einmal einen Holzschnitt machen.“ Angesichts meiner
früheren nicht gerade glänzenden Erfolge wollte ich
zuerst nicht darauf eingehen, ließ mich aber doch über-
reden und schnitt eine Tischkarte nach einer Zeichnung
Slevogts. Obgleich ich innerlich überzeugt war, daß
man die Zeichnung Slevogts nicht anders, als ich es ge-
tan hatte, dem Holz anvertrauen konnte, ohne die
Slevogtsche Art zu verfälschen, ging ich doch nicht
ohne Zagen zu dem Meister, um ihm den ersten Abzug
vorzulegen. Ich hatte mir allerdings Mühe gegeben,
jedes Detail und jede feine Schattierung der Slevogt-
schen Strichführung wiederzugeben, aber ich hatte doch
nicht gehofft, daß Slevogt und mit ihm einige andere
Künstler meine Erstlingsarbeit so hoch bewerteten.
Slevogt war überrascht. Er ging mit dem Blatt zu Bruno
C a s s i r e r. Auch Bruno Cassirer beurteilte meinen
Versuch äußerst günstig und redete mir nun zu, die
Arbeit in der Reichsdruckerei niederzulegen und aus-
schließlich Holzschnitte zu machen. Ich hatte gerade
noch Zeit, in meinen freien Stunden das Titelblatt zum
Benvenuto Cellini zu schneiden, dann mußte ich in den
Krieg, und erst als ich 1916 als Schwerbeschädigter ent-
lassen wurde und wieder in die Reichsdruckerei ein-
getreten war, wurde die Versuchung für mich so groß,
daß ich schon nach einigen Monaten meine Stellung auf-
gab, um nun ganz beim Holzschneiden zu bleiben.
Erfolge, die ich erntete, spornten weiter an. Max
Slevogt machte mich zu seinem „Leibholzschneider“.
Durch Mitarbeit an den illustrierten Büchern Max
Liebermanns erwarb ich mir die Anerkennung von
Meister Liebermann. Für Orlik, Corinth, Kampf, Meid,
Kleukens und andere Künstler machte ich Holzschnitte
mit Einfühlung und Verstehen für die Arbeit.
Es ist mir eine Genugtuung, daß deutsche und aus-
ländische Kupferstichkabinette meine Arbeiten er-
warben.
1916 wurde ich von Bruno Paul an die Unterrichts-
anstalt des Staatl. Kunst-Gewerbe-Museums berufen.
Seit 1924 bin ich Lehrer an den Vereinigten Staats-
schulen für freie und angewandte Kunst zu Berlin.
Die Satomon Qeßneecpetet? tn Büvidk).
0edäcf)tnis = Aus(leUung im Hüccbct? Kun(ff)aus.
Gefühl der Verpflichtung zu Dankbarkeit, vielleicht auch ein
wenig die Freude an der Bestätigung eigenen Wertes im Glanz eines
Vorfahren lassen Zürich den 1. April zum Gedächtnis des 200. Ge-
burtstages von Salomon G e ß n e r festlich urjjerstreichen.
Ein äußerlich gewichtiges, doch innen freundlich ausgestattetes
Geßner-Buch hat P. Leemann-van Eick bereits vor Monaten und
rechtzeitig auf die winterliche Lesezeit den über Geßner schon oder
noch Unterrichteten und den noch oder wieder zu Unterrichtenden
auf den Tisch gelegt. Beim Stadtrat liegt eine Anregung auf Erhe-
bung des Amtshauses im Sihlwald zu einer Gedenkstätte für den
Dichter und Maler. Bereits beschlossen haben die Behörden die
Einsetzung einer Stiftung von 10 000 Franken für die lebenden
Zürcher Schriftsteller in diesem Geßner-Jahr und auf den Namen des
vor anderthalb Jahrhunderten Weltberühmten. Für Festakt und
Festschrift sorgt sich der Lesezirkel Hottingen. Eine Gedächtnis-
ausstellung soll im Zürcher Kunstbaus stattfinden.
