und der
Renaissance, Kästchen und Schachteln des 14. bis 16.
Jahrhunderts aus Holz und Metall, Glocken und Mörser,
Bronzeplatten von Epitaphien, Wappen und Toten-

atadau

Schilder. Der dreibändige Katalog ist, wie der erste,
von führenden Autoritäten der Kunstwissenschaft be-
arbeitet; so die Bilder von M. J. Friedländer, die deut-
schen, niederländischen und französischen Skulpturen
von Theodor Demmler, die italienische Plastik, Glocken
und Mörser von Leo Planiscig, das ganze übrige Kunst-
gewerbe von Otto von Falke.

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