Vor hundert Jahren war schönen Plänen für die Verewigung
des Künstlers die Erfüllung nicht beschieden. Anscheinend kurz
nach seinem Tode bestrebte sich der Schwager Heinrich Heidegger
als Sachverwalter, im künstlerischen Nachlaß ihm ein Denkmal zu
setzen. Er ordnete vor allem die Studien und legte von vier vor-
gesehenen Bänden einstweilen die zwei ersten „Detail des Studiums
der Landschaft“ und „ausgeführte Landschaften, Skizzen und Ge-
bäude“, in die Hand der beiden Söhne, in denen die Doppelnatur des
Vaters als Künstler und Verleger sich teilte. Und 1801 versprach
der jüngere neue Veröffentlichungen von Werken des Vaters. Vor-
erst sollten zwei Nachtragbände zu den „Schriften“ erscheinen, mit
Radierungen nach den zum Teil von Salomon Geßner noch bereit-
gestellten, zum Teil von Konrad und weiteren Mitarbeitern neu zu
liefernden Zeichnungen, dann je eine Sammlung von Wiedergaben
nach freien Zeichnungen und nach den wichtigsten Gemälden.
Erst 1811, und nur in. den Stichen, von Wilhelm Kolbe nach
22 Guaschen und zwei Sepiazeichnungen, erfuhr dieses Programm
eine unvollständige Verwirklichung. Als teilweiser Ersatz waren
1796 von der Familie für einem kleinen Kreis die 395 Kupferplatten
de,s Gesamtwerkes, 1802 in großer Auflage davon von 336 abge-
zogen und als Sammlung herausgegeben worden. Daneben bestand
im Besitz der Familie das „Cabinet Salomon Geßner“ mit den zwei
von Heidegger zusammengestellten Skizzenbänden von insgesamt
535 Blättern und mit 24 Kompositionen in Deckfarben. Es wurde
später durch die Stadt Zürich erworben und im Jahre 1841 der
Künstlergesellschaft in Verwahrung gegeben. Vermehrt um sieben
von den Brüdern J. H. und M. Escher im Wollenhof geschenkte
Blätter bedeutete es nun die zürcherische Geßner-Sammlung, nach
der zwei Generationen sich das Bild des Künstlers schufen. Durch
gelegentliche Schenkungen und zahlreichere Ankäufe seit der Eröff-
nung des neuen Kunsthauses verdoppelte sich die Zahl der freien
Zeichnungen und Gemälde, gelang es auch, das graphische Werk in
alten Einzeldrucken noch zu sichern. Für eine Ausstellung aber,
die den Künstler uns neu bescheren, auf einige Wochen wenigstens
und nach unserm Sinne das Denkmal aufrichten soll, das seine näch-
sten Erben nicht weniger wohl gemeint und für die Ewigkeit ihm
hatten setzen wollen,, ist diese Sammlung noch unzulänglich,.
Umschau nach verschiedenen Seiten ließ da und dort noch
manches finden,. Eine Versteigerung von 1914 brachte in Leipzig
einen Teil der freundschaftlichsten Widmungen Geßners an Anton
Graff ans Licht; eine Ausstellung in Darmstadt wies auf Werke in
Zürcher Privatbesitz, in München und Dresden; Anfragen in Ham-
burg, Bremen, Berlin, Wien, Budapest waren erfolgreich; Unter-
handlungen, mit Leningrad schienen zeitweise verheißungsvoll. Das
Buch von Leemann-van Eick zeigte neue Spuren. Die Gottfried-
Keller-Stiftung anvertraute 1919 die Sammlung Engelmahn dem
Kupferstichkabinett der Eidgenössischen Technischen Hochschule.
Basel und Zürich meldeten sich mit unbekannten Werken. Wo aber
bleiben die von Kolbe wieder,gegebenen Bilder des Majors von
Muralt in Zürich? des Pfarres Veith in Andelfingen? des Ratsherrn
Freudenreich in Bern? Wo die 1818 in Zürich ausgestellt gewese-
nen zwei großen getuschten Landschaften auf Graupapier und weiß
aufgehöht von Oberrichter Escher? Wo die von den Biographen
gerühmten Sammlungen an den Höfen und bei den Kennern in Eng-
land, Baden, Braunschweig, Paris? Es 'ist aufrichtig zu hoffen, daß
die hiermit für das Zürcher Kunsthaus ausgesprochene Bitte um An-
gaben über den Lesern bekannte Zeichnungen, Aquarelle und
Guaschen von Salomon Geßner freundlich erfüllt werde.
Noch eine Bitte ist zu formulieren, diese für das Landolthaus.
Die vom Kunsthaus und der Zentralbibliothek veranstaltete Aus-
stellung, zu der die Mitwirkung der Sammlung der Eidgenössischen
Technischen Hochschule zugesagt, die Beteiligung des Schweizeri-
schen Landesmuseums erbeten ist, wird in den der graphischen
307
früheren nicht gerade glänzenden Erfolge wollte ich
zuerst nicht darauf eingehen, ließ mich aber doch über-
reden und schnitt eine Tischkarte nach einer Zeichnung
Slevogts. Obgleich ich innerlich überzeugt war, daß
man die Zeichnung Slevogts nicht anders, als ich es ge-
tan hatte, dem Holz anvertrauen konnte, ohne die
Slevogtsche Art zu verfälschen, ging ich doch nicht
ohne Zagen zu dem Meister, um ihm den ersten Abzug
vorzulegen. Ich hatte mir allerdings Mühe gegeben,
jedes Detail und jede feine Schattierung der Slevogt-
schen Strichführung wiederzugeben, aber ich hatte doch
nicht gehofft, daß Slevogt und mit ihm einige andere
Künstler meine Erstlingsarbeit so hoch bewerteten.
Slevogt war überrascht. Er ging mit dem Blatt zu Bruno
C a s s i r e r. Auch Bruno Cassirer beurteilte meinen
Versuch äußerst günstig und redete mir nun zu, die
Arbeit in der Reichsdruckerei niederzulegen und aus-
schließlich Holzschnitte zu machen. Ich hatte gerade
noch Zeit, in meinen freien Stunden das Titelblatt zum
Benvenuto Cellini zu schneiden, dann mußte ich in den
Krieg, und erst als ich 1916 als Schwerbeschädigter ent-
lassen wurde und wieder in die Reichsdruckerei ein-
getreten war, wurde die Versuchung für mich so groß,
daß ich schon nach einigen Monaten meine Stellung auf-
gab, um nun ganz beim Holzschneiden zu bleiben.
Erfolge, die ich erntete, spornten weiter an. Max
Slevogt machte mich zu seinem „Leibholzschneider“.
Durch Mitarbeit an den illustrierten Büchern Max
Liebermanns erwarb ich mir die Anerkennung von
Meister Liebermann. Für Orlik, Corinth, Kampf, Meid,
Kleukens und andere Künstler machte ich Holzschnitte
mit Einfühlung und Verstehen für die Arbeit.
Es ist mir eine Genugtuung, daß deutsche und aus-
ländische Kupferstichkabinette meine Arbeiten er-
warben.
1916 wurde ich von Bruno Paul an die Unterrichts-
anstalt des Staatl. Kunst-Gewerbe-Museums berufen.
Seit 1924 bin ich Lehrer an den Vereinigten Staats-
schulen für freie und angewandte Kunst zu Berlin.
Die Satomon Qeßneecpetet? tn Büvidk).
0edäcf)tnis = Aus(leUung im Hüccbct? Kun(ff)aus.
Gefühl der Verpflichtung zu Dankbarkeit, vielleicht auch ein
wenig die Freude an der Bestätigung eigenen Wertes im Glanz eines
Vorfahren lassen Zürich den 1. April zum Gedächtnis des 200. Ge-
burtstages von Salomon G e ß n e r festlich urjjerstreichen.
Ein äußerlich gewichtiges, doch innen freundlich ausgestattetes
Geßner-Buch hat P. Leemann-van Eick bereits vor Monaten und
rechtzeitig auf die winterliche Lesezeit den über Geßner schon oder
noch Unterrichteten und den noch oder wieder zu Unterrichtenden
auf den Tisch gelegt. Beim Stadtrat liegt eine Anregung auf Erhe-
bung des Amtshauses im Sihlwald zu einer Gedenkstätte für den
Dichter und Maler. Bereits beschlossen haben die Behörden die
Einsetzung einer Stiftung von 10 000 Franken für die lebenden
Zürcher Schriftsteller in diesem Geßner-Jahr und auf den Namen des
vor anderthalb Jahrhunderten Weltberühmten. Für Festakt und
Festschrift sorgt sich der Lesezirkel Hottingen. Eine Gedächtnis-
ausstellung soll im Zürcher Kunstbaus stattfinden.
Vor hundert Jahren war schönen Plänen für die Verewigung
des Künstlers die Erfüllung nicht beschieden. Anscheinend kurz
nach seinem Tode bestrebte sich der Schwager Heinrich Heidegger
als Sachverwalter, im künstlerischen Nachlaß ihm ein Denkmal zu
setzen. Er ordnete vor allem die Studien und legte von vier vor-
gesehenen Bänden einstweilen die zwei ersten „Detail des Studiums
der Landschaft“ und „ausgeführte Landschaften, Skizzen und Ge-
bäude“, in die Hand der beiden Söhne, in denen die Doppelnatur des
Vaters als Künstler und Verleger sich teilte. Und 1801 versprach
der jüngere neue Veröffentlichungen von Werken des Vaters. Vor-
erst sollten zwei Nachtragbände zu den „Schriften“ erscheinen, mit
Radierungen nach den zum Teil von Salomon Geßner noch bereit-
gestellten, zum Teil von Konrad und weiteren Mitarbeitern neu zu
liefernden Zeichnungen, dann je eine Sammlung von Wiedergaben
nach freien Zeichnungen und nach den wichtigsten Gemälden.
Erst 1811, und nur in. den Stichen, von Wilhelm Kolbe nach
22 Guaschen und zwei Sepiazeichnungen, erfuhr dieses Programm
eine unvollständige Verwirklichung. Als teilweiser Ersatz waren
1796 von der Familie für einem kleinen Kreis die 395 Kupferplatten
de,s Gesamtwerkes, 1802 in großer Auflage davon von 336 abge-
zogen und als Sammlung herausgegeben worden. Daneben bestand
im Besitz der Familie das „Cabinet Salomon Geßner“ mit den zwei
von Heidegger zusammengestellten Skizzenbänden von insgesamt
535 Blättern und mit 24 Kompositionen in Deckfarben. Es wurde
später durch die Stadt Zürich erworben und im Jahre 1841 der
Künstlergesellschaft in Verwahrung gegeben. Vermehrt um sieben
von den Brüdern J. H. und M. Escher im Wollenhof geschenkte
Blätter bedeutete es nun die zürcherische Geßner-Sammlung, nach
der zwei Generationen sich das Bild des Künstlers schufen. Durch
gelegentliche Schenkungen und zahlreichere Ankäufe seit der Eröff-
nung des neuen Kunsthauses verdoppelte sich die Zahl der freien
Zeichnungen und Gemälde, gelang es auch, das graphische Werk in
alten Einzeldrucken noch zu sichern. Für eine Ausstellung aber,
die den Künstler uns neu bescheren, auf einige Wochen wenigstens
und nach unserm Sinne das Denkmal aufrichten soll, das seine näch-
sten Erben nicht weniger wohl gemeint und für die Ewigkeit ihm
hatten setzen wollen,, ist diese Sammlung noch unzulänglich,.
Umschau nach verschiedenen Seiten ließ da und dort noch
manches finden,. Eine Versteigerung von 1914 brachte in Leipzig
einen Teil der freundschaftlichsten Widmungen Geßners an Anton
Graff ans Licht; eine Ausstellung in Darmstadt wies auf Werke in
Zürcher Privatbesitz, in München und Dresden; Anfragen in Ham-
burg, Bremen, Berlin, Wien, Budapest waren erfolgreich; Unter-
handlungen, mit Leningrad schienen zeitweise verheißungsvoll. Das
Buch von Leemann-van Eick zeigte neue Spuren. Die Gottfried-
Keller-Stiftung anvertraute 1919 die Sammlung Engelmahn dem
Kupferstichkabinett der Eidgenössischen Technischen Hochschule.
Basel und Zürich meldeten sich mit unbekannten Werken. Wo aber
bleiben die von Kolbe wieder,gegebenen Bilder des Majors von
Muralt in Zürich? des Pfarres Veith in Andelfingen? des Ratsherrn
Freudenreich in Bern? Wo die 1818 in Zürich ausgestellt gewese-
nen zwei großen getuschten Landschaften auf Graupapier und weiß
aufgehöht von Oberrichter Escher? Wo die von den Biographen
gerühmten Sammlungen an den Höfen und bei den Kennern in Eng-
land, Baden, Braunschweig, Paris? Es 'ist aufrichtig zu hoffen, daß
die hiermit für das Zürcher Kunsthaus ausgesprochene Bitte um An-
gaben über den Lesern bekannte Zeichnungen, Aquarelle und
Guaschen von Salomon Geßner freundlich erfüllt werde.
Noch eine Bitte ist zu formulieren, diese für das Landolthaus.
Die vom Kunsthaus und der Zentralbibliothek veranstaltete Aus-
stellung, zu der die Mitwirkung der Sammlung der Eidgenössischen
Technischen Hochschule zugesagt, die Beteiligung des Schweizeri-
schen Landesmuseums erbeten ist, wird in den der graphischen
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